Besessen von dir
Morgen früh würde sie wieder nicht in der Sendung sein, und ihr Produzent würde früher oder später
Nachforschunge n anstellen. Margot konnte ihn nicht unbegrenzt hinhalten.
Und Kaylie konnte er nicht dazu zwingen, ihn zu lieben.
Dieser Gedanke tat weh. Er hatte sie schon einmal verloren, und der beste Weg, es wieder zu tun, bestand darin, ihr seinen Willen aufzuzwinge n.
Gedankenverloren spielte er das Tonband noch einmal ab.
Vielleicht hatte dieser Ted unrecht. Sicher würden die Gerichte einen Verrückten wie Johnston nicht frei auf der Straße herumlaufen lassen. Andererseits war so etwas schon öfter vorgekommen. Don zitterte innerlich. Er liebte Kaylie, daran hatte sich nie etwas, geändert. Aber er würde ihr Leben nicht aufs Spiel setzen, selbst wenn sie ihn dafür haßte. Hauptsache, sie war in Sicherheit.
War sie das überhaupt? Sogar hier hatte Don noch Zweifel.
Er ging hinaus zu dem Schuppen, in dem er das Telefon versteckte, und rief Brad Hastings an. Etwas mußte geschehen.
Und zwar bald. Er konnte Kaylie nicht ewig hier behalten.
***
So konnte es nicht weitergehen. Kaylie verlor keine Zeit. Sie ließ sich viel zu sehr auf Don ein und mußte ihn bald verlassen.
Sonst fand sie dazu womöglich nicht mehr die Kraft.
Was Lee Johnston betraf, da würde sie schon auf sich selbst aufpassen. Wenn nötig, nahm sie sich eben einen Leibwächter.
Sofort mußte sie wieder an Don denken, und sie kämpfte gegen ihre starken Gefühle für ihn an.
Sie legte sich eine Jeans, ihre Sportschuhe, ein Sweatshirt und einen Pullover zurecht, legte sich ins Bett und horchte auf die Geräusche des alten Hauses. Das Knarren der Balken, den Wind, der durch die Fensterläden pfiff und die große Uhr, die im Flur laut tickte.
Wann ging Don bloß endlich ins Bett?
Eine Stunde verging, bis sie seine Schritte auf der Treppe hörte. Er blieb oben kurz stehen, und sie fragte sich, ob er noch in ihr Zimmer sehen würde. Wie wollte sie die Sachen über dem Fußende erklären?
Aufgeregt lauschte sie, bis sie schließlich hörte, wie er in sein Zimmer ging und die Tür hinter sich schloß.
Erleichtert atmete sie tief aus. Jetzt konnte es losgehen. Sie wartete noch eine gute halbe Stunde, um sicher zu sein, daß er auch schlief. Es war Viertel vor eins, als sie leise aufstand und sich anzog.
Mit den Schuhen unter dem Arm ging sie in Strümpfen aus dem Zimmer auf den Gang. Sie gab keinen Laut von sich, doch ihr Puls hämmerte dröhnend in ihren Schläfen.
Langsam ging sie die Treppe hinunter und verharrte vor Schreck, als die dritte Stufe unter ihrem Gewicht knarrte.
Reglos hielt sie den Atem an, doch aus Dons Zimmer war nichts zu hören, und so lief sie die restlichen Stufen hinunter.
Durch das Wohnzimmer hastete sie lautlos in die Küche. Aus der Speisekammer holte sie sich die alte Jacke und die Taschenlampe, die zum Glück funktionierte.
So weit, so gut, dachte sie und entriegelte die Hintertür.
Vorsichtig zog sie die Tür hinter sich zu und schlüpfte in ihre Sportschuhe. Im Dunkeln ging sie langsam zu dem
Pferdeschuppen.
Die Pferde schnaubten und scharrten mit den Hufen, als Kaylie eintrat. “Schsch”, beruhigte sie die Tiere, schaltete die Lampe ein und ging zu Majestät. “Ganz ruhig. Es ist alles in Ordnung.”
Henry streckte ihr den Kopf entgegen, und Kaylie tätschelte ihn. “Heute nacht nicht”, flüsterte sie und kam sich fast wie eine Verräterin vor. “Diesmal muß ich schnell sein. Ich kann nicht riskieren, daß dein Herr und Meister mich einholt.”
Rasch legte sie Majestät Sattel und Zaumzeug an und führte ihn aus dem Schuppen. Er tänzelte und warf den Kopf hoch, und mit den starken Windböen trafen Kaylie die ersten
Regentropfen. “Na toll, das fehlte noch”, murmelte sie unwillig.
Sie versuchte zu vergessen, daß sie dem Hengst nicht
gewachsen sein würde, wenn er die Nerven verlor.
Die Hufschläge kamen ihr so laut wie Schüsse vor, als sie das Gatter öffnete und das Pferd hinausführte.
Sie hatte keine Ahnung, wohin sie wollte. Sie würde einfach dem Weg folgen, bis es Tag wurde. Hoffentlich fand sie bis dahin eine oder zwei Abzweigungen, um Don abzuschütteln.
Wenn er sie nämlich einholte, würde er ihr großen Ärger machen, das wußte sie genau.
Sie ließ sich nicht die Zeit, weiter über die Folgen
nachzudenken, und setzte sich statt dessen in den Sattel. Sie stieß das Pferd mit den Hacken an, und es verfiel in einen leichten Trab. Der Wind blies ihr kalt ins
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