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Bestimmung

Bestimmung

Titel: Bestimmung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mycha Chick
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Prolog
     
    An diesen Tag würde sie sich noch ewig erinnern.
    Es war Mitte November, kurz vor ihrem 18. Geburtstag, als ihr Vater unerwartet in ihr Zimmer kam:
    „Du wirst heiraten, Alexandra!“, sagte er zu ihr in völlig ruhigem Ton.
    „Heiraten, Vater?“
    Der Kloß in ihrem Hals war ganz plötzlich da, drückte auf ihre Stimmbänder, ließ sie kaum atmen. Sie hatte gewusst, dass dieser Tag einmal kommen würde, auch hatte sie geahnt, dass ihr Vater ihr nicht wirklich eine Wahl lassen würde. In der Zeit, in der sie lebte, war es nicht unüblich, dass Väter ihre Töchter gewinnbringend verheirateten. Auch wenn im ausklingenden 19. Jahrhundert so langsam ein Umbruch in der Gesellschaft stattfand, galt dieser doch noch zumeist für das männliche Geschlecht.
    Alexandra hatte schon von Frauen gehört, die auf Schulen gehen durften und sich frei von Klassen und Schichten ihre Männer aussuchten. Aber hier auf dem Land, wo sie mit ihrer Familie lebte, war das Zukunftsmusik und ihr Vater war mehr als altmodisch. Und trotzdem hatte sie immer davon geträumt, einmal ihre wahre Liebe zu treffen und sich gegen alle gesellschaftlichen Regeln mit ihrem Auserwählten zu vermählen. Dieser Traum war jetzt vorbei.
    „Ja mein Schatz“, fuhr ihr Vater fort, ohne das Entsetzen in Ihrem Gesicht zu bemerken - oder wollte er es nur nicht sehen?
    „Es tut mir ja auch leid, dass es jetzt so plötzlich für dich kommt, aber ich habe dir ja schon gesagt, dass es uns finanziell nicht gut geht und dass ich diesen Hof, mit deinen Brüdern und dir, nicht mehr lange halten kann. Seit dem Tod deiner Mutter klappt es mit dem Arbeiten auch nicht mehr so gut bei mir, das weißt du. Dein zukünftiger Mann hat mir ein sehr großzügiges Angebot für dich gemacht, das ich nicht ausschlagen kann und will. Du bist alt genug für die Ehe und so wird es Zeit, dass du unter die Haube kommst. Du kannst ja schließlich auch nicht ewig hier bleiben.“
    Sie wusste, dass jede Gegenwehr zwecklos war. Ihr Vater liebte sie, aber er war schwach und niemals würde er sich so eine gute und für ihn einfache Gelegenheit entgehen lassen. So war für ihn gesorgt und auch für mich, was Besseres konnte es für ihn gar nicht geben. In seinen Augen hatte er alles zum Besten geregelt.
    „Wer ist es Vater?“
    „Ach, du kennst ihn gut, er ist ein alter Freund von mir - und auch zu dir war er immer sehr nett - es ist Richard McKinley!“
     
    Richard McKinley???
    Das konnte nicht sein. Das Schicksal lachte sie aus, und wenn nicht das Schicksal, dann McKinley selber. Ihre Gedanken rasten in Ihrem Kopf. Nach all dem, was Er über sie wusste, nach all dem, was sie so verzweifelt versucht hatte zu verdrängen, wollte Er sie? Oder wusste McKinley vielleicht doch nicht so viel über diesen Vorfall wie sie immer befürchtet hatte? Kannte Er sie so wenig oder mochte Er nur ihren Vater so sehr, dass Er ihm einfach damit helfen wollte? Hatte sie das ganze letzte Jahr ganz umsonst gelitten und sich Sorgen gemacht?
    Nein.
    Für einen kurzen Augenblick hatte sie doch tatsächlich gedacht, diese Hochzeit hätte etwas mit ihr zu tun. Blödsinn, Richard McKinley wollte nur ihrem Vater einen Gefallen tun. Er kannte sie als schüchternes braves Mädchen und das reichte ihm. Herrschsüchtig wie Er war, würde Er sie schon zu seinem Eigentum und nach seinem Willen erziehen. Er konnte ja nicht wissen, dass sie sich genau das so sehr wünschte. Aber das durfte Er niemals heraus finden, sie müsste die Rolle ihres Lebens spielen, das war ihr klar. Denn Er war viel zu wild darauf, selber zu dominieren, andere zu seinen Untergebenen zu machen, wie Er das ja auch mit meinem Vater sehr erfolgreich gemacht hatte. Alle waren Ihm zu Diensten. So kannte Er es, so wollte Er es. Was würde Er denken, wenn Er wüsste, dass sie sich genau nach dieser Härte sehnte? Würde Er sie, wie alle Männer davor, voller Ekel verstoßen?
    Die Tatsache, dass Er sie jetzt heiratete, hieß nur, dass Er von dem Vorfall eben doch nicht so viel wusste, wie sie immer befürchtet hatte. Und es nutzte nichts, sie hatte keine Wahl, es war beschlossen worden, sie konnte weder etwas dafür, noch konnte sie etwas dagegen tun.
    „Anfang des neuen Jahres wird die Hochzeit sein“, unterbrach ihr Vater ihre Gedanken.
    „Du hast also zwei Monate Zeit, dich vorzubereiten. Herr McKinley möchte, dass du gleich nach der Hochzeit bei ihm einziehst. Seine Magd wird Anfang Januar zu uns kommen, um dir bei den Vorbereitungen zu

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