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Bille und Zottel 01 - Pferdeliebe auf den ersten Blick

Bille und Zottel 01 - Pferdeliebe auf den ersten Blick

Titel: Bille und Zottel 01 - Pferdeliebe auf den ersten Blick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Caspari
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unwillkürlich an seine eigene Kindheit denken mußte, an die Tage, als er morgens um fünf schon im Stall war, an die schlechten Zeugnisse, die Strafen, den Stubenarrest - an alles, was er in Kauf genommen hatte, um der Pferde und um des Reitens willen.
    „Deine Mutter hat unrecht, Bille. Reiten ist etwas für Menschen, die Pferde lieben, sie so sehr lieben, daß sie bereit sind, jedes Opfer für diese Liebe zu bringen.“ Herr Tiedjen sah Bille nachdenklich an. „Ich könnte mir vorstellen, daß du diese Pferdeliebe besitzt. Und ich habe das Gefühl, wir sollten etwas dafür tun, meinst du nicht? Aber darüber wollen wir gemeinsam mit deiner Mutter sprechen.“ Er lächelte. „Komm. Du wirst mit mir zufrieden sein.“
    Herr Tiedjen stand auf und reichte Bille den Arm.
    In der Tür stießen sie mit Dr. Dörfler zusammen.
    „Hallo — das paßt ja großartig, dich suche ich nämlich gerade!“ sagte der Tierarzt und schüttelte Herrn Tiedjen die Hand. „Ich konnte allerdings nicht ahnen, daß du um diese Zeit schon mit jungen Damen zum Eisessen ausgehst!“
    „Du hast mich gesucht? Es ist bei mir drüben doch nichts passiert?“ fragte Herr Tiedjen beunruhigt.
    „Um Himmels willen, nein! Du brauchst nicht gleich blaß um die Nase zu werden. Es betrifft mich. Hast du einen Augenblick Zeit? Gut. Aber jetzt brauche ich erst einmal einen Schnaps, der Schreck ist mir in die Glieder gefahren.“
    Sie kehrten an den Tisch zurück und setzten sich.
    „Nun mach’s nicht so spannend. Von was für einem Schrecken sprichst du?“
    „Zirkus Sandranelli — schon mal was davon gehört?“
    „Nein, ist das eine Bildungslücke?“
    „Ganz sicher nicht.“ Dr. Dörfler lachte bitter. „Es ist der traurigste Lumpenhaufen, der mir je im Leben zu Gesicht gekommen ist.“
    Die Kellnerin brachte seinen Schnaps, und er trank das Glas in einem Zuge leer.
    „Nun erzähl schon.“
    „Da gibt’s nicht viel zu erzählen. Ein kleiner Wanderzirkus. Ein paar Kilometer von hier haben sie Station gemacht. Weiß der Himmel, wie sie überhaupt so weit gekommen sind. Jedenfalls hat dort ein gutherziger Mitbürger Anzeige erstattet. Wegen Tierquälerei. Und man hat mich als Gutachter hingeschickt. Ich will dich mit näheren Beschreibungen verschonen. Ein paar der Tiere mußte ich gleich einschläfern, um sie von weiteren Qualen zu erlösen, andere hat der örtliche Tierschutzverein aufgenommen.“
    Dr. Dörfler strich sich über die Stirn, dann schüttelte er heftig den Kopf, als müsse er den Eindruck mit Gewalt verscheuchen.
    „Verseucht, verhungert, auf engstem Raum zusammengepfercht — in schmutzigen Kisten und Käfigen, voller Ungeziefer. Na, ich glaube, dir wäre übel geworden bei dem Anblick“, erzählte der Tierarzt weiter.
    „Unbegreiflich, daß da nicht viel früher jemand eingegriffen hat! Aber so sind die Leute: feige, ohne Verantwortungsgefühl. Keiner will sich die Finger verbrennen, jeder hofft, daß der andere es tut. Aber nun sag mir, was hat das mit mir zu tun?“
    „Hör nur weiter. Sie hatten unter anderem ein Halb-Pony da, ein typisches Zirkuspferd, buntgesprenkelt und der verrückteste kleine Kerl, den ich je gesehen habe. Übrigens merkwürdigerweise das einzige von den Tieren, das nicht total verhungert war — und noch jung, kaum älter als drei, vier Jahre . . .“
    Dr. Dörfler zögerte und sah Herrn Tiedjen von der Seite an. „Ja und?“ fragte der.
    „Er sollte auf den Schlachthof. Zum Pferdemetzger. Keiner wollte ihn haben.“
    „Armer Kerl! So eine Gemeinheit!“ fuhr Bille auf.
    „Ja, das dachte ich auch. Er gefiel mir, ich brachte es einfach nicht übers Herz, ihn in den Tod zu schicken. Ich habe ihn gekauft.“
    Herr Tiedjen bekam Kulleraugen.
    „Du hast was? Das darf doch nicht wahr sein. Was willst du denn mit einem Zirkuspferd, du hast doch noch nicht einmal eine Garage, geschweige denn einen Stall. Willst du es mit ins Bett nehmen?“
    „Na, auf dem Sofa wäre noch Platz. Da könnte es gleich fernsehen und langweilt sich nicht, wenn es soviel allein sein muß“, sagte Dr. Dörfler ohne eine Miene zu verziehen. „Und vielleicht könnte ihm jemand das Kochen beibringen. Dann müßte ich nicht immer im Gasthaus essen.“
    Herr Tiedjen grinste.
    „Allmählich begreife ich. Ich gehe wohl nicht fehl in der Annahme, daß du bei mir um ein warmes Plätzchen für deinen Findling bitten wolltest.“
    Jetzt grinste auch Dr. Dörfler.
    „Genau so ist es. Ich schenke ihn Groß-Willmsdorf, wenn du

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