Big Sky Country - Das weite Land (German Edition)
Schauer über den Rücken. Sie hatte noch nie erlebt, dass ihre bodenständige und alles andere als abergläubische Freundin so etwas sagte.
Sie schluckte. „Kendra …“
„Wann soll dieses Rennen stattfinden?“, hakte Kendra nach. Ihr Ton war jetzt nüchtern und energisch. Unter anderen Umständen hätte Joslyn sich über die veränderte Stimmung ihrer Freundin gefreut.
„Nächsten Samstag.“ Joslyn wusste, dass praktisch die ganze Stadt vorhatte, es sich anzusehen. In allen Bars in Parable wurden bereits Wetten abgeschlossen.
„Ich komme nach Hause“, verkündete Kendra.
Erstaunt blinzelte Joslyn. Sie war gleichzeitig verwirrt und froh. „Das ist toll, aber …“
Aber was ist mit Jeffrey ?
Die Frage hing unausgesprochen zwischen ihnen in der Luft.
„Ich beeile mich.“ Kendra klang nun immer mehr wie die alte. „Bis dahin musst du alles tun, was in deiner Macht steht, um Slade Barlow zur Vernunft zu bringen.“
„Er wird nicht auf mich hören“, erwiderte Joslyn bedrückt. „Er hat es sich in den Kopf gesetzt und lässt sich bestimmt nicht mehr davon abbringen, Kendra.“
„Möge Gott uns beistehen“, sagte Kendra, „wenn John Carmodys Söhne sich etwas in den Kopf gesetzt haben.“
„Amen.“ Joslyn hatte einen Kloß im Hals. Die Idee mit diesem Wettrennen hatte ihr natürlich nie gefallen, doch Kendras Reaktion hatte sie noch nervöser gemacht.
„Dann versuch, mit Callie zu sprechen.“ Kendra ließ nicht locker. „Vielleicht dringt ja sie zu ihm durch.“
„Vielleicht.“ Joslyns Stimmer war fast nur noch ein Flüstern. Sie hatte wenig Hoffnung. Slades Mutter musste bereits von diesem Rennen erfahren haben. Falls sie versucht hatte, es ihrem Sohn auszureden, dann anscheinend ohne Erfolg. Denn das Rennen war schließlich immer noch geplant.
Joslyn bezweifelte ernsthaft, dass Callie oder sonst jemand die Sache aufhalten konnte. Dennoch musste sie es wenigstens irgendwie probieren, und sei es nur um Sheas willen.
Mittlerweile war es Nachmittag. Joslyn fuhr ihren Computer herunter und machte vorzeitig Feierabend.
Sie stellte Lucy-Maude ein frühes Abendessen hin, nahm ihren ganzen Mut zusammen und schnappte sich ihre Autoschlüssel, um zum „Curly-Burly“ zu fahren. Dabei kam sie sich aufdringlich und albern vor. Mit Slade Barlow zu schlafen gab ihr nicht das Recht, sich in seine Angelegenheiten einzumischen. Außerdem war sie immer noch davon überzeugt, dass man dieses Rennen nicht mehr verhindern konnte.
Als sie bei Callies Wohnwagen parkte, blieb sie im Auto sitzen und überlegte, was sie zu Slades Mutter sagen sollte.
Ehe ihr irgendetwas Vernünftiges eingefallen war, erschien Callie in der Tür ihres Salons und winkte Joslyn zu sich.
„Das klappt nie und nimmer“, murmelte Joslyn und stieg aus. Sie zwang sich zu einem breiten Lächeln.
Wenige Minuten später, nachdem sie ihr Anliegen bei einer Tasse Kaffee an Callies Küchentisch vorgebracht hatte, bestätigte sich ihre Vermutung.
„Außer dem lieben Gott kann niemand Slade dieses Rennen ausreden“, erklärte Slades Mutter grimmig. „Es ist etwas, das er einfach tun muss .“
19. KAPITEL
A m Tag des Rennens standen unheilvolle Wolken am Himmel. Boone und Shea wichen nicht von Slades Seite, während er seinen Wallach Highlander über die Rampe des Anhängers ins Freie führte.
Hutch war bereits mit seinem großen Schecken Remington draußen auf dem verwahrlosten, tristen Gelände, das sich weit abseits des großen Ranchhauses und des Stalls befand. Ein Grüppchen Zuschauer begann sich im wogenden hohen Gras zu versammeln; die Frauen standen mit verschränkten Armen beisammen und flüsterten miteinander, die Männer wirkten so ernst wie am Tag des Jüngsten Gerichts.
Angesichts des Himmels könnten sie durchaus richtig liegen.
„Dad, bitte.“ Shea, die im frühen Morgenlicht sehr bleich aussah, klammerte sich an Slades Arm. „Tu es nicht. Überlass Hutch doch diese dumme Ranch. Du willst sie ohnehin nicht wirklich.“
Er hatte ihr bereits ausführlich die Regeln seiner Wette mit Hutch erklärt. Die Gründe, warum er weder nachgeben noch die Sache abblasen wollte, waren allerdings weit schwerer in Worte zu fassen. Außerdem hatte er beschlossen, auf stur zu schalten. Heute waren ihm nämlich schon zweimal die Ohren langgezogen worden: einmal in seiner Küche von Opal, und einmal am Handy von seiner Mutter.
„Hier geht es nicht um die Ranch, Shea“, war alles, was ihm einfiel. Ihm war bewusst, dass
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