Bille und Zottel 08 - Ein Filmstar mit vier Beinen
mit der Abendfütterung begannen, hörten sie ein Auto vorfahren. Bald darauf erschien Herr Tiedjen in Begleitung von Tom und dem alten Petersen, um nach dem Rechten zu sehen.
„Ausgezeichnet“, lobte er seine Schüler. „Man kann sich auf euch verlassen. Aber das wußte ich ja.“
„Keine Beanstandungen?“ fragte Bille.
„Nein, keine.“
„Darauf wollen wir anstoßen.“
Herr Henrich brachte einen Korb, in dem sich Flaschen und Gläser befanden, „Senioren-Getränke“ und „Junioren-Getränke“, wie Florian es nannte. Und natürlich hatte Fräulein Fuchs auch eine ganze Menge zum Naschen dazugesteckt .
„Auf unsere Schützlinge! Daß es ihnen in ihrem Ausweichquartier gefallen möge und sie vom ersten bis zum letzten Tag bei bester Gesundheit bleiben mögen!“ Herr Henrich hob sein Glas und schwenkte es in die Runde.
„Ja, auf unsere Rösser! Und nochmals vielen Dank für die Gastfreundschaft, lieber Henrich! Sie haben uns sehr geholfen!“ Die Männer tranken andächtig und nickten sich bedeutsam zu. Bille, Bettina und Florian gebärdeten sich weniger feierlich und stürzten sich auf die im Korb verborgenen Leckerbissen. Den ganzen Tag hatten sie kaum Zeit gehabt, ans Essen zu denken, plötzlich hatten sie richtigen Heißhunger.
„Fräulein Fuchs muß hellgesehen haben, daß wir ein Fest feiern wollten!“ lobte Bille. „Zur Feier des Umzugs!“
„Ja, feiert ihr nur richtig, ihr habt’s verdient“, meinte Herr Tiedjen. „Auf mich müßt ihr leider verzichten, ich muß dringend nach Groß- Willmsdorf zurück.“
Er verabschiedete sich und stieg in den Wagen, der alte Petersen und Tom folgten ihm. Schon im Anfahren kurbelte Tom das Fenster herunter und winkte Bille zu sich. „Bei Donau haben nämlich die Wehen eingesetzt“, sagte er.
Der Wagen brauste davon.
„Ja, denkste ! April, April!“ sagte Bille und tippte sich an die Stirn. „Heute falle ich auf nichts mehr rein!“
Zottel macht sich unbeliebt
Diesmal war sie wirklich hereingefallen.
Als Bille am nächsten Morgen nichtsahnend in den Groß- Willmsdorfer Gutshof trabte und vor dem Pferdestall hielt, erwartete Tom sie bereits.
„Du hast dir aber Zeit gelassen! So kenne ich dich ja gar nicht, kleine Schwester!“
„Wieso? Es ist doch noch früh! Außerdem mußte ich erst Zottel und Moischele putzen.“
„Na ja, ich dachte nur „Was dachtest du?“
„Daß dich die Neugierde früher hertreiben würde.“
„Die Neugierde worauf?“
„Auf Donaus Fohlen — du stellst vielleicht Fragen!“
„ Donaus Fohlen? Sie hat also wirklich heute nacht gefohlt?“
„Ja, was dachtest du denn? Sie bekommt stundenlang Wehen und sagt am Ende...“
„April, April“, vollendete Bille den Satz. „Nein, das sicher nicht. Aber nachdem mich gestern mehrere Leute in den April geschickt haben, habe ich das auch für einen Scherz gehalten. Ich Idiot!“
Bille nahm sich kaum Zeit, Zottel anzubinden. Sie stürzte an Tom vorbei in den Stall und ging leise zu Donaus Box. Ja, da stand es! Ein kräftiges fuchsrotes Hengstfohlen mit einer breiten weißen Blesse. Donau spitzte die Ohren und schaute zu Bille herüber, als wollte sie deren Meinung über ihren Sohn hören.
„Ein kräftiges Kerlchen! Süß ist er!“ lobte Bille den Kleinen. „Nicht wahr? Ich habe mich sofort in ihn verliebt. Mal sehen,vielleicht darf ich ihn behalten. Es war immer mein Traum, ein Pferd vom ersten Lebenstag an mich zu gewöhnen und mit ihm Freundschaft zu schließen, weißt du. Das klingt vielleicht ein bißchen romantisch, aber...“ Tom zögerte.
„O nein, ich kann dich so gut verstehen! So geht’s mir mit Sindbad, den ich mit der Flasche großgezogen habe. Der Gedanke, daß er eines Tages verkauft wird, ist mir unerträglich. Wann ist der Kleine geboren worden?“ fuhr Bille fort.
„Kurz vor Mitternacht. Du glaubst nicht, wie schnell er auf den Beinen war! Donau ist eine fabelhafte Mutter. Und sie hat Milch für zwei.“
„Er scheint auch enormen Appetit zu haben, schau!“
„Er wird sich sicher prächtig entwickeln.“
„Habt ihr schon einen Namen für ihn?“
„Wir haben an Don Quichotte gedacht.“
„Das gefällt mir. Es klingt nicht so feierlich.“
Während Bille und Tom in den Anblick des neugeborenen Fohlens versunken waren, hatte Erwin auf dem Hof eine denkwürdige Begegnung. Zottel, von Bille nur nachlässig angebunden, hatte es nicht schwierig gefunden, sich zu befreien und keine Zeit verloren, zu einem Spaziergang aufzubrechen.
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