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Bevor ich sterbe

Bevor ich sterbe

Titel: Bevor ich sterbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Downham
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es furchtbar, wenn du Tage sagst.«
    Sie runzelt die Stirn. »Ich weiß. Tut mir leid.«
    Dann redet sie mit mir über Schmerzmittel, zeigt mir Schachteln und Fläschchen. Sie redet so sanft, dass ich ihre Worte nicht richtig mitbekomme; ihre Anweisungen sind in den Wind gesprochen. Es kommt mir so vor, als laufe alles auf ein Ziel zu, eine seltsame Halluzination, dass mein ganzes Leben schon immer auf diesen einen Moment zusteuerte. Ich kam auf die Welt und bin aufgewachsen, nur um diese Auskunft zu erhalten und dieses Medikament von dieser Frau ausgehändigt zu bekommen.
    »Hast du irgendwelche Fragen, Tess?«
    Ich versuche an alles zu denken, was ich fragen sollte. Aber ich fühle mich nur leer und unbehaglich, als wäre sie an den Bahnhof gekommen, um sich von mir zu verabschieden, und wir würden beide hoffen, dass der Zug bald einfährt, damit wir uns das ganze alberne Getue sparen können.
    Es ist Zeit.
    Draußen ist ein heller Aprilmorgen. Die Welt wird sich ohne mich weiterdrehen. Ich kann es mir nicht aussuchen. In mir breitet sich der Krebs aus. Er durchwuchert mich. Da hilft alles nichts.
    Philippa sagt: »Ich geh jetzt nach unten, um mit deinem Dad zu reden. Und dann versuche ich, bald wiederzukommen.«

    »Musst du nicht.«
    »Ich weiß, aber ich mach’s trotzdem.«
    Die füllige, nette Philippa, die allen Leuten zwischen London und der Südküste Sterbehilfe leistet. Sie beugt sich zu mir runter und umarmt mich. Sie ist warm und verschwitzt und riecht nach Lavendel.
     
    Als sie weg ist, träume ich, dass ich ins Wohnzimmer gehe und alle da sitzen. Dad gibt Laute von sich, die ich noch nie gehört habe.
    »Warum weinst du?«, frage ich. »Was ist passiert?«
    Mum und Cal sitzen nebeneinander auf dem Sofa. Cal trägt einen Anzug mit Fliege, wie so ein kleiner Snookerspieler.
    Und da geht mir ein Licht auf – ich bin tot.
    »Hier, hier bin ich!«, rufe ich, aber sie hören mich nicht.
    Ich habe einmal einen Film über die Toten gesehen – darüber, dass sie nie ganz weg sind, sondern unbemerkt unter uns leben. Das möchte ich ihnen erzählen. Ich versuche, einen Bleistift vom Tisch zu werfen, aber meine Hand greift einfach durch ihn durch. Und durch das Sofa. Ich gehe durch die Wand und wieder zurück. Ich stochere mit meinen Fingern in Dads Kopf rum, und er rutscht ein wenig auf seinem Sessel hin und her, wundert sich vielleicht über den kühlen Lufthauch.
    Dann wache ich auf.
    Dad sitzt auf einem Stuhl neben meinem Bett. Er fasst meine Hand. »Wie fühlst du dich?«
    Ich denke drüber nach. »Mir tut nichts weh.«
    »Gut.«
    »Ein bisschen müde bin ich.«
    Er nickt. »Hast du Hunger?«
    Ich will welchen haben. Ihm zuliebe. Ich möchte um Reis und Garnelen und Siruppudding bitten, aber dann müsste ich lügen.
    »Kann ich dir irgendwas holen, möchtest du irgendwas?«

    Das Baby sehen. Erwachsen werden. Eine Weltreise machen.
    »Eine Tasse Tee.«
    Dad sieht erfreut aus. »Mit was dazu? Einem Keks?«
    »Was zum Schreiben.«
    Er hilft mir im Bett auf, schüttelt die Kissen hinter mir auf, knipst die Nachttischlampe an und reicht mir Notizblock und Stift vom Bücherbord. Dann geht er runter, um Wasser aufzusetzen.
    Nummer elf. Eine Tasse Tee.
    Nummer zwölf …
     
     
    ANWEISUNGEN FÜR DAD
     
    Ich will in keinen Kühlschrank bei einem Bestatter. Sondern dass du mich bis zur Beerdigung zu Hause behältst. Kann bitte jemand bei mir sitzen, falls ich mich einsam fühle? Ich verspreche, niemanden zu erschrecken.
    Ich will in meinem Seidenchiffonkleid, meinem violetten Wäscheset und meinen schwarzen Reißverschlussstiefeln beigesetzt werden (alles noch in dem Koffer, den ich für Sizilien gepackt hatte). Und ich möchte das Armband tragen, das Adam mir geschenkt hat.
    Schminkt mich nicht. Bei Toten sieht das blöd aus .
    Ich will NICHT eingeäschert werden. Krematorien belasten die Atmosphäre mit Dioxinen, Chlorwasserstoffsäure, Fluorwasserstoffsäure, Schwefeldioxid und Kohlendioxid. Außerdem haben sie so grausliche Vorhänge in Krematorien.
    Ich will einen biologisch abbaubaren Weidensarg und eine Waldbestattung. Im Natural Death Center haben die Leute mir geholfen, ein Stück Erde nicht weit von da auszusuchen, wo wir wohnen, und sie werden dir beim ganzen Ablauf helfen.
    Ein einheimischer Baum soll auf oder neben meinem Grab gepflanzt werden. Eine Eiche würde mir gefallen, aber ich hätte auch
nichts gegen eine Kastanie oder eine Weide. Ich will eine hölzerne Gedenktafel mit meinem Namen. Ich

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