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Bis ans Ende der Welt (German Edition)

Bis ans Ende der Welt (German Edition)

Titel: Bis ans Ende der Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vladimir Ulrich
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jeder Kirche einzukehren. Obwohl es sie in Allgäu an jeder Ecke gibt. Sättige mich mit Entzücken und Freude! Jubeln sollen die Glieder, die du zerschlagen hast. [7] Sprach der Psalmist an meiner statt.
    Lustvoll machte ich mich auf den Weg durch die Feuerschlucht zum Auerberg, dem ersten etwas größeren Berg dieser Reise, der zugleich auch die Grenze zum Ost-Allgäu darstellt. Der Berg war mir vertraut. Bei gutem Wetter ist er nämlich von dem Liegeplatz am Starnberger See noch zu sehen. Dort, wo der Weg zu schwer oder zu naß wurde, wechselte ich von Sandalen zu Bergschuhen und umgekehrt. Ich fühlte mich gar nicht so schlecht dabei. Ein im Wanderführer angekündigtes Pilgerpanorama prunkte irgendwo hinter den grauen Wolken. An den Zweigen hingen reichlich schwere Wassertropfen, die es auf mich abges e hen haben. Manchmal wich ich aus, manchmal ließ ich das kühle, reine Naß w i derstandslos in den offenen Kragen laufen. Wie eine streichende Hand. Am Mi t tag saß ich auf einer Bank unten im Tal und biß energisch in die Wurstsemmel. Umsonst habt ihr empfangen, umsonst sollt ihr geben. [8] Da ging schellen Schri t tes ein mit Muscheln behängtes Fräulein vorbei. Es war klar und deutlich, daß dies eine waschechte Jakobspilgerin ist. Immerhin war ich nun fast dreihundert Kilometer auf den Beinen. Und mag auch der Pförtner im Regensburger Pri e sterseminar gejubelt haben, an dem Tag, als ich kam, schon fünf Pilgerbücher gestempelt zu haben, ich fühlte mich als Pilger ziemlich einmalig und konku r renzlos. Ingrid wollte allerdings nur bis Lindau gehen, irgendwann später dann den Rest. Sie arbeitete in einem Altersheim. Jetzt photographierte sie penibel genau jede Kirche, jedes Kreuz und jeden Friedhof, um sie den Alten später im Vortrag zeigen zu können. Wir gingen den Rest des Tages zusammen, und ich machte mit ihrer Digitalkamera auch ein paar Bilder von ihr, wo sie lachte und fast glücklich aussah. Es würde den alten Leuten mehr Freude machen als Friedhöfe, behauptete ich einfach. Der Herr, der wieder ein Stückchen mit ging, lächelte und sie auch, doch ganz frei fühlte sie sich wohl nicht. Sie gab mir merkwürdige homöopathische Kügelchen gegen meine Blasen. Nie zuvor hörte ich von so etwas. Man läßt sie unter der Zunge zergehen und marschiert sorglos. Am Abend schienen mir meine Blasen tatsächlich irgendwie kleiner. Wir tren n ten uns in Marktoberdorf. Sie hat im „Hirschen“ gebucht, ich ein Privatzimmer. Der Herr blieb schon vorher oben am Berg in einer herrlichen alten Lindenallee am Kreuz zurück.
    Also zog ich etwas lustlos weiter durch den Ort und fürchtete mich ein wenig vor muffigen Zimmern und keifenden Wirtinnen. Es zog sich hin. Erst ve r schwanden die mehrstöckigen Häuser, dann die einstöckigen, dann die Famil i enhäuser. Schließlich waren es lauter große Grundstücke am Hang mit vorne h men Villen darin, an denen man endlos laufen konnte. Überall hohe Hecken, um keinen Einblick zu gewähren. Logisch. Hier konnte unmöglich wer Zimmer vermieten. Hier wohnten betuchte Leute, hätten es auch gar nicht nötig, Zimmer zu vermieten. Ich habe mich wohl in der Adresse geirrt. Wäre ich doch nur mit zum „Hirschen“ gegangen, es lag auch ganz kommode unten in der Stadt. Und da kam der Regen wieder. Es tröpfelte schon in meine Sandalen, als ich an der gemauerten Pforte eines dezent in den Hang gebauten Hauses läutete. Von der Straße aus kaum zu sehen, doch der Vorgarten war tadellos. Eine vornehme Dame im Hausanzug öffnete sofort und bat mich jovial hinein. Noch traute ich der Sache nicht ganz. Das war augenfällig keine einfache Schlafgelegenheit. Dabei war meine Wahl pekuniär motiviert. Ich buchte stets das billigste Zimmer vor Ort. Daher auch meine Bedenken, die nach dem Betreten des Hausen auch nicht zerstreut wurden. Eine solide eichene Eingangstür führte in geräumige Halle, die sich offenbar über die ganze Breite und Höhe des Hauses erstreckte. Die holzgetafelten Wände bargen Regale alter Bücher in allen Weltsprachen, auf einem Lesepult lag aufgeschlagen eine uralte englische Bibel, daneben stand ein Globus von mindestens einem Meter Durchmesser. Überall lagen dicke Perse r teppiche. Ich möchte nicht ausschließen, die eine oder andere Skulptur übers e hen zu haben, denn die Dame führte mich ohne Umschweife über eine breite Treppe auf die Galerie hinauf und von dort in mein Zimmer. Das sah aus! In der Mitte prunkte ein als französisches Bett

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