Big Sky Country - Das weite Land (German Edition)
diese Antwort unzureichend war, daran konnte er nun allerdings auch nichts mehr ändern.
Nun schaltete Boone sich ein. Er war nicht im Dienst und hatte bereits deutlich zu verstehen gegeben, was er von dem Rennen hielt. Da er aber sowohl mit Hutch als auch mit Slade befreundet war, hatte er offenbar das Bedürfnis verspürt, trotzdem herzukommen.
Deputy Boone Taylor – dunkelhaarig, mit dunklen Augen und Bartstoppeln auf den Wangen und dem energischen Kinn – boxte Slade leicht gegen den Oberarm.
„Hör auf die Kleine“, meinte er. „Sie hat recht.“
Slade sprach mit seiner autoritären Dienststimme, obwohl er natürlich ebenfalls nicht seine Sheriffsuniform trug. Sogar bei der Arbeit hatte er sie nur selten an – hauptsächlich deshalb, weil er das Gefühl hatte, sie würde ihn von genau jenen Menschen trennen, deren Freund und Helfer er eigentlich sein sollte. „Sieh zu, dass die Leute da drüben nach hinten gehen.“ Er deutete mit dem Kopf auf die kleine, aber stetig wachsende Menge von Zuschauern. „Ich will nicht, dass jemand verletzt wird.“
Boone schnaubte. „Tja, Sheriff, das ist jetzt wirklich absurd.“
Genau in diesem Moment bemerkte Slade aus dem Augenwinkel einen kleinen blauen Sportwagen querfeldein direkt auf sie zusteuern. Das Verdeck war geöffnet, und er konnte erkennen, dass sich zwei Frauen im Auto befanden.
Am Steuer saß Kendra Shepherd. Neben ihr auf dem Beifahrersitz kniete – unangeschnallt – Joslyn, wedelte mit beiden Armen und schrie irgendetwas.
Da sich der Himmel gerade verdunkelte und es zu donnern begann, konnte Slade nicht verstehen, was sie sagte. Aber er konnte es sich ziemlich gut vorstellen.
Hutch überließ seinen Schecken einem seiner Rancharbeiter und ging zu Slade, um zu verfolgen, wie die Frauen über das holprige Gelände auf sie zurasten.
„Das kann nicht gut für die Stoßdämpfer sein“, stellte er fest.
Slade konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. „Ganz zu schweigen von dem Verstoß gegen die Gurtpflicht. Ich könnte sie dafür belangen.“
Der Sportwagen blieb mit quietschenden Bremsen auf der Wiese stehen, und Kendra sprang auf der einen Seite und Joslyn auf der anderen heraus.
Kendra marschierte auf Hutch zu, hob die Fäuste und boxte ihm ohne Umschweife gegen die Brust.
Er lachte und hielt sie an den Handgelenken fest.
Sie versuchte, ihn abzuschütteln. Allerdings waren ihre Bemühungen, soweit Slade sehen konnte, nicht sehr überzeugend.
„Hutch Carmody“, schimpfte sie wütend, „du bist ein dummer, stolzer, eigensinniger …“
Er küsste sie.
Die Menge johlte.
Joslyn stellte sich neben Slade und stieß ihn unsanft in die Rippen. „Du bist übrigens genauso schlimm. Und wage es ja nicht, mich auch zu küssen.“
Er tat es trotzdem. Verlangend und wild.
Die umstehenden Leute brachen erneut in Jubel aus.
Shea, die ihren treuen Begleiter Jasper heute zu Hause gelassen hatte, war inzwischen zu Opal und Callie gelaufen. In ihren Augen schimmerten Tränen. Sie war immer noch blass im Gesicht, wirkte jetzt aber wieder gefasster.
„Ich liebe dich“, sagte Slade zu Joslyn.
Sie blinzelte ungläubig zu ihm hinauf. Ihr Haar war vom Fahrtwind zerzaust, und ihre Augen funkelten vor Aufregung und Überraschung. In ihrem Blick lag jene Leidenschaft, die ihr Körper bereits verraten hatte – sosehr sie es auch zu leugnen versuchte.
„Was hast du gerade gesagt?“ Sie strich sich mit einer Hand die Haare aus dem Gesicht. Der Wind blies nun heftiger, und die ersten Regentropfen klatschten auf die trockene, harte Erde der Straße neben dem Fluss.
„Du hast schon richtig gehört“, antwortete Slade leise. „Ich liebe dich, Joslyn Kirk.“
Ein verwirrtes Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus. Es überstrahlte den ganzen Ärger, den Zorn und auch die dünne Staubschicht, die sich auf der Fahrt in Kendras Cabrio auf ihre Wangen gelegt hatte. „Oh!“
Ihre Augen glänzten. Dann verdüsterte sich ihr Blick wieder – genau wie der Himmel. „Ich liebe dich auch“, flüsterte sie fast ein wenig ärgerlich. „Und darum bitte ich dich, dieses Rennen abzublasen und die Sache mit Hutch auf vernünftige, erwachsene Art und Weise zu regeln.“
„Tut mir leid, doch das geht nicht.“ Slade schaute schmunzelnd zu Hutch und Kendra, die ein paar Meter entfernt dieKöpfe zusammensteckten und miteinander stritten. Beide hatten die Fäuste geballt. Sehr zu seiner zusätzlichen Erheiterung bemerkte Slade, dass Boone sich neben die
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