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Bernie allein unterwegs

Bernie allein unterwegs

Titel: Bernie allein unterwegs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Thiesler
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schlie - ßenden Deckel, und sie kam nicht mehr heraus. Und wieder eine andere war vom Badewannenrand gerutscht und hatte dann ewig im Vanille-Schaumbad herumgezappelt, bis sie von ihrem Frauchen gefunden wurde …
    So was könnte uns Hunden niemals passieren. Wir klettern nicht auf Bäume und balancieren nicht auf Badewannenrändern. Stattdessen liegen wir auf Sofas und Bettvorlegern oder gemütlich in unseren Körbchen und sind froh, wenn wir ’ne Weile ungerührt schnarchen können.
    Es war schrecklich, von warmen, weichen Körbchen zu träumen, während ich in den wilden Nordseefluten herumpaddelte. Noch nie in meinem Leben war ich so durchweicht gewesen wie jetzt gerade, und noch nie hatte ich mich so schlecht und so verzweifelt gefühlt.
    Ganz schwach hörte ich in der Ferne eine Kirchenglocke. Das war wahrscheinlich die Sturmglocke, die alle Inselbewohner warnte, weil Gefahr im Verzug war und man auf alle Fälle
zu Hause bleiben musste. Nur ich Idiot rannte durch die Nacht und suchte eine kleine Katze, die ich noch nicht einmal kannte.
    Auf einmal zog Nebel auf, und jetzt konnte ich die Lichter des Hauses von Ole und Minna nur noch erahnen. Sie waren hinter einem dichten Schleier verschwunden und wurden immer schwächer, je weiter ich mich entfernte. Wenn ich nicht aufpasste, würde ich die Orientierung verlieren und einfach ins Meer hinauslaufen oder beim Anleger in die tosenden Fluten fallen.
    Ich beschloss, noch ein paar Minuten lang weiterzugehen und dann umzukehren.
    Plötzlich stieß ich mit der Schnauze gegen etwas Hartes. Ich biss hinein und merkte nach einer Weile, dass es sich um einen hölzernen Weidezaun handelte. Das war wunderbar, denn so konnte ich mich mit den Zähnen daran festhalten und wurde nicht so schnell abgetrieben.
    Von Zaunpfahl zu Zaunpfahl biss ich mich vorwärts, bis meine Zähne ganz taub und gefühllos waren.
    Der Sturm nahm zu, und das Wasser stieg unaufhörlich. Das merkte ich daran, dass ich jetzt gar keinen Grund mehr unter den Pfoten hatte. Es war höchste Zeit zurückzuschwimmen, wenn ich auf dieser Hallig nicht jämmerlich ersaufen wollte.
    Aber ich war bereits jetzt völlig erschöpft und musste unbedingt einen Moment lang verschnaufen. Mühsam hechelnd, rang ich nach Atem, und in diesem Moment schwappte eine Welle über mich hinweg. Ich schluckte eine Menge Salzwasser und musste fürchterlich spucken und husten. Jetzt war auch
mein Kopf, den ich bisher immer über Wasser gehalten hatte, nass, und ich spürte daher umso deutlicher, wie mir der kalte Wind um die Ohren pfiff.
    Ich wollte mich gerade am Zaun in die Richtung hangeln, wo ich im Dunkeln noch einen schwachen Lichtschein erahnen konnte, als ich irgendwo in meiner Nähe ein leises Wimmern hörte. Das tosende Wasser und der pfeifende Wind übertönten das Geräusch immer wieder.
    Ich strengte mich an und horchte, so gut ich konnte, war mir aber nicht sicher, ob ich mich nicht verhört hatte.

EIN ECHTER SEEHUND
    Da war es wieder. Leise zwar, aber ich konnte die Richtung jetzt deutlich ausmachen. So ein klägliches Weinen hatte ich noch nie gehört, und es brach mir fast das Herz.
    Es kostete mich meine ganze Kraft, bei dem Schietwetter zu schwimmen und nicht abgetrieben zu werden, aber das Wimmern kam immer näher. Das machte mir Mut und ließ mich durchhalten.
    Und schließlich sah ich Tinka direkt vor mir. Sie hockte pitschnass auf einem Stück Treibgut, das sich an einem Busch verfangen hatte. Zum Glück, denn sonst wäre sie ins offene Meer hinausgetrieben.
    Das Holzstück, auf dem sie völlig verängstigt saß, war so dick, dass ich es nicht in die Schnauze nehmen und wie ein Boot übers Wasser schieben konnte. Also packte ich Tinka kurzerhand am Genick, so wie es unsere Mutter immer mit uns gemacht hatte, wenn sie uns irgendwohin tragen wollte, und dabei quietschte Tinka, als ob ihr letztes Stündlein geschlagen hätte. Dabei wollte ich ihr doch nur helfen.
    Ich drehte mich um und schwamm zurück. Dorthin, wo das Licht durch den Nebel drang. Aber das war noch schwieriger
und anstrengender, als der Weg zu Tinka. Sie war eine winzige Katze, aber in meiner Schnauze wurde sie mit jedem Stückchen, das wir vorankamen, schwerer. Außerdem musste ich den Kopf extrem hoch halten, damit sie nicht im Wasser hing und ertrank.

    Und in dieser Situation wünschte ich mir noch sehnlicher als sonst, endlich so groß und stark zu sein wie Hugo vom Walde. Für ihn wäre diese ganze Rettungsaktion wahrscheinlich ein

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