Bianca Exklusiv Band 0226
Poster dekoriert war. Eine Frau mit wirren roten Haaren saß in einem Schaukelstuhl und stillte ein Baby.
Vielleicht war es nur eine Szene aus einem Film. Doch dagegen sprach, dass sie durch einen Geruch hervorgerufen worden war.
„Was ist?“, erkundigte sich Meg. „Haben Sie sich an etwas erinnert?“
Sie stand ihm sehr nahe. Ihre Augen waren weit aufgerissen, ihre Lippen geöffnet. Plötzlich verspürte er den Drang, die Sommersprossen auf ihrer Nase zu küssen. Er wich zurück. „Nein. Ich habe noch nicht zu Mittag gegessen. Ich werde immer zerstreut, wenn ich hungrig bin.“
„Ich weiß. Sie haben immer Pfefferminz zwischen den Mahlzeiten gelutscht.“
Auch jetzt trug er eine Rolle in der Tasche seines Arztkittels. Er fragte sich, ob sie die Ausbuchtung bemerkt und den Grund erraten hatte. Wenn ja, war sie sehr scharfsinnig.
Andrew kehrte zurück. Mit ausdrucksloser Miene machte er sich an die Arbeit. Dana zuckte zusammen, als er ihr Blut abnahm, weinte aber nicht.
Meg reichte Hugh einen Zettel mit einer Telefonnummer. „Bitte rufen Sie mich an, wenn die Resultate da sind.“
„Unser Anwalt wird Sie anrufen“, wandte Andrew ein.
„Entweder ist sie seine Tochter oder nicht“, entgegnete Meg. „Wenn ja, beweist es, dass er mein Ehemann ist. Ich sehe keinen Grund, einen Anwalt einzuschalten.“
„Falls es Ihnen gelungen sein sollte, sich meinen Bruder zu angeln, während er nicht bei klarem Verstand war, ist es illegal“, widersprach Andrew. „Sie haben zugegeben, dass er einen falschen Ausweis benutzte. Sie sind mit jemandem verheiratet, der nicht existiert.“
Betroffen blickte sie ihn an. „Daran habe ich noch gar nicht gedacht.“ Ihr Mund zitterte, so als würde sie jeden Moment in Tränen ausbrechen. Bevor es dazu kam, nahm sie ihre Tochter und ging.
Sobald ihre Schritte verklungen waren, fragte Andrew: „Du glaubst doch kein Wort davon, oder?“
„Ich kann es nicht einfach abtun.“ Hugh verspürte ein Prickeln bei der Erinnerung an ihre Nähe. Er konnte sich nicht erklären, warum er eine derart heftige Reaktion auf eine Fremde zeigte.
„Nächsten Mittwoch sollten die Ergebnisse vorliegen“, sagte Andrew. „Bis dahin vergiss sie einfach.“
Hugh fragte sich ernsthaft, ob ihm das möglich war.
3. KAPITEL
Während der langen Fahrt zurück nach Mercy Canyon kämpfte Meg mit Verärgerung und Verlegenheit über das Treffen mit den beiden Ärzten.
Der Bruder – Andrew Menton, wie sie dem Schild an der Tür entnommen hatte – war ihr arrogant und niederträchtig erschienen. Hugh Menton hingegen war ihr Joe bis hin zu seinem gewählten Vokabular und der kleinen Narbe an der Schläfe. Sein reserviertes Verhalten und ausgeglichenes Temperament entsprachen ebenfalls dem Mann, den sie kannte.
Auf Anhieb hatte sie den tiefen Klang seiner Stimme und die gewinnende Kopfhaltung erkannt. Als er ihr nahe gekommen war, hatte sie den Duft des Mannes aufgefangen, den sie mit jeder Faser ihres Körpers kannte.
Und doch war er ein Fremder.
Joe war ein gewöhnlicher Arbeiter gewesen, der mit seinen Freunden zum Bowling gegangen war und den Wohnwagen mit ihr geteilt hatte, den sie von ihrem hart verdienten Geld gekauft hatte.
Es war zu bezweifeln, dass Dr. Hugh Menton jemals einen Fuß in einen Wohnwagen gesetzt hatte. Es sei denn, er hatte durch eine Kopfverletzung völlig den Verstand verloren, worauf er gewiss plädieren würde, falls der DNS-Test ihn als Danas Vater auswies.
Sie dachte zurück an ihre erste Reaktion auf das Foto in der Zeitung, die Tim aus Los Angeles mitgebracht hatte. „Sieh ihn dir bloß in diesem Smoking an! Mein Joe hätte sich niemals einen Smoking geliehen, um darin zum Dinner zu gehen.“
Sam Hartman, der Besitzer des Back Door Cafe , hatte ihr über die Schulter gespäht. „Wahrscheinlich gehört ihm der Smoking.“
Seine Frau Judy hatte erklärt: „Man kann sich bestimmt einen gebrauchten kaufen, nachdem man ihn ausgeliehen hat.“
„Ein Arzt hat es nicht nötig, sich einen gebrauchten zu kaufen.“
Einige Minuten lang hatten sie über das Thema debattiert, bis das Eintreffen neuer Gäste ihre Aufmerksamkeit gefordert hatte.
Nun spürte Meg ihre Wangen erglühen. Sie konnte sich lebhaft den Hohn auf Andrew Mentons Gesicht vorstellen, hätte er die damalige Diskussion verfolgt. Nachdem sie die teuer ausgestattete Praxis mit dem großen Aquarium und dem flauschigen Teppichboden gesehen hatte, bezweifelte sie nicht, dass beide Ärzte Smokings
Weitere Kostenlose Bücher