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Berg der Legenden

Berg der Legenden

Titel: Berg der Legenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Archer
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Ausgabe der Times zusammen und legte sie neben seine Füße in den Sand. Seiner Frau sagte er nichts. Sie lag neben ihm auf einem Liegestuhl, genoss mit geschlossenen Augen die gelegentlichen Sonnenstrahlen und war sich der möglichen Gefahr, der ihr ältester Sohn sich ausgesetzt sah, gar nicht bewusst. Reverend Mallory wusste, dass Annie nur in Panik geraten würde, so wie damals, als der Junge während einer Versammlung der Müttervereinigung auf das Dach des Gemeindesaals geklettert war.
    Rasch sah er nach seinen anderen drei Kindern, die zufrieden am Rand des Wassers spielten, gänzlich gleichgültig gegenüber dem Schicksal ihres Bruders. Avie und Mary sammelten vergnügt Muscheln, die von der Morgenflut an den Strand gespült worden waren, während ihr jüngerer Bruder Trafford voller Konzentration ein Blecheimerchen mit Sand füllte. Erneut richtete Mallory seine Aufmerksamkeit auf seinen Sohn und Erben, der noch immer entschlossen auf den Felsen zustrebte. Er machte sich noch keine Sorgen, gewiss würde der Junge bald einsehen, dass er umkehren musste. Doch sobald die Wellen die Kniehosen des Jungen umspülten, erhob er sich von seinem Liegestuhl.
    Obwohl das Wasser George jetzt fast bis zum Hals reichte, zog er sich geschickt aus dem Wasser, kaum dass er eine schartige Felsnase erreicht hatte, und kletterte rasch von Vorsprung zu Vorsprung bis ganz nach oben. Dort ließ er sich nieder und starrte zum Horizont. Obwohl Geschichte sein Lieblingsfach in der Schule war, hatte ihm offensichtlich niemand von König Knut erzählt.
    Sein Vater beobachtete inzwischen mit einigem Bangen, wie die Wellen achtlos gegen die Felsen brandeten. Geduldig wartete er darauf, dass der Junge sich der Gefahr bewusst würde, in der er schwebte. Dann würde er sich gewiss an ihn wenden und ihn um Hilfe bitten, doch das tat er nicht. Als die ersten Gischtspritzer die Zehen des Jungen berührten, ging Reverend Mallory langsam an den Rand des Wassers. »Sehr gut, mein Junge«, murmelte er, als er an seinem Jüngsten vorbeikam, der mittlerweile eifrig an einer Sandburg baute. Doch nie ließ er seinen ältesten Sohn aus den Augen, der immer noch nicht zurückgeblickt hatte, obwohl das Wasser inzwischen seine Knöchel bedeckte. Reverend Mallory stürzte sich ins Meer und schwamm auf den Felsen zu, doch mit jedem Zug seines kommissmäßigen Bruststils stellte er fest, dass dieser weiter entfernt war, als er sich vergegenwärtigt hatte.
    Endlich erreichte er sein Ziel und zog sich am Felsen hoch. Während er ungeschickt zur Spitze kletterte, schnitt er sich mehrmals die Beine auf und ließ es überhaupt an der Trittsicherheit mangeln, die sein Sohn zuvor gezeigt hatte. Als er sich zu dem Jungen gesellte, versuchte er, sich weder seine Atemlosigkeit noch sein beträchtliches Unbehagen anmerken zu lassen.
    In diesem Moment hörte er sie schreien. Er wandte sich zu seiner Frau um, die am Rand des Wassers stand und verzweifelt rief: »George! George!«
    »Vielleicht sollten wir uns besser auf den Rückweg machen, mein Junge«, schlug Reverend Mallory vor, wobei er sich bemühte, seine Besorgnis nicht durchklingen zu lassen. »Wir wollen deine Mutter doch nicht beunruhigen, nicht wahr?«
    »Nur noch einen Moment, Papa«, bettelte George, der weiterhin entschlossen auf das Meer hinausblickte. Doch sein Vater entschied, dass sie nicht länger warten konnten, und zog seinen Sohn sanft vom Felsen.
    Es dauerte wesentlich länger, sie beide zurück zum sicheren Strand zu bringen, da Reverend Mallory, seinen Sohn in den Armen haltend, auf dem Rücken schwimmen musste und nur die Beine benutzen konnte. Es war das erste Mal, dass George gewahr wurde, dass der Rückweg wesentlich länger dauern konnte als der Hinweg.
    Als Georges Vater schließlich auf dem Strand zusammenbrach, eilte seine Mutter herbei. Sie fiel auf die Knie und drückte das Kind an ihren Busen, bis es fast erstickte. »Gott sei Dank, Gott sei Dank!«, rief sie, während sie ihrem erschöpften Gatten nur ein mäßiges Interesse entgegenbrachte. Georges beide Schwestern standen leise schluchzend mehrere Schritte von der herannahenden Flut entfernt, während sein jüngerer Bruder immer noch damit beschäftigt war, seine Burg auszubauen, viel zu jung, als dass irgendein Gedanke an den Tod sein Gemüt hätte trüben können.
    Schließlich setzte Reverend Mallory sich auf und starrte seinen ältesten Sohn an, der schon wieder aufs Meer blickte, obwohl der Felsen nicht länger zu sehen war.

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