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Bis ans Ende der Welt (German Edition)

Bis ans Ende der Welt (German Edition)

Titel: Bis ans Ende der Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vladimir Ulrich
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Gedanke war so eindringlich, so offensichtlich, daß ich mich wunderte, nicht gleich drauf gekommen zu sein. Ja, wieso bin ich denn, nach allem, was ich da schon erlebte, nicht gleich draufgekommen? Wie stark ist mein Glaube? Die kleinste Ablenkung reicht aus, und ich habe den Herrn vergessen. Streck deinen Finger aus - hier sind meine Hände! Streck deine Hand aus und leg sie in meine Seite, und sei nicht ungläubig, sondern gläubig! [89]
    Es war schon arg nach Mitternacht, als wir endlich in München ankamen. Auf die anderen Reisenden warteten motorisierte Verwandte oder Freunde. Mehr oder weniger ohne Murren. Man kannte die Verhältnisse. Wir waren nicht mehr viele. Die meisten stiegen schon im Schwabenland aus. Dort lebten offenbar e t liche Portugiesen. Übrig blieben noch kaum ein halbes Dutzend Menschen, da r unter freilich auch der Dauerschwätzer, der mir bis zum Schluß im Ohr lag. Wir verabschiedeten uns recht herzlich. Der kalte, kahle Bussteig lud nicht zum Verweilen ein, und im Nu waren alle weg, und ich stand allein vor der trostlosen Betonkulisse. Aber mir war nicht traurig. Der Herr war ja wieder bei mir. Im Gang zum Tiefgarage zog ich alles an, was ich bei mir trug, denn die Nacht ve r sprach noch kälter zu werden. Für alle Fälle vertilgte ich auch noch ein letztes Stück Brot mit Sardinen, die ich beim Herumkramen im Rucksack fand. Ene r giereserven aufgestockt. Dann machte ich mich auf den Weg. Das ganze Areal stand wie verlassen im Flutlicht riesiger Lampen irgendwo hoch oben. Mit Fu ß gängern rechnete man hier nicht, es gab keine Hinweisschilder in unmittelbarer Nähe, die Himmelsrichtungen waren ohne Hilfsmittel nicht festzustellen. Aber es dürfte nicht schwer sein, die in der Nähe verlaufende Autobahn zu finden, dachte ich. Die hatte ich nur zu überqueren und ihr dann nach Norden zu folgen. Wenn es hell wurde, werde ich gewiß ein Auto anhalten können. So marschierte ich einige Minuten in Richtung einer entfernten Fahrrampe, mußte aber bald feststellen, daß es die falsche Richtung war. Also wieder zurück. So einfach en t kam man hier nicht. Nicht als Fußgänger. Also bat ich den Herrn um ein Ze i chen. Ich wollte nicht die ganze restliche Nacht hier vergeuden. Da saßen nun plötzlich drei junge Leute auf einem Kabäuschen an einer Stelle, die ich zuvor gerade passierte. Ordentlich gekleidet, nicht betrunken, nicht bekifft, nicht ra n dalierend. Etwas untypisch für eine solche Örtlichkeit um diese Zeit, und ich hatte natürlich gleich den Herrn im Sinn. Schließlich bin ich hier gerade vo r beimarschiert, ohne jemanden gesehen zu haben. Sie zeigten mir auch freundlich den Weg, ohne sich viel zu wundern oder lästige Fragen zu stellen. Drei Engel eben, zur richtiger Zeit am richtigen Ort, vom Herrn gesandt. Übliche Aufm a chung, wie man es aus der Bibel kennt. Ich war in Versuchung, mich hinten a n zuschleichen, um zu sehen, ob sie vielleicht Flügel hätten, fand es dann aber doch zu töricht. Ich hätte sie natürlich auch direkt fragen können, ob sie vom Herrn geschickt wurden. Ein guter Weg sich zu blamieren, das stand fest. So konnte ich mich nur freundlich bedanken. Als ich mich nach ein paar Schritten umsah, sahen sie immer noch auf dem Kabäuschen, baumelten mit den Beinen und sahen mir lächelnd nach.
    Ich kam nicht weit. Schon nach ein paar weiteren Schritten stand plötzlich ein Auto mit laufendem Motor da. Auch da bin ich gerade vorbei gekommen. Ein Auto sah ich nicht und hörte auch keines kommen. Aber was soll’s, Hauptsache, es war da. Ich sah hinein. Ein sympathischer Junge saß darin und las in der Ka r te. Er wolle nach Neumarkt zu einer Feier, erzählte er mir. Da meinte ich u n schuldig, da könne er doch über Regensburg auch fahren und mich mitnehmen. Dabei war ich mir aber nicht ganz sicher, ob ich um diese Zeit, an diese Stelle jemanden wie mich auch wirklich ins Auto lassen würde. Auch stellte sich sp ä ter heraus, daß man nach Neumarkt über Regensburg glatte siebzig Kilometer extra fahren muß. Es wäre mehr als gerecht, hätte mich der Junge freundlich doch bestimmt dort einfach stehen lassen. Aber er bat mich hinein und half mir noch mit dem Gepäck. Um sicher zu sein, drehte ich mich noch einmal nach den drei Engeln um. Doch das Kabäuschen stand leer und verstaubt da. Keine Engel. Mission erfüllt, Engel ausgeflogen. Der Fahrer behauptete, niemanden gesehen zu haben. Schließlich sei der Platz um diese Stunde wirklich menschenleer. Also

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