Besessen
frag, unter welcher Nummer wir Kaylie erreichen können.“
„Ach komm schon, Jim. Das meinst du doch nicht ernst! Sie ist bei ihrer Tante, irgendwo in einem Krankenhaus.“
„Selbst in einem Krankenhaus gibt es Telefone.“ Um nicht schon wieder zu rauchen, griff Jim nach einem Kaugummi. „Ich muss mit ihr sprechen. Für nächste Woche haben wir ein Riesenprogramm, und ich glaube nicht, dass Alan allein damit zurechtkommt.“
„Vielleicht ist sie bis dahin wieder zurück.“
„Na, das sollten wir nicht dem Zufall überlassen.“ In diesem Moment klopfte es, und durch die Glastür sah er Alan Bently.
„Dieser Kerl hat den siebten Sinn“, murmelte Jim. Tatsächlich schien Alan überall aufzutauchen, wo sein Name fiel. „Was gibt’s denn?“, fragte Jim, als Alan sich neben Tracy auf einen Stuhl gesetzt hatte.
Alan lächelte strahlend. Obwohl er den Gipfel seiner Karriere bereits hinter sich hatte, war er immer noch der Schwarm der meistenweiblichen Zuschauer. „Ich dachte, wir sollten uns mal über die nächsten Sendungen unterhalten. Solange Kaylie weg ist, müssen wir die Show umgestalten. Und zwar schon Montag.“
Jim stöhnte auf. „Umgestalten? Inwiefern?“
„Na ja, ich nehme an, ich muss sowohl alle Interviews machen als auch die Nachrichten lesen.“ Alan beugte sich vor und erzählte Jim mit ernster Miene, wie er die einstündige Show auch allein leiten konnte.
Für Kaylie wurden die nächsten Tage zu einer einzigen Qual. Sie fühlte sich zwischen ihrem Leben in der Stadt und diesem Abenteuer mit Don hin und her gerissen. Demzufolge suchte sie abwechselnd nach einer Fluchtmöglichkeit und verwarf die Pläne dann wieder.
Dabei musste sie mit den widersprüchlichsten Gefühlen kämpfen. Die Hälfte der Zeit lag sie sich mit Don in den Haaren, nur um sich kurz darauf wieder zu versöhnen.
Die Leute von Dons Büro hatten noch nichts Neues über Lee Johnston herausgefunden. Auch der Anrufer, der sich Ted nannte, hatte sich nicht wieder gemeldet. Dr. Henshaw war noch nicht wieder in der Stadt, allerdings hatte Brad Hastings Don versprochen, den Arzt umgehend aufzusuchen, sobald er wieder da war. Außerdem hatte er ein Treffen mit dem Leiter der Heilanstalt vereinbart.
Dons Nerven waren bis zum Äußersten angespannt. Er kam sich nutzlos vor und hätte viel lieber selbst in der Stadt Nachforschungen angestellt. Aber hier in den Bergen war Kaylie im Moment am sichers ten aufgehoben.
Ihm kam es fast vor, als seien sie wieder verheiratet, abgesehen davon, dass sie nicht miteinander schliefen. Und genau wie früher bestimmte Don, was geschah.
Die Hälfte der Zeit über war Kaylie wütend auf ihn, dennoch spürte sie, wie sich ihre Gefühle ihm gegenüber veränderten. In den vergangenen drei Tagen hatte sie ihn oft ertappt, wie er sie musterte, wenn er sich unbeobachtet glaubte, und dabei vermied er jeden Körperkontakt mit ihr. Das war eigentlich das Schlimmste. Ihm so nahe zu sein, ohne ihn zu berühren.
Während dieser Tage waren sie ausgeritten, hatten den Zaun repariert, Arbeiten im Haus durchgeführt und die Tiere versorgt. Kaylie entdeckte, dass sie oft an die Ehe mit Don zurückdachte, die trotz allem so glücklich gewesen war. Abends unterhielten sie sich stundenlang, sahen fern oder spielten Scrabble. Franklin mochte sie noch immer nicht sonderlich, aber er akzeptierte sie und wedelte manchmal sogar mit dem Schwanz, wenn sie ins Zimmer kam. Das war immerhin ein Fortschritt.
Verblüfft stellte sie fest, dass Don sich tatsächlich verändert hatte, und sie konnte sich nicht dagegen wehren, dass sie sich ausmalte, wie es sein mochte, wieder mit ihm verheiratet zu sein.
Dieser Gedanke war allerdings vollkommen abwegig.
Jetzt kniete er vor dem Kamin und legte etwas Holz nach. Kaylie beobachtete die Leichtigkeit und Geschmeidigkeit seiner Bewegungen. Er wandte ihr den Kopf zu und hob den leeren Holzkorb. „Du könntest mir behilflich sein, weißt du das?“
„Wirklich?“ Sie lachte. Mit einem Glas Wein in der Hand saß sie entspannt auf dem Sofa. „Und dabei dachte ich, du würdest mich von vorn bis hinten bedienen.“
„Irrtum.“ Er klopfte sich die Hände ab. „Für eine unabhängige, selbstständige Frau wie dich sollte es eigentlich unerträglich sein, sich wie ein unmündiges Kind versorgen zu lassen.“
„Das stimmt schon, aber so langsam …“
„Dann kannst du Holz holen“, unterbrach er sie und schob ihr den Korb hin.
„Sklaventreiber“, murmelte sie und trank
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