Bestseller mit Biss - Bardola, N: Bestseller mit Biss
Scheidungskind Bella – hin- und hergerissen zwischen Renee und Charlie, zwischen Phoenix und Forks, zwischen Sonne und Regen – erlebt als Teenager Trennungsgefühle in ähnlicher Form, als sie zwischen Vampiren und Werwölfen, zwischen Edward und Jacob hin- und hergerissen wird. Mit entsprechend eisernem Willen kämpft diese junge Frau nun für das Gelingen einer die drei Arten – Mensch, Vampir, Werwolf – überbrückenden Gemeinschaft. Stephenie Meyers Vampirsaga ist deshalb der außergewöhnlichste Familienroman der Literaturgeschichte, weil er drei extremen Pole mitsamt dem Zwischenglied Renesmee in Eintracht verbindet. Ob Renesmee, die halb Vampir und halb Mensch ist und einen Werwolf liebt, der seinerseits auf sie geprägt ist, ein perfektes Geschöpf der Zukunft ist, werden die künftigen Romane Stephenies hoffentlich noch zeigen.
FREUND
Manchmal weiß Bella nicht, ob Jacob ihr Freund ist oder ihr Feind. Sie weiß nur, dass Edward für sie sehr viel mehr ist als ein Freund. Erst nach Auflösung der Missverständnisse wird ihr zudem klar, dass Jacob ihr mehr bedeutet als ein gewöhnlicher Freund, allerdings auf andere Weise als Edward. Bella versucht immer wieder diese Grenze, die einen Lover von einem Freund unterscheidet, zu ziehen. Wobei Lover für Edward selbstverständlich ein herabwürdigendes Wort wäre.
FREUNDSCHAFT
Die gesamte Vampirsaga lässt sich als Beispiel für Völkerverständigung lesen. Immer wieder geht es darum, die unterschätzten Qualitäten verschiedener Arten zu erkennen und sie zu respektieren. Mehrmals droht Krieg zwischen den Arten, doch jedes Mal kann er verhindert werden. Dass es nicht zum Ausbruch von Gewalt kommt, ist in erster Linie Bella zu verdanken. Sie kämpft unermüdlich für Toleranz. In unzähligen Gesprächen weckt sie das Vertrauen der Vampire für die Werwölfe und umgekehrt. Sie wechselt zwischen den Fronten und blickt über die Tellerränder, bis die Kontrahenten selbst die Perspektiven ändern und die Standpunkte tauschen. Das ist schwerste Friedensarbeit, vor der die Leser den Hut ziehen. Und wenn Bella mit ihrem Verhandlungsgeschick einmal tatsächlich am Ende zu sein scheint, kommt ihr der Zufall meist in Form eines Feindes von außen zu Hilfe, etwa die bösen Vampire Jason und Victoria.
GEDANKEN
Gedanken sind in der Vampirsaga meist keine Privatsache. Da Werwölfe und Vampire die Gedanken ihrer Artgenossen und der meisten Menschen hören können, ist die Kommunikation ungleich komplexer als in anderen Romanen. Stephenie versteht es meisterhaft, Telepathie für die Steigerung dramatischer Effekte einzusetzen. Einer der Höhepunkte diesbezüglich ist eine der Auseinandersetzungen zwischen Edward und Jacob: Der Vampir liest die Gedanken Jacobs, der sich bewusst Bella vorstellt, wie sie vollkommen verstört von Sam gefunden wird – was Jacob seinerseits nur wissen kann, weil er das in Sams Gedanken sah. Damit quält Jacob absichtlich Edward, der Bellas Qualen durch seine Flucht verursacht hat. Dies ist auch ein Beispiel dafür, welch hohen
Grad an Komplexität Stephenie mit spielerischen Mitteln erreicht.
GEFAHR
Wenn Gefahr droht, reagieren Vampire und Werwölfe auf ähnliche Weise: Die Augen sind aufgerissen, die Nasenlöcher gebläht, die Zähne gefletscht. Jedes Vorwort der vier Biss- Bände thematisiert Gefahr.
GERUCH
Vampire können Werwölfe nicht riechen und umgekehrt. Der Geruch spielt auch beim Fährtenlesen eine wichtige Rolle. Mit Hilfe von Bellas gestohlenen Kleidern werden beispielsweise Victorias neugeborene Vampire angestachelt.
GESCHENK
Bella bekommt mehrfach Geschenke, auch intime, wie den winzigen Holzwolf von Jacobs Armband. Das macht Edward eifersüchtig, von dem Bella bis kurz vor der Verlobung keine Geschenke annimmt, ohne sich darüber aufzuregen – nach dem Fiasko an ihrem achtzehnten Geburtstag verständlich. Sie beruhigt den irritierten Edward jedoch, indem sie ihm sagt, er sei selbst das größte Geschenk. Er habe sich ihr geschenkt, das sei mehr, als sie verdiene, wenn er ihr noch mehr schenkte, würde das Missverhältnis noch größer werden.
GESCHICHTSSCHREIBUNG
Jasper Cullen erwähnt die Intervention der Volturi in Mexiko, nachdem die Zahl der Toten eines Vampirkrieges dort epidemische Ausmaße angenommen hatte. Dies sei ein unvergessenes Kapitel in der Geschichte der Unsterblichen.
Vampire haben, so Jasper, ebenso wie die Menschen ihre Historie. Was von Geschichtsschreibern bei den Menschen als Seuche
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