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Bel Ami (German Edition)

Bel Ami (German Edition)

Titel: Bel Ami (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guy de Maupassant
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Dame?«
    »Die Vicomtesse de Percemur, die unter dem Namen ‘Samtpfötchen’« schreibt.«
    Er war starr und hätte am liebsten laut aufgelacht:
    »Samtpfötchen! Das sollen Samtpfötchen sein! Und ich habe mir darunter eine junge, schöne Frau wie Sie gedacht. Na, das ist glänzend, ausgezeichnet!«
    Ein Diener erschien in der Tür und meldete:
    »Es ist angerichtet.«
    Das Diner war zwanglos und lustig, eines jener Diners, bei denen man von allem redet und nichts sagt.
    Duroy saß zwischen der häßlichen Tochter des Hausherrn, Fräulein Rose, und Madame de Marelle. Diese Nachbarschaft war ihm doch etwas peinlich, wenn sie auch vortrefflich bei Laune zu sein schien und ununterbrochen plauderte. Er war zuerst befangen und verwirrt, wie ein Musiker, der den Ton verloren hat. Allmählich fand er aber auch seine Sicherheit wieder. Sie sahen sich gegenseitig immer häufiger an, und ihre Blicke befragten einander und verstrickten sich so innig und verliebt wie früher. Plötzlich schien es ihm, als ob unter dem Tische etwas seinen Fuß streifte. Langsam schob er sein Bein vor, bis es an das seiner Nachbarin stieß, ohne daß sie vor dieser Berührung zurückwich. Sie sprachen dabei nicht miteinander, sondern jeder beschäftigte sich sehr eifrig mit seinem anderen Nachbarn.
    Duroys Herz pochte. Er schob etwas weiter sein Knie vor. Er fühlte einen leichten Gegendruck, und er begriff, daß ihre Liebe wieder begonnen hatte.
    Wie würden sie miteinander sprechen? Das war gleichgültig; aber ihre Lippen zitterten jedesmal, wenn ihre Blicke sich begegneten. Doch der junge Mann wollte auch gegen die Tochter seines Chefs liebenswürdig sein und redete sie von Zeit zu Zeit an. Sie antwortete ganz wie ihre Mutter und wußte immer sofort, was sie erwidern sollte. Zur Rechten des Herrn Walter saß mit der Haltung einer Prinzessin die Vicomtesse de Percemur; und Duroy, der sich über diesen Anblick amüsierte, fragte ganz leise Madame de Marelle:
    »Kennen Sie vielleicht auch die andere, die unter dem Namen »Roter Domino« schreibt?«
    »Gewiß. Die Baronin de Livar!«
    »Auch so eine Massengestalt?«
    »Nein. Aber genau so komisch. Sie ist ein langes Gerippe von sechzig Jahren, mit falschen Löckchen und langen Zähnen wie eine Engländerin und mit Anschauungen aus der Großväterzeit, Toilette desgleichen.«
    »Wo hat man nur diese literarischen Berühmtheiten aufgegabelt?«
    »Die Emporkömmlinge des Bürgertums schwärmen immer noch für Abfälle aus adligem Geschlecht.«
    »Sonst liegt kein Grund vor?«
    »Keiner.«
    Am Tisch hatte jetzt eine politische Debatte zwischen dem Chef, den beiden Deputierten, Norbert de Varenne und Jaques Rival begonnen; sie dauerte bis zum Dessert.
    Als man wieder im Salon war, näherte sich Duroy von neuem Madame de Marelle. Er sah ihr tief in die Augen und fragte:
    »Darf ich Sie heute nach Hause begleiten?«
    »Nein.«
    »Warum nicht?«
    »Weil Herr Laroche-Mathieu, der mein Nachbar ist, mich jedesmal bis zur Haustür begleitet, wenn ich hier abends bin.«
    »Wann darf ich Sie dann sehen?«
    »Kommen Sie morgen zum Frühstück.«
    Ohne ein weiteres Wort trennten sie sich.
    Duroy blieb nicht lange. Er fand die Gesellschaft zu eintönig. Auf der Treppe holte er Norbert de Varenne ein, der sich ebenfalls empfohlen hatte. Der alte Dichter faßte ihn unterm Arm. Da sie auf so verschiedenen Gebieten tätig waren, brauchte er seine Rivalität nicht zu fürchten und brachte dem jungen Manne ein gewisses väterliches Wohlwollen entgegen.
    »Wollen Sie mich ein Stückchen nach Hause begleiten?« fragte er.
    »Mit größtem Vergnügen, verehrtester Meister!«
    Sie gingen langsam weiter und schritten den Boulevard Malherbes hinunter.
    Paris lag in dieser kalten Winternacht fast menschenleer da,. Es war eine Nacht, in der die Sterne viel weiter entfernt schienen als sonst und der eisige Windhauch aus der Unendlichkeit des Weltalls weit jenseits der Sterne zu kommen scheint,
    Anfangs sprachen die Männer kein Wort; dann äußerte Duroy, um doch etwas zu sagen:
    .,Herr Laroche-Mathieu scheint recht klug und unterrichtet zu sein.«
    »Finden Sie?« murmelte der alte Dichter.
    Überrascht und zögernd erwiderte Duroy:
    »Allerdings, er gilt ja für einen der fähigsten Köpfe in der Kammer.«
    »Möglich. Unter den Blinden ist der Einäugige König. Diese ganze Gesellschaft, sehen Sie, ist sehr mittelmäßig. Ihr Geist steckt zwischen zwei Wänden — Geld und Politik. — Es sind alberne dumme Jungen, mein

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