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Beschuetz Mein Herz Vor Liebe

Beschuetz Mein Herz Vor Liebe

Titel: Beschuetz Mein Herz Vor Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Asta Scheib
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vielleicht war es auch ein Nachthemd. Jedenfalls formlos wallend. Und Loni hockte wie ein heller schwerer Stein vor der Tür des Verschlags. Und ihre Stimme klang nach der Aggression einer durchwachten Nacht.
    »Sie sind selber schuld. Alle Juden sind selber schuld.«
    Therese spürte die Stille, in der sie beide wie in einem Meer zu schwimmen schienen. Zwei Figuren, wie aufeinem unterbelichteten Foto. Therese fand keine Worte, die sie Loni hätte sagen dürfen. Wie giftige Zischlaute einer Schlange stieß Lonie hervor, was sie offenbar über drei Jahre lang in sich eingeschnürt hatte.
    »Wir haben Sie hier auf dem Hals. Wir riskieren Kopf und Kragen. Und Sie? Sie sind wie alle Juden. Der Jude wollte alles an sich reißen. Der Jude hetzt im Ausland gegen uns. Erzählt Greuelmärchen. Jüdisch marxistische Hetzer haben sich bei uns eingenistet. Sie sind genauso. Schleichen sich hier ein, nehmen mir meinen Mann weg, meinen Sohn.«
    Loni rollte sich weg von der Tür, richtete sich vor Therese auf, die sich unwillkürlich nah an die Wand hinschob, die Arme fest um die Knie geschlungen.
    »Irgendwoher«, sagte Loni, »irgendwoher muß es doch kommen, daß keiner die Juden will. Das geht doch durch die Jahrhunderte. Der hochmütige, reiche Jude, der alles an sich reißt. Haben Sie mal Ihren Vater gefragt, woher er seinen Reichtum hatte? Jetzt ist er tot. Und Sie liegen hier. Ein Haufen stinkender Müll. Es gibt noch Gerechtigkeit.«
    Loni bückte sich, um durch die Tür zu schlüpfen, und für Sekunden ragte ihr mit grauem Barchent verhüllter Hintern vor Therese auf, wie die Kehrseite einer Elefantenkuh. Und Therese war über diese kolossale Fülle mehr deprimiert als über das Gehörte. Was Loni gerade ausgespuckt hatte, war Therese sattsam bekannt. Es traf sie zwar, verletzte sie aber nicht mehr.
     
    Therese betastete sich – die tiefe Kuhle ihres Bauches, die Hüftknochen standen so scharf hervor wie die Rippenbogen. Einen großen Busen hatte Therese nie gehabt, außer in der Schwangerschaft. Aber inzwischen war das alles flach. Manchmal glaubte Therese, sie sähe auf Bauch, Busen und Oberschenkel silbrige Striche aufschimmern. Spurenihrer verlorenen Fruchtbarkeit. Therese glaubte, daß ihr Stoffwechsel längst alle Energiereserven abgebaut hatte. Wahrscheinlich litt sie schon an Auszehrung. Jedenfalls brachte sie es kaum noch fertig, längere Zeit aufrecht zu stehen, dann brach ihr sofort der Schweiß aus. Die Nackenhaare schienen sich aufzustellen. Ihr wurde übel, sie mußte sich wieder hinlegen. Erstaunlich, wie die Darmfunktionen sich dem aufgedrängten Rhythmus angepaßt hatten. So widerlich und demütigend in der ersten Zeit die Verrichtungen auf dem Eimer gewesen waren, den Kaspar Lechner dann allabendlich fortschaffte, so erstaunlich präzise folgte der Körper inzwischen der Notwendigkeit. Wenn die Polizisten abends auf Streife gingen, holte Max Therese nach unten, wo hinter dem Haus die Toilette angebaut war. In aller Regel war der Toilettengang um sieben Uhr abends fällig, und Thereses Darm hatte das schließlich akzeptiert.
    Loni blieb bei den Toilettengängen unsichtbar. Kaspar Lechner ebenfalls. Sie paßten auf, damit nicht ein unerwarteter Besucher zur Katastrophe wurde. Therese selbst beeilte sich, um rasch wieder in ihren Verschlag zu kommen, obwohl sie jede Sekunde genoß, die sie draußen zubringen konnte. Stehen und gehen wie ein Mensch. Therese wußte, daß Loni die einzige im Hause war, die ihr das nicht gönnte.
    Nicht einmal in ihrem Judenhaß konnte Loni sich mit Kaspar verständigen. Nach einer Hetzmeldung im Radio, daß die Juden schuld seien am Krieg, hatte Therese Kaspar Lechner gefragt, ob er das auch glaube, und Kaspar Lechner hatte gesagt, das sei doch Blödsinn. Schließlich sitze seit über zehn Jahren kein Jude mehr in der Regierung. In keiner verantwortlichen Stellung.
    »Ich bin ja kein Studierter, ich hab ja nicht mal Abitur. Und die einzigen Juden, die ich persönlich kenne, gehörenzu Ihrer Familie. Aber mein Vater und mein Großvater, die haben sich immer an die jüdischen Viehhändler gehalten. Da waren sie gut beraten. Da hat’s gar nix geben. Und was Ihre Familie für unsere Anni getan hat, das habe ich nie vergessen. Mir hat das nie gschmeckt, das mit den Juden. Ich hab das nie verstanden.«
    Wenn Therese sich vorstellte, daß Maxl, ihr Ritter, in Wahrheit der leibliche Sohn eines westfälischen Gauleiters war, dann fand sie das Sprichwort widerlegt, daß Blut dicker

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