Betongold
er und richtete seinen Blick auf Lakmann, der mit seinem Block in der einen und einem Stift in der anderen Hand am Fenster stand und interessiert den Untersuchungen von Dr. Martin Schenkelberg, dem diensthabenden Leiter des Instituts für Rechtsmedizin am Körper des Toten zu folgen versuchte.
»Feuerwehr?« Lakmann schaute Gärtner ungläubig an.
Gärtners Blick zu Dr. Schenkelberg verriet seine Gedanken in diesem Moment, aber er beherrschte sich mit einer ÃuÃerung. »Kümmern sie sich bitte darum«, zischte er nur, »Die sollen nur nicht mit einem Mannschaftswagen, Blaulicht und Martinshorn anrücken. Zwei Mann und eine kleine Pumpe reichen völlig aus.«
Während Lakmann mit der Einsatzzentrale der Feuerwehr telefonierte, lieÃen sich Gärtner und Kunkel von Dr. Schenkelberg die ersten Ergebnisse seiner Untersuchung erläutern. »Todeszeitpunkt wahrscheinlich zwischen 23.00 und 1.00 Uhr«, begann Schenkelberg seine Ausführungen. »Insgesamt hat er vier Messerstiche, drei im Brustbereich, hier direkt unterhalb des Herzens, jeder davon war tödlich, und ...«, während er den Körper im Bett etwas zur Seite drehte und dabei blutiges Wasser auf den Teppich schwappen lieÃ, ergänzte er: »... einen Einstich im Rücken.«
»Wie hat ihn denn die Haushälterin gefunden?«, fragte Kunkel. Lakmanns Worte kamen wie aus der Pistole geschossen: »Sie sagte, er habe mit offenen Augen auf dem Rücken gelegen. Sie sagte, er habe sie angestarrt.«
Kunkel hatte erst einmal genug gesehen. Bevor die Feuerwehr nicht das Wasser im Bett abgepumpt hatte, konnte der Tote nicht geborgen werden, ohne eine Riesenüberschwemmung auszulösen.
Er ging vom Schlafzimmer in das benachbarte Arbeitszimmer. Das Zimmer war gröÃer; es war aufgeräumt und ebenso karg möbliert wie das gesamte Haus. Auf dem Schreibtisch, neben einem 19-Zoll-Flachbildschirm, lagen einige Baupläne, diverse Akten, ein Taschenrechner, Stifte und eine Tageszeitung.
Zunächst übersah er den brieftaschengroÃen Terminkalender. Erst als er die Tageszeitung hochhob, fiel er ihm ins Auge. Er blätterte und fand schnell die Eintragungen des vorherigen Tages. - 15.00 Uhr Gravenbruch, Travel Hotel, 17.00 Uhr Bauabnahme LuisenstraÃe 13 - ansonsten waren keine Termine vermerkt.
Er packte den Kalender in eine Tüte, ging zurück ins Schlafzimmer und übergab sie einem Kollegen von der Spurensicherung. »Ãberprüfen Sie das bitte auf Fingerabdrücke und lassen Sie mir die Unterlagen vom Schreibtisch ins Büro bringen, nachdem sie untersucht wurden, und besorgen Sie mir bitte ein aktuelles Foto des Toten.«
Gärtner verabschiedete sich gerade von Dr. Schenkelberg. »Ich habe jetzt erst einmal fertig; Lakmann, kommen sie bitte, Kollege Kunkel übernimmt jetzt die weiteren Ermittlungen« und zu Paul sagte er im Vorbeigehen »Um zwei machen wir eine Lagebesprechung, muss jetzt ins Büro; ich fahre mit Lakmann.« Weg war er.
Da die Feuerwehr noch nicht eingetroffen war, ging Kunkel nach unten und durch die Doppelflügeltür im Wohnzimmer nach drauÃen auf die Terrasse. Es war jetzt halb acht. Er zog seine Handschuhe aus, nahm die Zigarettenschachtel und das blaue Einwegfeuerzeug aus seiner Lederjacke und steckte sich eine Zigarette an. Es war die Erste an diesem Tag. Normalerweise rauchte er die Erste um Viertel vor sieben mit seinem zweiten Kaffee auf dem Balkon der Wohnung, während Tobias sich schulfertig machte. Diesmal hatte er keine Zeit gehabt. Man durfte nur nicht die Zeit haben. Während er den Rauch in den kalten Morgen blies, schweifte sein Blick durch den Garten, er versuchte sich ein erstes Bild der Tat zu machen.
War es ein Raubmord? Möglich, aber das Haus war nicht durchwühlt worden, es fehlte auf den ersten Anblick nichts. War es eine Beziehungstat? Schon eher möglich, die vier Einstiche könnten darauf schlieÃen lassen. Aber angeblich lebte er alleine, was natürlich nichts zu bedeuten hatte; Aufschluss gab sicherlich eine Befragung der Haushälterin. Hatte es etwas mit seinem Beruf zu tun? Konnte man möglicherweise hier das Motiv finden?
Kunkel entschloss sich, zunächst dem gestrigen 15.00 Uhr Termin von Weishaupt im Travel Hotel nachzugehen und dann der Haushälterin im Krankenhaus einen Besuch abzustatten. Er drückte die Zigarette auf dem Boden der Terrasse
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