Das Erbe der Braumeisterin - Thomas, C: Erbe der Braumeisterin
DRAMATIS PERSONAE
Bei Madlen in der Schildergasse:
MADLEN ,
Schankwirtin vom Goldenen Fass und eigensinnige junge Brauerin, die sich so schnell nicht in den Sudkessel spucken lässt
JOHANN ,
ehemaliger Kreuzritter, mit Kriegsnarben an Körper und Seele
VEIT ,
Johanns Freund, der Hand und Augenlicht verloren hat, aber nicht seinen klaren Blick
CASPAR ,
Madlens Brauknecht, der gern höher hinauswill
WILLI ,
Lehrbub, renitenter Griesgram
BERNI ,
Lehrbub, fröhlicher Tollpatsch
IRMLA ,
Madlens Magd, klatschsüchtig, aber beim Kochen völlig talentfrei
CUNTZ ,
Madlens alter Großvater, aufs Schnitzen versessen
KONRAD ,
Madlens erster Gatte
Bei den Beginen in der Glockengasse:
JULIANA ,
Madlens beste Freundin, ohne Erinnerung, aber mit leidvoller Vergangenheit
HILDEGUND ,
Julianas ungeliebter Schatten auf allen Wegen
SYBILLA ,
Meisterin des Konvents, der nur wenig entgeht
Von der Bruderschaft der Brauer:
EBERHARD ,
Braumeister und Schöffe, will Madlen unbedingt unter die Haube bringen
JACOP ,
sein nichtsnutziger Sohn, fatalerweise mit einem unseligen Hang zur käuflichen Liebe
ANNEKE ,
Eberhards Frau, kann sich nicht mit den Vorlieben ihres Sohnes anfreunden
BARTHEL ,
junger Braumeister, wie ein Wiesel in den Plan verbissen, Madlen als die Seine heimzuführen
Bei den Hardefusts:
WENDEL HARDEFUST ,
Kölner Patrizier, besitzt viel Geld und viel Macht, aber seiner Ansicht nach von beidem längst nicht genug
JOBST ,
sein Gefolgsmann fürs Grobe
SIMON HARDEFUST ,
Wendels schöngeistiger Sohn
DIETHER, Simons verständnisvoller Freund
URSEL HARDEFUST ,
Wendels Tochter, hat ihr Herz an eine unerfüllte Liebe gehängt
Im Palast beim Dom:
ERZBISCHOF KONRAD VON HOCHSTADEN ,
der wenig Skrupel hat, bei manchen Gelegenheiten aber durchaus ein Gewissen
OTT ,
sein Hauskaplan und Fels in der Brandung der erzbischöflichen Intrigen
Nachbarn:
AGNES ,
Madlens Nachbarin, nie um Gemeinheiten verlegen
HANS ,
ihr Gatte, der nicht viel zu melden hat
LUDWIG ,
Sohn der beiden, ängstigt sich vor Hunden und Fremden
Beim Henker:
HERMANN ,
seines Zeichens Scharfrichter, zieht sich gern gut an und hat überall die Finger drin
APPOLONIA ,
schöne Kurtisane und Hermanns bestes Pferd im Stall
KUNLEIN ,
ihre Base
Bei den Raubrittern:
DRAGO ,
bärtiger Unhold, zu jeder Schandtat bereit
Prolog
Köln, März 1259
»Fort mit euch! Ihr kriegt nichts mehr!« Lachend schob Madlen die Becher zurück, die ihr von zwei beharrlichen Gästen entgegengereckt wurden. »Für heute ist Schluss!«
Maulend zogen die beiden von dannen. Die Schankstube Zum Goldenen Fass leerte sich nur langsam. Nach den ausschweifenden Vergnügungen und den durchzechten Nächten des Karnevals mochten die üblichen Besucher der Schänke sich noch nicht recht mit den Beschränkungen der Fastenzeit abfinden, die in der Vorwoche begonnen hatte.
Konrad, Madlens Mann, machte sich an die undankbare Aufgabe, den letzten noch verbliebenen Gast aufzuwecken, der den Kopf auf die verschränkten Arme gebettet hatte und laut vor sich hin schnarchte. Er war schon betrunken im Goldenen Fass aufgekreuzt und befand sich nach etlichen Bechern starken Würzbieres im Vollrausch. Ohne die tatkräftige Hilfe von Caspar, dem Knecht, wäre es Konrad nicht gelungen, den Mann nach draußen zu bugsieren.
Es war längst dunkel, vor einer Weile hatte es bereits zur Komplet geläutet, doch rechter Hand in Richtung Neumarkt war noch Fackellicht zu sehen. Konrad gab dem Betrunkenen einen Schubs in die passende Richtung. »Da drüben auf dem Platz sind noch Leuchtenmänner. Eine gute Nacht wünsche ich dir.«
»Mo-morgen komm ich wieder«, lallte der Mann. »W-weil euer B-Bier so gut ist!« Summend torkelte er davon.
»Müde?« Konrad trat zu Madlen, legte die Arme um sie und küsste sie auf die Wange.
Seufzend schmiegte sie sich an ihn. »Ja, und wie. Aber es war ein guter Tag. Wir haben viel verkauft.«
»Nie schmeckt das Bier besser als zur Fastenzeit«, bemerkte Caspar im Hintergrund.
Madlen lachte, und die Männer stimmten ein. Einträchtig und mit eingespielten Handgriffen machten sie sich ans Aufräumen. Während Konrad die leeren Trinkgefäße und fettigen Speisebretter einsammelte und in den Spülbottich legte, fegte Caspar den Steinboden und hob herabgefallene Becher auf. Wasser platschte, als Madlen mit Bürste und nassem Putzlumpen den fleckigen Bänken und Tischen zu Leibe rückte. Die Türen zur Straße und zum Hof hin
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