Bianca Spezial Band 8
dir war. Mir war nicht bewusst, dass meine Verabredungen mit James den Eindruck wecken könnten, ich würde Michael oder seinem Andenken gegenüber unfair sein. Es tut mir leid, wenn ich mich da taktlos verhalten habe, ich war bloß nie davon ausgegangen, dass du Schwierigkeiten damit haben könntest.“
„Wie dem auch sei, erzähl mir doch einfach mal, was genau zwischen dir und diesem Typen vor sich geht.“
Sie seufzte, dann hob sie die Hand, um sich eine Locke aus dem Gesicht zu streichen. „Nicht, dass es dich überhaupt etwas angeht …“, setzte sie an. „Aber ich glaube nicht, dass es schon viel zu erzählen gibt. James ist mein Vorgesetzter, und ich kenne ihn, seit ich nach Michaels Tod wieder zu arbeiten angefangen habe.“
„Dann kennst du diesen Typen ja schon seit etwa drei Jahren.“ Max musste sich unbedingt ein klareres Bild von dieser Beziehung machen, damit er wusste, wie er damit umgehen sollte. Oder vielmehr: wie er ihr einen Riegel vorschieben sollte.
„Genau“, erwiderte Sophie. „Zunächst habe ich mich nicht weiter mit ihm auseinandergesetzt, über das Berufliche hinaus, meine ich … bis vor sechs Monaten.“
„Was ist denn vor sechs Monaten passiert?“, hakte Max grimmig nach, griff nach der Kaffeekanne und füllte erneut seinen Becher.
„Da hat James damit angefangen, mir sehr viel Aufmerksamkeit entgegenzubringen, sodass ich vermutete, dass sein Interesse an mir über das rein … Berufliche hinausging.“ Sie errötete. Es war ihr peinlich, Max in diese Einzelheiten einweihen zu müssen. „Weißt du, ich merke, dass ich hier langsam ungeduldig werde. Wenn du mir nicht gleich verrätst, was das Ganze soll, gehe ich ins Bett, bevor du mich noch vollkommen in den Wahnsinn treibst.“
„Die Mädchen mögen Beardsley nicht“, sagte Max tonlos und setzte die Kaffeekanne unsanft wieder ab. „Und von mir kann ich auch nicht behaupten, dass er mir ans Herz gewachsen ist.“
„Wie kommst du denn bitte dazu, so was zu sagen?“, brauste Sophie auf. „Du bist doch gerade erst … drei Stunden hier. Und da willst du schon herausgefunden haben, dass die Mädchen ihn nicht mögen und du auch nicht? Meinst du nicht, dass das ein bisschen voreilig ist, um nicht zu sagen – unfair?“
„Voreilig, na, ich weiß nicht! Der Kerl hat immerhin Carrie angeschrien und ihr damit eine riesengroße Angst eingejagt. Mehr brauche ich gar nicht über ihn zu wissen.“
„Er hat Carrie angeschrien?“ Lag da vielleicht ein Missverständnis vor? „Ach, du liebe Güte“, sagte sie schließlich lachend. „Meinst du das Mal, als ihr Volleyball gegen James’ Auto geflogen ist?“
„Ganz genau.“
„Max, das war doch bloß ein Versehen, nichts weiter als das, und James wusste das auch. Er hat Carrie gar nicht angeschrien, jedenfalls nicht so richtig. Aber ich verstehe schon, dass es ihr so vorgekommen sein muss. Jedenfalls hat James ihr bloß erklärt, dass sein Auto noch ziemlich neu ist und dass sie doch bitte nicht ihren Ball dagegenwerfen soll“, berichtete Sophie. Dabei hatte sie sich doch bei diesem Anlass ebenso über James geärgert, wie sie sich jetzt über Max ärgerte. Und das hatte sie James auch gesagt, laut und deutlich.
„Dann willst du mir also weismachen, dass du einem Typen etwas abgewinnen kannst, dem sein dämliches Auto wichtiger ist als das Wohl deiner Tochter?“ Max’ tiefe Stimme klang ärgerlich.
„Natürlich nicht, das ist doch lächerlich. Weißt du, meiner Meinung nach kannst du es dir kaum herausnehmen, an unserem Leben hier herumzukritisieren, wo du doch fast drei Monate lang nicht mehr hier gewesen bist.“
„Du hast ja recht“, erwiderte Max. „Aber jetzt bin ich hier, und da werde ich sicher nicht einfach nur herumsitzen und dir dabei zusehen, wie du James Beardsley heiratest.“
„Wie ich ihn … heirate!“, rief sie entsetzt aus. „Wer hat denn von einer Hochzeit gesprochen? Ich glaube, du übertreibst, Max, und zwar ganz schön. Bis jetzt habe ich mich erst wenige Male mit dem Mann verabredet, und bei unserer letzten Verabredung hast du ja alles darangesetzt, sie gründlich zu vermiesen.“
„Hatte ich denn Erfolg damit?“, erkundigte Max sich spitzbübisch und ärgerte sie damit noch mehr.
„Ja, Max, wenn es dich glücklich macht, kann ich dir sehr wohl bestätigen, dass du damit Erfolg hattest“, gab sie barsch zurück. „Fühlst du dich jetzt besser?“
Max versuchte, ein ernstes Gesicht aufzusetzen, aber es gelang ihm nicht.
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