Bestseller mit Biss - Bardola, N: Bestseller mit Biss
ersten Band der Biss-Reihe: Eine wunderschöner und kalter Vampir glitzert in der Sonne. Ein Mädchen verliebt sich unsterblich in ihn. Die Legende von Bella und Edward ist geboren. Die ganze Vorgeschichte, die langsame Annäherung zwischen den beiden Protagonisten an der Highschool von Forks, schreibt Stephenie danach.
Fünf Jahre später, ein Montagmorgen, 9:23 Uhr, unterwegs im ICE von München nach Köln zur lit.cologne, findet mein Gespräch mit Stephenie Meyer statt: Im Neigewinkel knirscht die Eisenbahn über die Gleise. Eigentlich müssten wir in einem sanft schnurrenden Porsche sitzen, denn Stephenies Leidenschaft für Sportwagen ist bekannt. Die Danksagung an ihre Fans im dritten Band der Vampir-saga endet mit den Worten: »Am liebsten würde ich euch allen
eine dicke Umarmung schicken, und dazu einen Porsche 911 Turbo.«
Ich sitze ihr in einem geschlossenen Zugabteil gegenüber und habe zwei Stunden Zeit für ein Interview. Ich lasse ihre Ausstrahlung auf mich wirken und frage, ob es sich bei der nächsten Lesereise durch Deutschland vielleicht schneller mit einem Sportwagen von Stadt zu Stadt fahren ließe. »Die Firma Porsche würde ich wirklich gerne besuchen. In Italien durfte ich ein paar Mal einen Ferrari fahren. Und ich fahre schnell!«, lacht die Bestsellerautorin aus der »Driving Town« Phoenix, wo »der nächste Supermarkt schon mal zwanzig Meilen von zu Hause entfernt ist«. Zurzeit fährt sie in den USA einen geräumigen Kombi, ideal für die fünfköpfige Familie. Von ihrem Infiniti G35 Coupe (eine Rarität in Deutschland) hat sie sich getrennt, aber der nächste Flitzer wird nicht lange auf sich warten lassen. »Als Teenager schauten meine Freundinnen schönen Jungs hinterher, ich schnellen Autos.« Stephenie wirkt natürlich und spontan. Ihr Lachen ist hell und immer wieder hält sie inne, als führe sie Zwiegespräche mit Bella oder Edward. Sie ist ungeschminkt, obwohl sie von dem Interview- und Foto-Termin im Zug wusste. Weil am Tonband-Kabel der Clip fehlt, improvisiert sie rasch und fixiert mit einer Haarspange geschickt das Mikro an ihrem roten Kleid. Sie trägt meist rot, auch auf den Pressefotos, aber eine Lieblingsfarbe habe sie nicht, betont Stephenie Meyer. (Auch kein Lieblingswort.) Es ist ihr peinlich, dass man im Internet ein Bild von ihr findet, das sie in einem stimmungsvollen Gothic-Ambiente zeigt, natürlich in Rot. Aktuelle Pressefotos beschränken sich auf Ferrari- bzw. blutrot gefärbte Lippen, die ihren breiten Mund betonen, der voller und sinnlicher ist als der Mund des Models auf den deutschen Buchumschlägen. Die geschwungenen Augenbrauen,
die seitlich bis an die Schläfen reichen, Stephenies rötlich schimmernde Haarpracht, die Lachfältchen – alles in ihrem Ausdruck fügt sich zu etwas Hintergründigem, das ihre Themenwahl, Vampire und Werwölfe, nicht als Zufall erscheinen lässt.
Alles begann mit jenem Traum: Das Paar auf einer Lichtung. Ein einfaches Mädchen und ein wunderschöner Vampir. Den Rahmen, in dem der alles entscheidende Traum stattfand, bildeten eine Erkrankung des Mannes, ein Armbruch Stephenies und ihr drohender dreißigster Geburtstag. »Es war schon eine besondere Lebenssituation, aber ich würde es nicht als Krise bezeichnen«, sagt sie. Ob sie sich wirklich nicht an mögliche Auslöser für diesen Traum erinnern kann? Stephenie Meyers Antworten haben etwas Abschließendes. Sie wirkt entschieden und resolut, eine Frau, die weiß, was sie will: »Ich hatte noch nie einen Vampir-Film gesehen. Ich kann nicht sagen, woher der Traum kam. Vielleicht hat mich ein Werbefilm im Fernsehen darauf gebracht oder ein Gesprächsfetzen, ich weiß es nicht und kann mich auch einfach nicht daran erinnern.« Am nächsten Morgen notierte sie jedenfalls den Traum und schrieb fortan jeden Tag – meistens nachts – weiter, bis sie Ende August 2003 das Manuskript beendete. Bereits im November 2003 erhielt sie einen lukrativen Dreibuchvertrag. Wenig später schubste Twilight J. K. Rowlings Harry Potter vom ersten Platz der New York Times-Bestsellerliste. Stephenies Vampirsaga wurde in alle Weltsprachen übersetzt. »Die Fans sind überall gleich, sie sind enthusiastisch, und stellen auch alle dieselben Fragen – es interessiert sie dasselbe. Meine Romane erzählen vom Leben, nicht vom Tod, von der Liebe, nicht von Gewalt. Das sind auch Gründe für meinen Erfolg«, sagt Stephenie Meyer, die sich nicht dem Horror- und Grusel-Genre verpflichtet
fühlt. Sie hatte
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