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Die Schwarze Schwesternschaft

Titel: Die Schwarze Schwesternschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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1. Kapitel
    Der Bote war eine Frau, und obwohl sie darkovanische Kleidung trug, war sie keine Darkovanerin und nicht daran gewöhnt, des Nachts auf den Straßen der Altstadt von Thendara unterwegs zu sein. Sie hielt sich daran, dass anständige Frauen selten belästigt werden, wenn sie sich um ihre eigenen Angelegenheiten kümmern, sich benehmen und dreinblicken, als hätten sie ein bestimmtes Ziel. Deshalb trödelte sie nicht, sondern blieb ständig in Bewegung.
       Sie hatte ihre Lektion so gut gelernt, dass sie auch den Marktplatz raschen Schrittes überquerte, weder nach links noch nach rechts sah, die Augen immer geradeaus.
       Die rote Sonne von Cottman IV, inoffiziell von den Beschäftigten auf dem Raumhafen des Terranischen Imperiums die Blutige Sonne genannt, schwebte am Rand des Horizonts und erzeugte ein angenehmes Zwielicht von rötlichem Umbra. Ein einziger Mond, im Abnehmen begriffen, stand wie ein blassvioletter Schatten hoch am Himmel. Auf dem Markt schlossen die Händler die Läden an den Frontseiten ihrer Stände. Eine Frau, die gebratenen Fisch verkaufte, kratzte die letzten knusprigen Krumen aus dem Kessel. Ein paar herrenlose Katzen beobachteten sie dabei. Sie warf ihnen die Reste hin und provozierte unter ihren Füßen einen Katzenkrawall, dem sie eine Weile belustigt zusah. Dann legte sie den Kessel auf die Seite und filterte das Fett durch mehrere Lagen Tuch. In der Nähe ließ ein Sattelmacher die Rolläden seines Stands hinunterrasseln und sicherte sie mit einem Vorhängeschloss.
       Ein reicher Mann, dachte die darkovanisch gekleidete Terranerin. Er kann sich ein terranisches Metallschloss leisten. Der Planet Darkover, Cottman IV für die Terraner, war arm an Metallen. Andere Händler banden ihre Läden mit Stricken fest und verließen sich darauf, dass es dem Nachtwächter auffallen würde, wenn eine unbefugte Person sich daran zu schaffen machte. Eine Bäckerin brachte gerade noch ihre letzten altbackenen Rosinenbrötchen an den Mann: Sie blickte auf, als die terranische Botin mit schnellen Schritten vorüberging.
       »He! Vanessa n’ha Yllana, wohin so eilig?«
       Vanessa strebte so entschlossen vorwärts, dass sie mehrere Schritte über den Stand der Bäckerin hinaus war, bevor sie die Worte wirklich hörte. Sie blieb stehen, kehrte zurück und lächelte der rundlichen Frau zu, die einem kleinen Jungen mit einem Rosinenbrötchen in der Hand gerade das Wechselgeld herausgab.
       »Sherna«, entschuldigte sie sich, »ich habe dich gar nicht gesehen.«
       »Das habe ich mir gedacht«, lachte die Bäckerin. »Du bist gerannt, als wäre dir zumindest eine ganze Banshee-Kolonie auf den Fersen, meine Liebe! Möchtest du vielleicht ein Brötchen?« Vanessa zögerte, und Sherna drängte: »Nimm ruhig, es hat keinen Sinn, sie ins Gildenhaus zurückzutragen, denn es sind nicht genug, dass jeder eins zum Abendessen haben könnte.«
       So aufgefordert, nahm sich Vanessa eins der übrig gebliebenen Brötchen und biss hinein. Es schmeckte herzhaft nach den gemahlenen Nüssen, mit denen das Mehl gestreckt war, und süß nach getrockneten Früchten. Der Kaufmann nebenan begann, das Pflaster vor seinem Laden zu fegen, und Vanessa, noch kauend, trat automatisch zur Seite.
       »Bist du unterwegs zum Gildenhaus, oder hast du etwas anderes vor?«, erkundigte sich Sherna.
       »Zum Gildenhaus«, antwortete Vanessa. »Ich hätte gleich daran denken sollen, zu dir zu kommen, damit wir den Weg gemeinsam machen können.« Insgeheim ärgerte sie sich über sich selbst. Wo hatte sie ihren Verstand gelassen?
       »Gut«, nickte Sherna. »Du kannst mir helfen, die Körbe zu tragen. Aber heute Abend ist kein Brücken-Treffen, nicht wahr?«
       »O nein, nein, nicht dass ich wüsste.« Vanessa ergriff einen der Brotkörbe. »Ich habe eine Botschaft für Margali n’ha Ysabet. Ich kann nicht begreifen, warum die Gildenmütter sich weigern, im Gildenhaus einen Kommunikator installieren zu lassen. Dann wäre es nicht mehr notwendig, Boten durch die Straßen zu schicken, vor allem nach Dunkelwerden.«
       Sherna lächelte nachsichtig. »Du Terranan! Soll der Lärm von dem Ding bei Tag und Nacht in unsere Privatsphäre eindringen, nur um einem Boten die Mühe zu sparen, ein paar Minuten bei gutem Wetter zu laufen? Ah, deine armen, missbrauchten Füße, das Herz tut mir weh um die faulen Dinger!«
       »Das Wetter ist nicht immer so gut«, protestierte Vanessa, aber es war ein alter Streit,

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