Bille und Zottel 08 - Ein Filmstar mit vier Beinen
„Die alte Halle soll ganz der Arbeit mit den Turnierpferden Vorbehalten bleiben. Die neue Halle wird bald errichtet sein — es ist eine Fertighalle, Leichtbauweise; ihr habt so was sicher schon in Fachzeitschriften gesehen.“
Daniel und Simon nickten eifrig, gerade neulich hatten sie ihren Vater mit einer solchen Annonce zur Anschaffung einer eigenen Reithalle überreden wollen.
„Und wo kommt die neue Halle hin?“ fragte Bille.
„Auf die andere Seite des Gutshauses, wo jetzt die Kälberkoppel ist.“
„Die Groß- Willmsdorfer Kälber müssen weichen, damit die Großstadtkälber da reiten lernen können“, alberte Florian.
Herr Lohmeier schien von der Lösung nicht begeistert zu sein.
„Die Koppel wird uns fehlen, Chef! Wie sollen wir Ersatz finden?“
„Da habe ich schon eine Lösung parat. Sie werden vollauf befriedigt sein! Zunächst mal zum Thema Stuten. Die Reithalle scheint deshalb die beste Lösung, weil sie von der Temperatur, vom Licht und von der Lüftung her die wenigsten Probleme aufwirft. Jetzt geht es um die Einrichtung provisorischer Boxen, die unseren Ansprüchen gerecht werden. Beim Einrichten hoffe ich auf eure Hilfe, denn wir können uns nicht ein halbes Dutzend weiterer Hilfskräfte von der Baufirma kommen lassen. Die haben keine Ahnung, worauf es uns ankommt.“
„So eine wichtige Arbeit geben wir auch gar nicht aus der Hand!“ sagte Bille mit Nachdruck. „Aber was machen wir mit unseren Junioren aus dem Fohlenstall?“
„Tagsüber können sie raus, wenn es nicht gerade in Strömen gießt“, meinte Tom. „Und nachts wird ja nicht gearbeitet.“
„Richtig. Bei schlechter Witterung werden sie wandern müssen — jeweils in den Stall, der gerade am wenigsten betroffen ist.“
„Haben Sie wegen der anderen mit Peershof gesprochen, Chef?“ erkundigte sich der alte Petersen.
„Ja, Herr Petersen, das geht klar. Ich habe gerade mit eurem Vater telefoniert“, wandte er sich an Daniel. „Er ist bereit, einige unserer Schützlinge in Pension zu nehmen.“
„Wirklich?“ Simon begann zu strahlen wie ein Weihnachtsbaum, an dem man eben die Kerzen angezündet hat. „Wer kommt denn zu uns rüber?“
Herr Tiedjen lächelte geheimnisvoll.
„Nun, ich habe mir gedacht, Lohengrin, Troja, Black Arrow, Sinfonie, Troilus , vielleicht auch Nathan — und das Pferd, das du in Zukunft reiten sollst!“
„Da bleibt doch gar keins mehr“, meinte Bille stirnrunzelnd, „alle anderen Stuten sind trächtig.“
„Alle bis auf eine — Feodora!“
„Ich soll Feodora...“ Simon errötete bis unter die Haarwurzeln, er schluckte hörbar.
„Ja. Ich habe seit langem beschlossen, daß du meine Pferde weiterreiten sollst. Tom ist noch nicht soweit, und er ist für Feodora auch zu schwer. Für ihn werden wir außer Troilus ein anderes Pferd finden, wenn es soweit ist. Meine Verletzung macht mir so viel zu schaffen, daß ich den Gedanken aufgegeben habe, noch einmal auf einem Turnier zu starten. Jetzt seid ihr dran. Zwei, drei Jahre wirst du mit Feodora noch starten können — bis sie zu alt für die Anstrengungen eines Wettbewerbs ist. Bis dahin müssen wir neue Pferde aufbauen.“ Die anderen hatten stumm vor Staunen zugehört. Feodora, der Star des Stalles von Groß- Willmsdorf ! Wer hätte gedacht, daß Herr Tiedjen sie je in andere Hände geben würde! Aber nicht einer war unter ihnen, der Simon diese Auszeichnung nicht gegönnt hätte. Wenn einer der jungen Reiter das Zeug dazu hatte, Hans Tiedjens Nachfolger auf den internationalen Turnierplätzen zu werden, dann war es Simon.
„Darf ich zu ihr?“ fragte Simon. Seine Stimme klang rauh vor Erregung.
„Natürlich, mein Junge. Übrigens will ich dir nicht verheimlichen, daß es Tom war, der mich gedrängt hat, dir Feodora endlich zu überlassen.“
„Ist das wahr? Danke, Tom! Du bist fabelhaft!“
„Quatsch. Du bist ein fabelhafter Reiter!“ wehrte Tom verlegen ab. „Du hast es eben einfach — das richtige , feeling ‘ , im Hirn, im Herzen und im Hintern.“
„O Simon! Ich freu mich so für dich!“ Bille, die mit einem dicken Kloß im Hals kämpfte, fiel dem Freund um den Hals. Sie hatte oft davon geträumt, Feodora einmal selbst reiten zu dürfen. Aber daß Simon der Glückliche war, fegte auch den letzten Rest Eifersucht hinweg. Keinem anderen hätte sie die schöne Apfelschimmelstute mit der seidigen, schwarzen Mähne gegönnt.
„Wir gehen schon mal vor zur Reithalle“, sagte Herr Tiedjen lächelnd. „Ihr
Weitere Kostenlose Bücher