Bhagavad Gita wie sie ist
anzustreben, denn selbst wenn es uns möglich sein sollte, durch irgendeine technische Erfindung Brahmaloka, den höchsten Planeten, zu erreichen, indem wir für vielleicht vierzigtausend Jahre durch das Weltall reisen (und wer kann schon erwarten, so lange zu leben?), selbst dann würden wir immer noch die materiellen Leiden von Geburt, Tod, Krankheit und Alter vorfinden. Wer jedoch den höchsten Planeten, Kṛṣṇaloka, oder irgendeinen anderen Planeten innerhalb des spirituellen Himmels anstrebt, wird nicht mehr mit diesen materiellen Leiden konfrontiert werden. Unter all den vielen Planeten im spirituellen Himmel gibt es einen höchsten Planeten. Er wird Goloka Vṛndāvana genannt und ist der ursprüngliche Planet im Reich der ursprünglichen Persönlichkeit Gottes, Śrī Kṛṣṇa. All dies erfahren wir aus der Bhagavad-gītā, und sie lehrt uns, wie wir die materielle Welt verlassen und im spirituellen Himmel ein wahrhaft glückseliges Leben beginnen können.
Im Fünfzehnten Kapitel der Bhagavad-gītā wird das wahre Bild der materiellen Welt gegeben. Es heißt dort:
ūrdhva-mūlam adhaḥ-śākham
aśvatthaṁ prāhur avyayam
chandāṁsi yasya parṇāni
yas taṁ veda sa veda-vit
Hier wird die materielle Welt mit einem Baum verglichen, dessen Wurzeln nach oben und dessen Äste nach unten zeigen. Auch in unserem Erfahrungsbereich gibt es Beispiele von Bäumen, deren Wurzeln nach oben zeigen, nämlich am Ufer eines Flusses oder eines anderen Gewässers, wo man sehen kann, wie die Bäume im Wasser umgekehrt gespiegelt werden. Die Äste zeigen nach unten und die Wurzeln nach oben. Ebenso ist die materielle Welt eine Spiegelung der spirituellen Welt. Die materielle Welt ist nichts weiter als ein Schatten der Wirklichkeit. Der Schatten hat keine Wirklichkeit oder Substanz, doch wir können anhand des Schattens erkennen, daß es Wirklichkeit und Substanz geben muß. In der Wüste gibt es kein Wasser, aber eine Luftspiegelung läßt darauf schließen, daß irgendwo Wasser existiert. In der materiellen Welt gibt es kein Wasser bzw. kein Glück – das wirkliche Wasser tatsächlichen Glücks ist in der spirituellen Welt zu finden.
In der Bhagavad-gītā (15.5) weist der Herr uns darauf hin, daß die spirituelle Welt auf folgende Weise zu erreichen ist:
nirmāna-mohā jita-saṅga-doṣā adhyātma-nityā vinivṛtta-kāmāḥ
dvandvair vimuktāḥ sukha-duḥkha-saṁjñair gacchanty amūḍhāḥ padam avyayaṁ tat
Dieses padam avyayam oder ewige Königreich kann von demjenigen erreicht werden, der nirmāna-moha ist. Was bedeutet dies? Wir alle streben nach Bezeichnungen. Der eine möchte „Herr“ werden, der andere „Meister“, wieder jemand anders möchte Präsident oder König, ein reicher Mann oder sonst etwas werden. Solange wir an solchen Bezeichnungen haften, sind wir an den Körper gebunden, denn diese Bezeichnungen beziehen sich auf den Körper. Wir sind aber nicht unser Körper, und diese Erkenntnis bildet die erste Stufe in der spirituellen Verwirklichung. Wir sind mit den drei Erscheinungsweisen der materiellen Natur verbunden, doch wir müssen uns von ihnen lösen, und zwar durch hingebungsvollen Dienst für den Herrn. Wenn wir uns nicht zum hingebungsvollen Dienst des Herrn hingezogen fühlen, können wir uns nicht von den Erscheinungsweisen der materiellen Natur lösen. Bezeichnungen und Anhaftungen sind auf unsere Lust und unsere materiellen Wünsche zurückzuführen, das heißt auf unser Verlangen, die materielle Natur zu beherrschen. Solange wir diese Neigung, die materielle Natur zu beherrschen, nicht aufgeben, besteht keine Möglichkeit, in das Königreich des Höchsten, sanātana-dhāma, zurückzukehren. In dieses ewige Königreich, das niemals zerstört wird, kann nur jemand eintreten, der von den Verlockungen falscher materieller Genüsse nicht verwirrt wird und der im Dienst des Höchsten Herrn verankert ist. Wer diese Bedingungen erfüllt, kann das höchste Reich mühelos betreten.
An einer anderen Stelle in der Gītā (8.21) heißt es:
avyakto ’kṣara ity uktas
tam āhuḥ paramāṁ gatim
yaṁ prāpya na nivartante
tad dhāma paramaṁ mama
Avyakta bedeutet unmanifestiert. Nicht einmal in der materiellen Welt ist alles vor uns manifestiert. Unsere Sinne sind so unvollkommen, daß wir nicht einmal alle Sterne in diesem einen materiellen Universum sehen können. Die vedischen Schriften geben uns viele Auskünfte über die
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