Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1595 - Die sterbenden Engel

1595 - Die sterbenden Engel

Titel: 1595 - Die sterbenden Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Miner schoss das Blut in den Kopf. Zugleich spürte er ein Tuckern hinter den Schläfen. Im Moment fühlte er nur eine Leere, dann holte er zischend Luft und flüsterte: »Ihr verdammten Nutten. Seid ihr so geldgeil, dass ihr euch schon zu den Kunden hinschleichen müsst, obwohl ihr nicht bestellt worden seid?«
    Er kannte das Spiel. Seinen Job als Trucker übte er bereits seit Jahren aus, und so wusste er, dass es auf manchen Parkplätzen heiß herging.
    Aber so etwas hatte er noch nie erlebt. Zumeist erfolgte die Anmache in den Raststätten, aber nicht im Truck selbst.
    Sein Zorn wollte nicht weichen. Miner hatte vorgehabt, seine Station so rasch wie möglich zu erreichen. Über die Störung war er alles andere als begeistert.
    Er hatte schon seine Hand ausgestreckt, um die Frau zu wecken, da stoppte er mitten in der Bewegung. Er hatte plötzlich den Eindruck, dass mit dieser Person etwas nicht stimmte.
    Jetzt schaute er genauer hin.
    Die Frau war so drapiert, dass sie quer über beide Sitze lag. Die Beine befanden sich in Höhe des Lenkrads, den Kopf hatte sie auf den Beifahrersitz gebettet, wobei das Gesicht kaum zu sehen war, da die bräunliche Haarflut es teilweise bedeckte.
    Den Trucker interessierte etwas anderes. Es war der Körper, denn er sah ungewöhnlich aus.
    Eine bleiche Haut, die sich auch im Schein der Innenbeleuchtung nicht verändert hatte. Auf der nackten Haut schien ein dünnes Gespinst zu liegen, das den Betrachter an Gaze erinnerte.
    Und dann war da noch etwas, das ihn irritierte. Der Körper wies nicht nur diese helle Haut auf. Er zeigte an bestimmten Stellen dunkle Flecken, die er sich nicht erklären konnte. Von der Farbe her waren sie rostbraun bis rot, und als er darüber näher nachdachte, erschrak er, denn er ging plötzlich davon aus, dass es sich um Blut handeln könnte.
    Er zischte einen Fluch und atmete wieder scharf ein. Und der Gedanke, dass man ihm eine Tote in den Wagen gelegt hatte, war nicht mehr weit entfernt.
    Er hatte das Glück, an dieser Stelle allein auf dem Parkplatz zu stehen.
    Es war still hier, und so fiel ihm auf, dass die Nackte nicht atmete. Er hörte nichts, und es war auch nichts zu sehen. Da hob sich keine Brust, da zuckte nichts am Hals. Diese Frau lag tatsächlich so still da, als wäre sie tot.
    Nicht nur tot, auch ermordet!
    Nach diesem Gedanken sah er die Flecken auf dem hellen Körper mit ganz anderen Augen an. Wenn es sich dabei tatsächlich um Blut handelte, dann musste es aus Wunden gedrungen sein, die sich irgendwo am Körper befanden.
    »Verdammt, was soll das noch werden?«
    Plötzlich war ihm sein Zeitplan egal. Jetzt in den Truck zu steigen und nach London zu fahren, das war nicht mehr drin. Er musste die Polizei rufen, und die würde ihn erst mal in die Mangel nehmen.
    Ihn interessierte die Tote trotzdem. Um sie besser sehen zu können, stieg er auf die untere Stufe an der Fahrertür und warf einen Blick in das Gesicht. Es war hell genug, um auch Einzelheiten erkennen zu können.
    Dabei achtete er darauf, dass er den Körper nicht berührte. Es gelang ihm nicht ganz.
    Er strich mit der Hand über die Haut an der Seite hinweg, zuckte zurück, berührte wenig später den Körper noch mal, um sich seiner Sache sicher zu sein.
    Ja, es war kein Irrtum. Die Haut hatte sich nicht angefühlt wie bei einer Toten, sondern warm wie die einer Lebenden.
    Demnach musste die Tote erst vor Minuten in sein Fahrerhaus gelegt worden sein.
    Der Gedanke daran gefiel ihm gar nicht. Miner schob ihn zunächst von sich weg. Er reckte seihen Oberkörper vor und konnte sich endlich um das Gesicht kümmern.
    Die Tote lag auf dem Rücken, den Kopf zur Seite gedreht. Ein paar Haarsträhnen bedeckten wie gefärbte Spinnweben den größten Teil der Wange, sodass das Gesicht nicht so deutlich zu erkennen war.
    Er blies die Haare weg. Er sah das Profil der Toten, das ihm irgendwie wenig weiblich vorkam. So hätte auch ein Mann aussehen können. War es eine Mischung aus bei dem? Aus Mann und Frau?
    Dazu passte, dass auch die Brüste nicht eben besonders entwickelt waren. Sie waren klein und spitz. Vergleichbar mit den Brüsten eines jungen Mädchens, das sich noch in der Entwicklung befand.
    Dagegen sprach das Gesicht. Es sah aus wie das eines Erwachsenen.
    Jetzt fiel ihm auch die marmorne Starre auf. Erschreckt zog er seine Hand zurück. Er hatte das Gesicht berühren und es streicheln wollen.
    Davon nahm er nun Abstand.
    Aber es fiel ihm noch etwas auf, und das erst bei genauem

Weitere Kostenlose Bücher