Bille und Zottel 08 - Ein Filmstar mit vier Beinen
Hubert und den Freunden half, die Pferde zu versorgen. Tom kümmerte sich inzwischen mit dem alten Petersen um die Mutterstuten und um den Pferdenachwuchs.
Seit neuestem schickte Herr Tiedjen schon die Einjährigen auf ein größeres Gestüt zur weiteren Aufzucht und entschied später, welches der Pferde er selber ausbilden wollte und welches verkauft wurde.
So hatte es auch dieses Jahr sein sollen, aber Tom und Bille hatten ihm so in den Ohren gelegen, daß Sindbad und Jacky Boy bleiben müßten, daß er schließlich nachgegeben hatte. Vor allem, da Tom ihm versprach, sich der beiden Einjährigen ganz besonders anzunehmen. Tom hatte Billes ehemaliges Flaschenkind Sindbad ebenso ins Herz geschlossen wie den temperamentvollen Jacky Boy, der Sindbad an Größe bereits überragte und dem keiner mehr ansah, daß er noch vor einem Jahr das Sorgenkind aller gewesen war. Sindbad schien — im Gegensatz zu seiner nervösen Mutter — ein ausgeglichenes Temperament zu entwickeln, er war freundlich, aufgeschlossen und intelligent, seine Bewegungen waren kraftvoll und energisch, und es war zu hoffen, daß er einmal ein ausgezeichnetes Turnierpferd werden würde. Jacky Boy war ein temperamentvoller Rüpel geworden, verwöhnt und eigenwillig, dabei aber so komisch, daß man ihn einfach gern haben mußte. Sein schwarzes Fell war nun stellenweise grau wie das eines Esels und ließ den künftigen Schimmel ahnen.
„Das werden unsere zukünftigen Turniersieger, warte nur ab“, beteuerte Tom jedem, der es hören wollte, immer aufs neue . „Ich werde sie so pflegen und trainieren, wie es noch nie jemand getan hat. Sie sollen einmal der Stolz von Groß- Willmsdorf werden!“
War Bille in Peershof mit ihrer Arbeit fertig, ritt sie nach Groß- Willmsdorf hinüber. Zottel war schon lange nicht mehr so viel unterm Sattel gegangen und verlor allmählich die überzähligen Pfunde, die er sich in den Monaten zuvor angefuttert hatte.
Am Nachmittag gab es einen neuen Standortwechsel. Dann fuhr Herr Tiedjen mit Tom nach Peershof hinüber, um zu reiten und seine Schüler zu unterrichten. Herr Henrich hatte den alten Reitplatz herrichten und erweitern lassen, und man hatte einen kleinen Parcours aufgebaut. Ihn, den man sonst nur hinter seinem Schreibtisch gesehen hatte, fand man jetzt ständig im Stall oder am Reitplatz, er freute sich wie ein Kind an seinen vierbeinigen Gästen und deren täglicher Arbeit.
Zum Glück war das Wetter sonnig und trocken, so daß sie im Freien reiten konnten. Was bei einer längeren Regenperiode geschehen sollte, wenn die neue Halle noch nicht errichtet war, wußte bis jetzt keiner.
Frau Henrich ließ sich selten bei den Pferden blicken, aber sie sorgte dafür, daß Fräulein Fuchs sich um die eifrigen Pferdepfleger und Reiter ausreichend kümmerte, und die Haushälterin machte sich einen Spaß daraus, ihre Picknickkörbe, die sie in den Stall brachte, mit immer neuen kulinarischen Überraschungen zu füllen.
„Eine schönere Art, seine Osterferien zu verbringen, kann ich mir überhaupt nicht vorstellen. Pferde, Sonne, Frühling — und auf einem Strohballen vor dem Pferdestall Picknick halten“, sagte Bille glücklich.
„Ich auch nicht!“ Florian hielt in jeder Hand eine Fleischpastete und stopfte sich abwechselnd mit der Rechten und mit der Linken die Backen voll. „Man wird nicht angemeckert: ,Sitz gerade! Schling nicht so! Rede nicht mit vollem Mund! Nimm die Ellbogen heran! Nimm den Arm gefälligst hoch beim Essen, er ist doch nicht an der Tischplatte festgewachsen !‘ So muß es im Paradies sein!“
Bettina lachte hell auf.
„Armer Flori ! Wie mußt du bei den Mahlzeiten leiden, wenn das schon für dich das Paradies bedeutet!“
„Trotzdem brauchst du auch hier draußen nicht unbedingt mit vollem Mund zu reden!“ sagte Daniel streng. „Man braucht ja einen Regenschirm, wenn man dir gegenübersitzt!“
„He, seht mal zum Haus rüber! Erwartet ihr Besuch?“ Bille zeigte zur Einfahrt hinüber. Eine Luxuslimousine hielt vor dem Portal des Gutshauses, vier Männer saßen drinnen, aber keiner schien die Absicht zu haben, auszusteigen. „Die haben sich wohl in der Adresse geirrt. Kennt ihr den Wagen?“
„Nein.“
„Keine Ahnung.“
„Sie diskutieren wie wild und fummeln mit Papieren“, stellte Bettina fest.
„Die denken doch wohl nicht, das Haus wäre zu verkaufen?“ meinte Daniel kopfschüttelnd. „Vielleicht wollen sie ein Hotel draus machen. Soll ich mal rübergehen und
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