Bianca Exklusiv Band 0226
Berühmtheiten und reichen Geschäftsleuten zu sein.
Doch obwohl er sich äußerlich völlig von dem noch immer geheimnisvollen Verlust der anderthalb Jahre seines Lebens erholt und seine medizinischen Fähigkeiten nicht verlernt hatte, fühlte er sich nicht wohl dabei, die Reichen zu versorgen.
Enttäuscht warf er die Morgenpost auf seinen glänzenden Eichenschreibtisch. Noch immer hatte er keine Antwort auf seine Bewerbung zur Teilnahme an einem Forschungsprojekt mit Kindern aus sozial schwachen Familien erhalten, obwohl es im nächsten Monat, im Oktober, beginnen sollte.
„Du hast den Brief nicht bekommen, weil ich deine Post gestohlen und verbrannt habe“, bemerkte eine sonore Stimme vom Korridor her.
Mit einem Grinsen blickte Hugh auf. „Sicherlich.“
„Du wirst es bald leid sein, Dr. Schweitzer zu spielen“, warnte sein Bruder. Trotz seines neckischen Tons lag ein Anflug von Sorge in seinen grünen Augen.
Obwohl Andrew mit siebenunddreißig nur zwei Jahre älter war als Hugh, spielte er unwiderruflich die Rolle des Seniorpartners. Das mochte daran liegen, dass er mit seiner stämmigen Gestalt und dem braunen Haar eher ihrem verstorbenen Vater ähnelte, dem legendären Arzt Frederick Menton. Außerdem hatte er während Hughs Abwesenheit die gesamte Verantwortung für die Gemeinschaftspraxis tragen müssen.
„Du weißt hoffentlich, dass ich bei dir bleiben würde, wenn ich könnte. Aber ich bin so rastlos, seit ich zurück bin.“
„Das habe ich gemerkt. Aber du solltest diesen Impulsen nicht nachgeben. Das sieht dir gar nicht ähnlich. Du hast das schöne Leben früher immer so genossen.“
Das traf durchaus zu. Hugh konnte sich das Gefühl der Unvollkommenheit selbst nicht erklären.
Soweit man wusste, hatte er jene anderthalb Jahre als Gammler verbracht. Er war auf See vor Oceanside verschwunden und fast achtzehn Monate später bewusstlos in Los Angeles aufgefunden worden, mit einer frischen Kopfverletzung und ohne Ausweise. Es gab keinerlei Hinweise auf seinen Aufenthalt dazwischen.
Hugh wusste nur mit Sicherheit, dass ihn die Erfahrung verändert hatte. Einst nach Prestige und materiellem Erfolg strebend, ersehnte er sich nun, etwas Bedeutungsvolles aus seinem Leben zu machen.
„Die Angelegenheit könnte eine akademische Frage sein. Ich habe nichts von dem Projekt gehört. Also sieht es nicht so aus, als würde ich weggehen.“
„Umso besser.“ Andrew blickte zur Uhr. „Kein Wunder, dass Helen uns nicht triezt. Es ist Mittagspause.“
Helen Nguyne war ihre Krankenschwester und hätte sie nie so lange plaudern lassen, wenn Patienten gewartet hätten. Doch zwischen zwölf und ein Uhr wurden keine Termine gelegt.
„Wohin wollen wir gehen?“, fragte Hugh. Jeden Mittwoch lunchten sie zusammen in einem der zahlreichen Restaurants in der Gegend.
Chelsea Byers, die Sprechstundenhilfe, tauchte hinter Andrew auf. „Entschuldigung. Da ist eine Frau ohne Termin.“
„Geben Sie ihr einen für später“, sagte Andrew.
„Wir sind heute Nachmittag voll, und sie sagt, dass sie von weit herkommt. Ihre kleine Tochter hat eine Ohrentzündung.“
„Wenn sie nach der Mittagspause wiederkommt, schiebe ich sie ein“, erklärte Hugh. „War sie schon mal hier?“
Chelsea schüttelte den Kopf. „Sie hat auch keine Krankenversicherung.“
„Herrje, wir sind doch nicht die Wohlfahrt!“, fauchte Andrew. „Wo ist Sandy?“ Sandy Craven war als Praxisleiterin dafür verantwortlich, sich um die Begleichung von Rechnungen zu kümmern.
„Sie ist schon zu Tisch gegangen. Die Frau hat gesagt, dass sie bar bezahlt“, erwiderte Chelsea. „Ich sage ihr, dass sie die Bezahlung mit Sandy und einen Termin vereinbaren soll.“
Verärgerung über Andrews anmaßendes Verhalten veranlasste Hugh zu entgegnen: „Schon gut. Ich empfange sie jetzt.“ Es war höchst ungewöhnlich und eine Bürde für Helen, da sie die Krankengeschichte des Kindes aufnehmen musste, doch Ohrentzündungen waren schmerzhaft, und er wollte nicht, dass die Kleine unnötig litt.
„Geh du nur ohne mich“, sagte er zu Andrew.
„Ich habe keinen Hunger.“ Obwohl Andrew verärgert war, gab er sich ohne weiteren Einwand geschlagen.
„Es tut mir leid, dass ich dir einen Teil der Mittagspause gestohlen habe“, sagte Hugh zu Helen, als sie ihm einige Minuten später ein Krankenblatt reichte. „Du brauchst nicht länger zu warten.“
„Aber vielleicht brauchst du mich.“
„Danke, aber ich komme schon zurecht.“
Nachdem sie
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