Beißen fuer Anfaenger (komplett)
war, meine Arme packte und mich an sich zog. Für eine Sekunde verharrten wir so – ich fest damit rechnend, von ihm gebissen zu werden, während er mich mit Augen fixierte, die sich zu der Farbe schimmernden Ebenholzes verdunkelten.
»Ich will mich nicht mit dir anlegen, Fran.« Langsam, ganz langsam glitt seine Hand meinen Arm hinab. Ich beobachtete sie, wie sie sich meiner nackten, meiner ungeschützten Hand näherte, einer Hand, die mich daran hinderte, so glücklich zu sein wie jeder andere Teenager.
»Nicht«, sagte ich, beschämt darüber, dass es wie ein Wimmern klang.
»Vertrau mir«, sagte er sanft. Seine Finger glitten über den Rücken meiner bloßen Hand, dann schoben sie sich darunter und hoben meinen Arm an, bis unsere Handflächen aneinanderlagen. Ich keuchte, dann wartete ich mit angehaltenem Atem auf die Flutwelle von Bildern, auf die Gesamtheit dessen, was von seinem Geist in meinen strömen würde.
Da war nichts. Ich berührte ihn, Hand an Hand, aber ich spürte nichts, sah nichts.
Ich hob den Blick von unseren Händen zu seinem Gesicht. »Wie machst du das? Wie kannst du dich einfach so abstellen?«
Er flocht die Finger in meine, als mir mit einem Mal bewusst wurde, dass er ein Junge war und ich ein Mädchen, die hier standen und Händchen hielten.
»Du weißt, wer ich bin.«
»Ich weiß, was du bist, falls du das meinst.«
Er nickte. »Was weißt du über uns?«
»Ich weiß, dass du ein Vampir bist …« Seine Finger verstärkten ihren Griff um meine.
Mist. Ich habe das V-Wort benutzt
. »… aber ihr zieht es vor, euch Dunkle zu nennen. Ich weiß, dass ihr Menschenblut trinkt, um zu überleben, und du wahrscheinlich mehrere Hundert Jahre alt bist. Ist Imogen deine ältere Schwester oder deine jüngere?«
»Sie ist älter.«
Ich konnte selbst nicht sagen, warum mich das erleichterte – immerhin war er vermutlich mindestens dreihundert Jahre alt –, aber das tat es. »Und ich weiß, dass du die meiste Zeit traurig bist, aber irgendwie kannst du die Bilder in deinem Geist von mir fernhalten, während du gleichzeitig in meinen Kopf sprichst.«
»Weißt du irgendetwas darüber, wie ein Dunkler erschaffen wird? Wie er erlöst werden kann?«
»Hm … du wurdest erschaffen … indem ein dämonischer Fürst dich verfluchte?«
Ich hatte seine Augen schon vorher für dunkel gehalten, doch nun wurden sie pechschwarz. »Mein Vater wurde von einem dämonischen Fürsten verflucht.«
»Ach, stimmt ja. Imogen hat mal erwähnt, dass die Sünden der Väter an die Söhne weitervererbt werden, aber nicht an die Töchter. Über Erlösung weiß ich rein gar nichts.«
Er betrachtete unsere miteinander verschränkten Hände. Es war seltsam, ihn zu berühren, seine warmen Finger an meinen zu spüren, ohne dass sich mein Kopf mit seinen Gedanken und Erinnerungen und allem anderen, was ich sonst auffing, wenn ich Körperkontakt zu jemandem hatte, füllte. »Für jeden Dunklen gibt es nur eine einzige Frau, seine Auserwählte, die seine Seele zu retten vermag, indem sie seine Dunkelheit mit ihrem Licht vertreibt und ihn auf diese Weise heilt.«
»Oh«, sagte ich. Was nicht der cleverste Kommentar war. Aber der Kerl hielt meine Hand, und es fiel mir schwer, an etwas anderes zu denken als daran, wie warm sie war.
»Du bist meine Auserwählte.«
Ich riss mich von ihm los und machte einen Satz nach hinten, sodass ich ungebremst mit dem Metallgestänge, das das Zelt stützte, kollidierte. Der spitze Knochen an meinem Handgelenk knallte dagegen, und ich jaulte vor Schmerz. »Du bist verrückt!«, ächzte ich, während ich mir die wunde Stelle rieb. »Du bist ein Psychopath! Ein totaler Irrer! Ein Stalker!«
Er machte einen Schritt auf mich zu. »Ich habe in dieser Angelegenheit keine Wahl. Dunkle haben nur eine einzige Auserwählte – viele finden ihre nie. Ich hatte die Hoffnung, meine je zu finden, fast aufgegeben. Zeig mir dein Handgelenk.«
»Wozu? Damit du reinbeißen kannst? Auf keinen Fall! Fass mich bloß nicht an! Du bist irgendein völlig kranker Vampir-Perversling. Geh mir von der Pelle!«
»Ich schwöre, dass ich dich nicht verletzen werde, und ich bin auch kein kranker Vampir-Perversling. Zeig mir dein Handgelenk.«
Er stand nun so dicht bei mir, dass er sich mein Handgelenk einfach hätte schnappen können, trotzdem berührte er mich nicht, stattdessen wartete er darauf, dass ich es ihm wie ein gehorsames kleines Schaf offerierte.
Aber wenn ich eins
nicht
war, dann ein gehorsames
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