Betörende Versuchung
der die ganze Straße blockierte, aufgehalten. Voller Widerwillen verbrachte sie die Nacht in einem am Wege gelegenen Gasthof.
Obwohl sie nun eigentlich gar nicht so weit von London entfernt war, wähnte sie sich in einer anderen Welt. Auf beiden Seiten der Straße bedeckte saftiges grünes Gras die hügelige Landschaft. -Sie saß auf der Kante der Sitzbank und schaute - innerlich aufgewühlt - aus dem Fenster der Kutsche.
Sebastian hatte ihr eine Wegbeschreibung gegeben, die unter anderem ein Dorf mit einem uralten keltischen Kreuz mitten auf dem Dorfplatz aufzeigte. Eifrig suchte sie die Gegend nach den beschriebenen Stellen ab. Nun war es nicht mehr weit, nur noch wenige Meilen.
Als die Kutsche um eine Kurve gebogen war, tauchte ein kleineres Herrenhaus auf. Arabella beugte sich nach vorn, und das Haus kam immer näher. Sie hielt den Atem an, fasziniert von den steinernen Türmchen, die an den Ecken der Vorderseite emporragten. Es war unbeschreiblich reizvoll und übertraf all ihre Erwartungen und Wünsche. Es war genau das Haus, das sie sich immer schon als ihr Zuhause erträumt hatte ...
Als die Kutsche hielt, sprang der Kutscher rasch vom Bock, um ihr beim Aussteigen behilflich zu sein.
Arabella stieg aus. Ein süßer ihr unbekannter Duft von Blumen schwebte in der Luft. Sie ließ den Blick umherwandern, bis er an den niedrigen Ästen eines Kirschbaumes hängen blieb, der vor dem Haus stand. Eine wehmütige Sehnsucht durchströmte ihre Brust. O ja, sie konnte sich vorstellen, hier j eden Morgen für den Rest ihres Lebens aufzuwachen.
Sie lief die breiten Steinstufen hoch und wollte nach dem Messingklopfer greifen. Doch die Tür wurde aufgezogen, noch bevor sie ihn zu fassen bekam.
Sie blinzelte. Eine kräftige männliche Gestalt stand im Türrahmen. Er trug Stiefel, enge Reithosen und ein weißes Hemd, das ein Stück der dunkel behaarten Brust sehen ließ.
Das Herz wollte ihr zerspringen. »Hallo, Justin«, Sagte sie atemlos. Eine Woge des Begehrens erfasste sie. War es erst wenige Tage her, dass er sie berührt und geküsst hatte?
Herrgott, es kam ihr wie eine Ewigkeit vor. Sie sehnte sich danach, sich an ihn zu schmiegen und den Schmerz zu vergessen, den ihre beiden Herzen hatten erleiden müssen. An nichts mehr zu denken, nur noch die Wärme seiner Arme zu spüren, die sie umschlangen.
Doch er schien das anders zu empfinden. Denn während ihr Herz ein Freudensprung machte, als sie ihn erblickte, schaute Justin sie voller Anspannung und wie versteinert an. Seine Lippen waren fest zusammengepresst.
»Ich habe den Verdacht, es ist meinem Bruder zu verdanken, dass du j etzt hier bist?«
Seine unfreundliche Begrüßung war nicht das, was sie sich erhofft hatte. Es brauchte jedes Quäntchen an Mut und Hoffnung, das sie aufbringen konnte, um ihm in die Augen zu sehen. »Sebastian hat mir gesagt, wo du bist«, entgegnete sie ruhig, »aber ich bin von selbst gekommen. Und er will nur das Beste für dich, und das weißt du auch. «
In Justins grünen Augen blitzte es auf. Sie dachte, er würde aufbegehren, aber er sagte nichts.
»Meinst du, ich könnte hereinkommen?« Zaghaft brachte sie die Frage vor, und einen Moment lang dachte sie voller Zweifel, er könne ihre Bitte verneinen.
Endlich trat er beiseite. Arabella stellte ihre Tasche auf einen Tisch in der Eingangshalle und folgte ihm nach links in einen großen Salon.
Sie drehte sich langsam herum. »Warum hast du nichts von diesem Haus erzählt? « Ein leichtes Lächeln umspielte ihre Mundwinkel. »Justin, ich finde es fabelhaft! Ich habe noch niemals zuvor etwas so Wunderschönes gesehen -«
»Ich verkaufe es«, unterbrach er sie knapp.
Sie sah ihn mit zusammengekniffenen Augen an. Ihr Herz schlug plötzlich so heftig, dass ihr sogar die Brust davon schmerzte. »Und weshalb? «
»Weil ich es erst gar nicht hätte kaufen sollen. Deshalb. Ich bin nur hier, um ein paar Dinge mit dem Gutsverwalter zu klären. «
Arabella schüttelte den Kopf. »Bitte, überstürze nichts. Der Kauf dieses Anwesens ... davon wolltest du mir an jenem Nachmittag erzählen, nicht wahr? «
Seine Augen blitzten. »Das ist jetzt egal. «
Arabella fühlte einen tiefen Schmerz in ihrem Inneren. Justin war so distanziert, so weit entfernt von ihr. »Es ist nicht egal. Bitte, Justin«, bat sie ihn. »Können wir nicht miteinander reden?«
»Was gibt es denn noch zu bereden? «
»Ich würde meinen, eine ganze Menge. «
»Ich würde meinen, gar nichts.«
Er drehte ihr den
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