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Bevor mir der Tod die Augen schließt (Ein-Linnea-Kirkegaard-Krimi) (German Edition)

Bevor mir der Tod die Augen schließt (Ein-Linnea-Kirkegaard-Krimi) (German Edition)

Titel: Bevor mir der Tod die Augen schließt (Ein-Linnea-Kirkegaard-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Vad Bruun , Benni Bødker
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Mundwinkeln konnte er den Anflug eines Grinsens erkennen. Doch schon im nächsten Moment war es verschwunden, und sie betrat das Eis, ohne auf ihn zu warten.
    Für einen Moment blieb Thor unschlüssig stehen, dann nahm er Majas Hand und führte sie zu seinem Wagen, der weiter entfernt am Amager Strandvej parkte. Dort angekommen, musste er erst einmal einen Stapel Papiere vom Beifahrersitz räumen.
    »Mir ist kalt«, klagte Maja.
    »Mit diesem Knopf hier kannst du die Heizung aufdrehen«, erklärte er geduldig. »Und ich kann dir eine Decke holen, wenn du möchtest.«
    Maja zog eine beleidigte Miene, als sie sich setzte, und er versprach, nicht lange wegzubleiben.
    »Aber ich will mitkommen!«, sagte sie. »Was machst du denn genau?«
    »Nein, das ist nichts für dich.«
    Verzweifelt durchwühlte er das Handschuhfach, bis er endlich eine ihrer Kinder- CD s fand und sie in den Schlitz schob. Eigentlich hätte er vor Wut toben müssen, weil Linnea die kleine Maja einfach mit zu einem Tatort geschleppt hatte. Allerdings konnte er ihr auch nur schwer vorwerfen, dass sie der Meinung war, die Verantwortung für die Tochter liege bei ihm. Er musste einen Kollegen finden, der gerade Zeit hatte, für ihn den Schulbus zu spielen. Glücklicherweise war Maja schon damit beschäftigt, mit dem Finger auf die beschlagenen Autoscheiben zu malen und die Lieder von der CD mitzusingen. Vorsichtshalber prüfte er noch ein letztes Mal, ob das Handschuhfach auch wirklich abgeschlossen war, und während die Musik vom Song Contest für Kinder aus dem Auto schallte, konnte er sich endlich wieder zum Tatort begeben.
    Er beschleunigte seine Schritte, um Linnea einzuholen, die bereits auf der Mitte der Brücke war. Sie steuerte auf die Umkleidekabinen und den Saunabereich zu, von wo aus man am leichtesten auf das Eis zu dem Toten gelangen konnte. Sie hielt für einen Moment inne, als sie die Leiche erblickte, setzte ihren Weg zu den blauen Bretterhütten dann aber fort. Thor lief schneller, blieb kurz darauf jedoch ebenfalls abrupt stehen.
    Jetzt wurde ihm klar, was ihm das Bild dort draußen erzählen wollte, es war eigentlich ganz offensichtlich: Das Blut auf dem Eis war eine Schleifspur. Entweder hatte man Spang-Hansen zu seinem Fundort geschleppt oder er war schwer verletzt gewesen und mit letzter Kraft selbst dorthin gekrochen. Er musste also an einem anderen Ort angegriffen worden sein. Zum Beispiel in den Umkleidekabinen, auf die Linnea gerade zustrebte.
    Thor schaute sich um, und aus unerklärlichen Gründen witterte er mit einem Mal Gefahr.
    »Warte«, schrie er Linnea hinterher. »Bleib, wo du bist!«
    Doch sie schien ihn nicht zu hören und steuerte zielstrebig auf die Holzschuppen zu. Er rief sie noch einmal, doch es war zu spät. Nach kurzem Zögern trat sie auf eine Tür zu und öffnete sie.
    Thor fluchte, weil er seine Heckler & Koch mal wieder nicht dabeihatte. Dann rannte er los.
    *
    Golf von Aden, 14 . November 2010
    »Ich liebte die Wüste, die versengten Obstgärten, die verstaubten Läden, die schal gewordenen Getränke.«
    Mads Emil Warwick öffnete sein braunes Lederportefeuille mit dem Code, den er ungeachtet aller Sicherheitsvorschriften ständig zu erneuern vergaß, und blätterte hastig die Papiere über die monatelangen Verhandlungen der Reederei durch, bis er schließlich die kleine, zerknitterte Verpackung fand, die sich zwischen seinem iPad und einer Wasserflasche verklemmt hatte. Routiniert entfernte er das Plastik und ließ die Ampulle mit einem Klick einrasten. Neuerdings experimentierte er mit einer Viermillimeternadel, die das Unbehagen ein wenig mindern sollte.
    »Ich schleppte mich durch die stinkenden Gassen, und mit geschlossenen Augen gab ich mich der Sonne hin, der Göttin des Feuers.«
    Er hob sein Hemd und setzte den Insulin-Pen auf seinem Bauch an. Anschließend drückte er auf den Knopf, so dass die Nadel durch die Fettschicht des Bindegewebes drang, und atmete tief durch. Als der Helikopter plötzlich zur Seite geworfen wurde, durchfuhr ihn ein stechender Schmerz. Er zog die Nadel heraus und blickte verärgert zum Piloten hinüber, einem feisten Mann Mitte vierzig, der behauptete, Veteran des sowjetisch-afghanischen Kriegs in den 1980 er Jahren zu sein. Der Pilot glotzte ungerührt zurück und setzte seinen Sinkflug fort.
    Warwick seufzte, legte den Pen zurück in die Aktentasche und stopfte sein Hemd in die Hose.
    »Arthur Rimbaud«, erklärte er dann. »Nachdem sein Liebhaber versucht hatte, ihn

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