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Betörende Versuchung

Betörende Versuchung

Titel: Betörende Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samantha James
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einen Vorfall denken, der sich vor sehr langer Zeit ereignet hat. Ich kriege es einfach nicht aus dem Kopf ... und, wenn ich ehrlich sein soll, so bin ich wahrscheinlich aus diesem Grunde hier.«
    Arabella schaute ihn voller Neugier an. »Worum geht es denn?«
    »Es war in Thurston Hall«, erzählte er. »Justin war vielleicht acht oder neun, älter auf gar keinen Fall - wenn ich mich nicht völlig täusche. Eines Nachmittags kehrte Justin nach dem Mittagessen nicht in das Schulzimmer zurück. Schon bald waren alle auf der Suche nach ihm. Sie wurden mit der Zeit immer verzweifelter, da er nicht wieder auftauchte. Doch niemand konnte ihn finden - bis schließlich mein Vater ihn entdeckte. Justin saß im Obstgarten in den Ästen eines Baumes und sah zu, wie alle wie verrückt nach ihm suchten. Der Vater schrie ihn an, er solle auf der Stelle herunterkommen. Und ich bin mir nicht sicher, ob Justin Folge geleistet hätte, jedenfalls stürzte er dann vom Baum. Justins Hand stand in einem unnatürlichen Winkel von seinem Gelenk ab; ich wusste sofort, dass es gebrochen war. Ich rannte zu ihm, denn mein Vater hatte einen derartigen Wutanfall, wie ich es bisher noch niemals erlebt hatte. «
    Arabella war ganz still geworden. Auf einmal erinnerte sie sich daran, wie Justin ihr diesen einen Baum gezeigt hatte ...
    »Mein Vater ... war alles andere als ein liebenswürdiger Mann, Arabella. Für Justins Schmerzen hatte er überhaupt kein Mitgefühl. Ein Arzt wurde gerufen. Ich konnte mir denken, dass es höllisch wehtat - und Justin war ja noch so ein kleiner Junge! Aber er gab keinen einzigen Ton von sich, als der Arzt den Bruch richtete. Ich erinnere mich, wie ich zu ihm sagte, er solle ruhig schreien. Aber Justin starrte nur unseren Vater an und nahm sich offenbar mit aller Kraft vor, nicht zu weinen - niemals zu weinen. Oh, und ich konnte genau sehen, dass mein Vater nur darauf gewartet hat, in seinen Augen konnte ich es ablesen! Aber Justin tat- ihm diesen Gefallen nicht«, beendete Sebastian seine Erzählung. »Nicht in diesem Moment, und auch später nicht.«
    Er schaute sie an. »Das ist eigenartig, findest du nicht? Ein Kind, das überhaupt nicht, niemals weint?«
    Arabellas Kehle schnürte sich zusammen. Vor ihrem inneren Auge hatte sie das Bild von Justin als Kind, hilflos und verletzt daliegend, während sein Vater vor Wut tobte ... Oh, mein Gott, und sie hatte noch über seine Unbeholfenheit gescherzt, als er ihr den Baum gezeigt hatte.
    Ihre Gedanken wirbelten durcheinander, und sie ging in sich. Denn sie erinnerte sich noch an etwas anderes, eine Erinnerung, die ihr plötzlich durch den Kopf schoss. Sie wand sich innerlich, als sie daran dachte, wie Justin es war kaum zwei Tage her - in diesem Zimmer hier gestanden hatte, mit verräterisch rauer Stimme und feuchten Augen ... und was hatte sie dann zu ihm gesagt?
    Sag nichts mehr: Und sieh mich nicht so an!
    Sie schüttelte ganz leicht den Kopf und sah zu Sebastian auf. »Und woher weißt du, dass er das niemals gemacht hat? «
    »Weil ich meinen Bruder kenne«, antwortete Sebastian. Er schien zu zögern. »Arabella, unsere Kindheit war nicht gerade schön -«
    »Ich weiß«, sagte sie. »Justin hat mir davon erzählt.« Sie würde nichts verraten über die Nacht, als der Vater gestorben war und wie Justin sich dafür verantwortlich gemacht hatte. Justin hatte es nur ihr anvertraut, und sie würde dieses Vertrauen nicht missbrauchen.
    Doch Sebastian erzählte bereits weiter. »Julianna kann sich überhaupt nicht an unsere Mutter erinnern. Sie war noch zu klein, als diese uns verlassen hat. Das ist wahrscheinlich ein Segen für sie. Aber Justin ... « Er schüttelte den Kopf. »Ich war stets der Überzeugung, dass es für Justin am härtesten war. Er brauchte noch dringend eine Mutter, und sie war nicht da. Es hat ihn verändert, denke ich. Und er nahm sein ganzes Leben lang mit Gewissheit an, dass alle anderen glauben - er sei wild, rebellisch und aufsässig. Und die Menschen um ihn herum glauben heute in der Tat, dass er ein Mann ohne Skrupel ist, und ohne Moral. Aber Julianna und ich wussten immer, dass dies nicht der echte Justin ist. Ich denke, du weißt es auch - er ist nicht so, wie er stets vorgibt. «
    Das wusste Arabella. 0 Gott, sie wusste es doch!
    »Er ist sein ganzes Leben lang auf der Schattenseite gewandelt, herumgestreunt, auf der Suche nach etwas, von dem er nicht einmal überzeugt war, es tatsächlich haben zu wollen. Aber ich denke, in dir,

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