Bianca Spezial Band 8
Thema. „Du hattest mir doch gerade davon erzählt, was aus deinem Traum vom eigenen Partyservice geworden ist“, erinnerte er sie.
Sie atmete tief ein. „Na ja, als wir erst einmal dieses Haus gekauft hatten, haben wir uns Kinder gewünscht. Ich konnte allerdings nicht aufhören zu arbeiten, weil wir auf meine Versicherung angewiesen waren. Und dann mussten wir so viel Geld für die verschiedenen Ärzte und Spezialisten, die Fruchtbarkeitstests, Spritzen und Medikamente bezahlen. Ganz zu schweigen von der künstlichen Befruchtung, die meine Versicherung nur zum Teil übernommen hat. Also konnte ich meine Arbeit immer noch nicht aufgeben.“
„Ich weiß, Sophie, ich erinnere mich daran“, sagte Max leise. Er wusste nun, wie schwer diese Zeit für sie gewesen war, in der Michael immer mehr dem Alkohol verfallen war. Erst später war Max klar geworden, was damals eigentlich passiert war. Erst später hatte er erfahren, dass Sophie alles ganz allein hatte meistern müssen, weil sein Bruder zu eigennützig gewesen war, sie zu unterstützen. Max wünschte, er wäre damals für sie da gewesen …
„Als die Zwillinge dann schließlich geboren waren, wollte ich bei ihnen zu Hause bleiben, um mich die ganze Zeit um sie kümmern zu können.“ Sophies Lächeln wirkte traurig. „Ich wollte, dass meine Mädchen all das bekamen, was ich selbst nie hatte. Und dann ist Michael gestorben …“ Ihre Stimme klang tonlos. Max griff nach Sophies Hand und drückte sie. „Ich hatte keine andere Wahl, ich musste wieder arbeiten gehen, um uns zu versorgen“, fuhr sie fort. „Aber zum Glück ist meine Mutter zu dem Zeitpunkt hier eingezogen, sodass ich wieder unterrichten konnte.“
„Wie geht es ihr übrigens?“, erkundigte sich Max. Er liebte Sophies sehr unkonventionelle Mutter Carmella von ganzem Herzen.
Sophie lachte. „Ach, sie ist so ausgeflippt wie eh und je. Im Moment lässt sie sich gerade von unserem Nachbarn Mr. Rizzo beibringen, wie man Tango tanzt …“
„So nennt man das heutzutage also“, bemerkte Max belustigt. Dann wurde er nachdenklich. „Ist dir jemals aufgefallen, wie unterschiedlich ihr beide auf den Tod eurer Ehemänner reagiert habt, du und deine Mutter?“
„Ja, darüber denke ich sogar täglich nach“, gestand Sophie. „Als das Flugzeug, das mein Vater geflogen hatte, damals als verschollen galt, ist meine Mutter völlig zusammengebrochen. Sie kam mit dem Leben nicht klar, weil bis dahin mein Vater immer alles für sie geregelt hatte. Und weil sie so viele Jahre auf dem Gelände eines Militärstützpunktes gelebt hatte, hatte sie auch nie besonders viel selbst erledigen müssen. Schließlich hatte sie dort ja alles, was sie brauchte. Dazu war sie in einer Zeit aufgewachsen, in der Frauen kein eigenes Leben führten, sondern vollkommen von ihren Männern abhängig waren. Ohne meinen Vater war sie verloren.“
Sophie seufzte, dann fuhr sie fort: „Nachdem mein Vater für tot erklärt wurde, hat meine Mutter sich immer wieder auf die Suche nach einem neuen Mann gemacht, der ihrem Leben einen Sinn geben würde. Ich kann ihr das gar nicht übel nehmen … aber zum Glück hat sie inzwischen damit aufgehört, einen Mann nach dem anderen zu heiraten. Allerdings hat sie vier oder fünf unglückliche Ehen und diverse Umzüge hinter sich bringen müssen, bis sie endlich herausgefunden hat, dass sie keinen Mann braucht, um glücklich zu sein oder sich selbst wichtig zu nehmen.“
„Vielleicht ist das ja der Grund, warum dir ein festes Zuhause und eine gewisse Beständigkeit so wichtig waren“, überlegte Max laut und konnte nicht widerstehen, die Hand nach Sophies dunklen Locken auszustrecken. Sie fühlten sich noch genauso an, wie er sie in Erinnerung hatte: seidenweich.
„Auf jeden Fall“, bestätigte Sophie seine Vermutung. Max’ leichte Berührung brachte ihren Puls zum Rasen. „Als ich klein war, sind wir so oft umgezogen … meine eigenen Kinder sollten so etwas nicht mitmachen müssen.“ Sie sah Max ins Gesicht, das nur von dem schwachen Feuerschein erhellt wurde, und der Ausdruck in seinen Augen ließ ihr das Herz schwer werden. „Ich glaube, meine Mom ist auch deswegen zu uns ins Haus gezogen, als Michael gestorben ist, um mir damit zu verstehen zu geben, wie leid es ihr tut, was nach dem Tod meines Vaters passiert ist. Ich glaube auch, dass sie sichergehen wollte, dass ich nicht durchmachen würde, was sie damals durchgemacht hat. Dadurch, dass sie sich um die Mädchen kümmert,
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