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Berg der Legenden

Berg der Legenden

Titel: Berg der Legenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Archer
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regieren?«
    »Ganz einfach. Es gab keinen männlichen Erben, der den Thron hätte besteigen können«, erwiderte sein Vater mit dem Gefühl, unbekanntes Terrain zu betreten.
    »Welch ein Glück für England, dass auch kein Mann da war, als Königin Elizabeth den Thron erbte«, meinte George. »Vielleicht ist es an der Zeit, Mädchen dieselben Möglichkeiten zu bieten wie Jungen, damit sie sich in der Welt behaupten können.«
    »Das würde niemals funktionieren«, stotterte sein Vater. »Solch eine Vorgehensweise würde die natürliche Gesellschaftsordnung umstürzen. Und wenn es so käme, George, wie sollte deine Mutter dann jemals eine Köchin oder eine Spülmagd finden?«
    »Indem sie einen Mann für diese Arbeit einstellt«, erwiderte George unbekümmert.
    »Allmächtiger, George, ich glaube fast, du verwandelst dich in einen Freidenker. Hast du dir etwa das Gerede von diesem Burschen Bernard Shaw angehört?«
    »Nein, Papa, aber ich habe seine Artikel gelesen.«
    Es war nicht ungewöhnlich, dass Eltern argwöhnten, ihr Nachwuchs könnte klüger sein als sie selbst, doch Reverend Mallory war nicht bereit, sich das einzugestehen, da George erst vor kurzem seinen zehnten Geburtstag gefeiert hatte. George hob gerade an, seine nächste Frage abzufeuern, nur um festzustellen, dass sein Vater immer weiter zurückfiel. Denn wenn es ums Klettern ging, hatte selbst Reverend Mallory schon vor langer Zeit akzeptiert, dass sein Sohn in einer anderen Klasse spielte.

3
    George vergoss keine Träne, als seine Eltern ihn in die Privatschule fortschickten. Nicht, weil er nicht wollte, sondern weil ein anderer Junge, gekleidet in denselben roten Blazer und dieselben kurzen, grauen Hosen, sich auf der anderen Seite des Eisenbahnabteils die Seele aus dem Leib heulte.
    Guy Bullock entstammte einer anderen Welt. Er konnte George nicht genau erklären, womit sein Vater sein Geld verdiente, aber was immer es war, das Wort Industrie kam häufig darin vor – was seine Mutter gar nicht schätzen würde, davon war George überzeugt. Und noch etwas wurde hinreichend deutlich, nachdem Guy ihm von den Familienferien in den Pyrenäen erzählt hatte: Dieses Kind hatte den Ausdruck Wir müssen den Gürtel enger schnallen noch nie gehört. Gleichwohl waren sie, als sie am späten Nachmittag den Bahnhof von Eastbourne erreichten, bereits die besten Freunde.
    Im Schlafsaal der jüngeren Schüler schliefen die beiden Jungen in nebeneinanderstehenden Betten, saßen im Klassenraum nebeneinander, und als ihr letztes Jahr in Glengorse begann, war niemand überrascht, als sie im selben Zimmer landeten. Obwohl George bei nahezu allem, was sie anpackten, besser war, nahm Guy ihm dies offenkundig niemals übel. Vielmehr schien er sich im Erfolg seines Freundes zu sonnen, selbst als George zum Kapitän der Footballmannschaft ernannt wurde und schließlich ein Stipendium für Winchester gewann. Guy erzählte seinem Vater, dass er selbst es niemals auf dieses angesehene College geschafft hätte, wenn er sich nicht das Zimmer mit George geteilt hätte, der ihn unablässig gedrängt hatte, sich mehr anzustrengen.
    Während Guy die Ergebnisse der Aufnahmeprüfungen studierte, die am Schwarzen Brett der Schule aushingen, schien George mehr Interesse für die Ankündigung zu zeigen, die darunter angeheftet war. Mr Deacon, der Chemiepauker, lud die Schüler der Abschlussklasse zu einer Bergwanderung in Schottland ein. Guy interessierte sich nur mäßig fürs Bergsteigen, doch sobald George seinen Namen in die Liste eingetragen hatte, kritzelte er seinen ebenfalls darunter.
    George hatte niemals zu Mr Deacons Lieblingsschülern gehört, möglicherweise, weil Chemie kein Fach war, in dem er brillierte. Doch seine Leidenschaft für das Bergsteigen wog seine Gleichgültigkeit gegenüber Bunsenbrenner und Lackmuspapier bei weitem auf, und so beschloss George, dass er schon irgendwie mit Mr Deacon auskommen würde. Immerhin, so vertraute er Guy an, konnte der verdammte Bursche nicht allzu verkehrt sein, wenn er die Mühe auf sich nahm, einmal jährlich eine Bergtour zu organisieren.
    ***
    Von dem Augenblick an, als sie einen Fuß in die kargen Highlands von Schottland setzten, befand George sich in einer anderen Welt. Am Tage wanderte er über die mit Farnen und Heidekraut bedeckten Hügel, während er abends bei Kerzenschein in seinem Zelt saß und Der seltsame Fall des Dr. Jekyll und Mr Hyde las, ehe er widerstrebend in den Schlaf sank.
    Wann immer Mr Deacon

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