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Eine Katze kommt selten allein

Eine Katze kommt selten allein

Titel: Eine Katze kommt selten allein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lydia Adamson
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1
    Es war am Tag vor Weihnachten, einen Tag nach meinem einundvierzigsten Geburtstag. Ich saß auf dem Fußboden meiner Wohnung, in Jeans, einem weißen Seemannspullover und pelzgefütterten Hausschuhen.
    Ich hatte gerade mit meiner alljährlichen Grübelei über die Wahrscheinlichkeit des Friedens auf Erden, der Liebe unter den Menschen und all den anderen weihnachtlichen Illusionen angefangen, als das Telefon fröhlich klingelte. Schwungvoll nahm ich den Hörer ab. Eine tiefe Stimme gab sich als Mr. Harmon vom Verein zur Verhinderung von Grausamkeiten an Mensch und Tier zu erkennen.
    »Spreche ich mit Alice Nestleton?« fragte Mr. Harmon.
    »Am Apparat«, erwiderte ich verdutzt.
    »Man hat soeben Ihre Katze aufgegriffen. Sie hat in einem Hundesalon einen Ladendiebstahl begangen«, sagte Mr. Harmon mit schroffer Stimme. »Nun? Was wollen Sie, als die Besitzerin des Tieres, in dieser Sache unternehmen?«
    Bevor ich auf diese sehr seltsame Anschuldigung etwas erwidern konnte, veränderte sich die Stimme, und ich erkannte, daß Harry Starobin am Apparat war. Der alte Harry hatte wieder mal einen seiner Scherze gemacht.
    »Keine Angst, Alice«, sagte er. »Deine Katzen wüßten nicht mal, wie man einen Ladendiebstahl begeht, würde man sie in einem Fischgeschäft aussetzen. Bist du schon reisefertig? Wir erwarten dich.«
    »Ich bin soweit fertig, Harry«, erwiderte ich; dann hörte ich zu, als er mir erklärte, wo ich er mich abholen wollte, wie jedesmal. Dann legte er ohne ein weiteres Wort auf, wie jedesmal. Ich ließ den Hörer in die Gabel fallen und fühlte mich eigenartig, wie jedesmal nach einem von Harrys seltenen Anrufen. Ich kam mir wie ein Kind vor, das irgend etwas angestellt hat. Warum fühlte ich mich so? Verärgert über mich selbst, machte ich, daß ich in die Gänge kam. Schließlich stand Weihnachten vor der Tür.
    Bushy, mein Maine-Coon-Kater, schlief auf der gehäkelten Wolldecke, die über dem kastanienbraunen Samtsofa ausgebreitet war.
    »Mach die Augen auf, Bushy«, sagte ich. »Hier ist dein Weihnachtsgeschenk.«
    Ein Augenlid hob sich, schloß sich wieder. Eine Pfote zuckte. Bushy war offensichtlich nicht interessiert.
    Ich machte die Schachtel auf und ließ Bushys Geschenk neben ihn auf das Sofa fallen. »Fröhliche Weihnachten, Bushy«, sagte ich und kraulte zärtlich eins seiner wunderschönen Ohren, um seine Aufmerksamkeit zu erregen. Bushy schlug die Augen auf, zuckte mit den Ohren und starrte auf den Basketball. »Das ist kein x-beliebiger Basketball, du dummer Kater. Das ist ein ganz besonderer Ball. Guck dir mal an, wie schön er ist.«
    Ich hatte das häßliche Ding bei Schwartz entdeckt, dem größten Spielwarenladen New Yorks. In den Gummiball waren farbige, scheußliche Muster geprägt. In dem Augenblick, als ich den Ball gesehen hatte, wußte ich, daß er Bushy gefallen würde. Der Ball war eine psychedelische Kugel. Ein Ball aus dem Weltraum. Aus einer anderen Dimension. Er würde perfekt zu Bushys spleenigem Charakter passen. Ich konnte mir richtig vorstellen, wie er den Ball durchs Zimmer pfefferte.
    Als Bushy sich nicht rührte, rollte ich den Ball übers Sofa, bis er vor Bushys Nase lag. Er beschnupperte ihn, gähnte und drehte sich auf den Rücken, so daß seine Beine wie die eines toten Vogels in die Höhe gestreckt waren. Dann schlief er weiter.
    Soviel zu dem Geschenk. Na ja, ich hatte ja noch Pancho.
    Ich brachte Panchos Geschenk in die Küche. Es war eine kleine Plastikschüssel mit Saffranreis. Aus unerfindlichen Gründen hatte Pancho eine Leidenschaft für indische Speisen entwickelt. Allerdings war auch Pancho eine sehr seltsame Katze.
    Ich hatte ihn drei Jahre zuvor beim Verein gegen den Mißbrauch der Tiere adoptiert, als er ungefähr sechs Monate alt gewesen war. Panchos Fell war vollkommen grau. Seine Augen waren gelb. Seine Barthaare waren rostfarben. Ihm fehlte ein Stück vom Schwanz, und an der rechten Wade hatte er eine große, häßliche Narbe.
    Pancho schien nur ein Lebensziel zu haben: seinen Feinden zu entkommen. Von diesem Gedanken erfüllt, verbrachte er seine Tage und Nächte damit, durch meine Wohnung zu flitzen. Er liebte Schränke und Bücherregale und Fenstersimse. Je höher, je besser.
    Ich nahm den Deckel von der Plastikschüssel und stellte sie ins Spülbecken. »Fröhliche Weihnachten, Pancho«, rief ich.
    Für einen Augenblick hörte ich nichts; dann ein Zischen und eine Sekunde später sah ich einen grauen Schemen, der von Schrankdach zu

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