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Bis dein Zorn sich legt

Bis dein Zorn sich legt

Titel: Bis dein Zorn sich legt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åsa Larsson
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gelassen. »Du wirst ruhig und professionell bleiben.«
    »Man kommt da rein und ahnt nichts Böses«, fuhr Anna-Maria fort. »Und dann legen sie einfach los. Zack. Bumm.«
    »Manche Menschen …«, sagte Rebecka, ohne den Satz zu beenden. »Glaubst du, dass es mit Simon und Wilma zu tun hat?«
    »Simon und Wilma. Ich werde Simon finden. Und ich werde feststellen, wie genau sie gestorben sind.«
    »Ja, das kannst du machen«, sagte Rebecka. »Das ist dein Job.«
    »Ich werde mich an die Medien wenden und die Öffentlichkeit um Mitwirkung bitten. Und ich werde die Brüder Krekula anrufen und ihnen sagen, dass sie den Fernseher anschalten.«
    Sie schlug sich mit der Hand vor die Stirn.
    »Verdammt«, rief sie. »Ich muss doch Jenny vom Stall abholen. Wie spät ist es?«
    »Viertel nach zwei.«
    »Dann schaffe ich das noch. Das heißt, wenn du … ist es dir recht, wenn wir sie abholen?«
    Jenny war nicht im Reitstall. Anna-Maria rannte ins Kaffeezimmer, sah auf den Bänken um die Reitbahn nach, in jeder Box, in jedem Stand. Sie fragte alle Mädchen, die gerade im Stall waren, und wurde wütend, als die mit den Schultern zuckten und nichts wussten. Rebecka war die ganze Zeit dicht hinter ihr. Am Ende fanden sie eine von Jennys Freundinnen hinter dem roten Hauptgebäude. Sie verteilte gerade im Gehege Heu für die Pferde.
    »Hallo, Ebba«, sagte Anna-Maria mit ungewöhnlich fröhlichem Tonfall, um die bösen Ahnungen zu verjagen, die ihr jetzt zu Leibe rückten. »Wo ist Jenny?«
    Ebba beäugte Anna-Maria misstrauisch.
    »Du hast ihr doch eine SMS geschickt«, sagte sie. »Jenny war stinksauer. Sie hat zurückgesimst und dich anzurufen versucht, aber du hast dich nicht gemeldet.«
    Anna-Maria wurde es eiskalt vor Schreck.
    »Ich habe nicht gesimst«, sagte sie, und ihre Stimme war nur noch ein Flüstern. »Ich habe … mein Telefon …«
    Rebeckas Telefon klingelte. Es war Måns. Sie drückte das Gespräch weg.
    »Was stand in der SMS ?«, fragte Anna-Maria.
    »Weißt du nicht mehr, was du geschrieben hast?«, fragte Ebba.
    Anna-Maria stöhnte auf und schlug sich die Hand vor den Mund, wie um sich am Schreien zu hindern.
    »Du lieber Himmel«, sagte Ebba und machte ein ängstliches Gesicht. »Du hast geschrieben, dass Jenny zu dir kommen sollte. Sofort. Sie war sauer, weil sie deshalb in die Stadt gehen musste.«
    »Wohin denn?«, rief Anna-Maria. »Wohin sollte sie gehen?«
    »Zu der alten Freilichtbühne im Eisenbahnpark. Wir fanden das ja beide komisch. Komischer Treffpunkt. Und sie hat versucht, dich anzurufen und simsen, aber du hast nicht geantwortet. Und Robert konnte sie auch nicht erreichen. In der SMS stand ›komm sofort‹. Sie hatte Angst, es könnte was passiert sein.«
    Die Bühne im Eisenbahnpark, dachte Rebecka. Da ist doch kein Mensch.
    »War die SMS gar nicht von dir?«, fragte Ebba besorgt.
    Aber Anna-Maria rannte schon zum Auto zurück. Rebecka stürzte hinterher.
    Anna-Marias Herz hämmerte. Sie sah Tore und Hjalmar zu Jenny sagen, ihrer Mutter sei leider ein Unfall zugestoßen. Sie sah die beiden mit Jenny im Auto davonfahren.
    Wie oft hatte Anna-Maria in den vergangenen Jahren ihre einzige Tochter angesehen. Einen frischgebackenen Teenager. Hundertmal hatte sie Jennys knospende Brüste betrachtet, ihren perfekten Rosenteint. Hatte Gott gebeten, Jenny zu beschützen. Mach, dass ihr nichts Böses passiert. Und jetzt. Herrgott.
    Rebecka fuhr. Anna-Maria saß mit Rebeckas Telefon daneben und versuchte, Jenny anzurufen. Keine Antwort. In Gedanken betete sie.
    Ihr darf nichts passiert sein. Ihr darf nichts passiert sein. Bald sind wir da.
    Rebecka fuhr über den Gehweg durch den Park bis zur Freilichtbühne. Da stand Jenny. Sie sah verfroren aus in ihrer dünnen Reitjacke. Anna-Maria sprang aus dem Auto und schrie den Namen ihrer Tochter. Jenny. Jenny.
    »Ich bin doch hier«, sagte Jenny und befreite sich aus der Umarmung ihrer Mutter.
    Sie war wütend. Aber sie hatte auch Angst, das war an ihren Augen abzulesen.
    Anna-Maria war plötzlich auch wütend. »Warum gehst du nicht an dein Telefon?«, brüllte sie.
    »Ich habe doch versucht, euch anzurufen. Der Akku war alle. Ich warte hier schon eine Ewigkeit. Und niemand meldet sich. Du nicht. Papa nicht. Was ist los? Warum weinst du?«

IN DEN REGIONALEN SPÄTNACHRICHTEN wurden Bilder von Wilma Persson und Simon Kyrö gezeigt. Es hieß, die Jugendlichen seien bereits im Oktober verschwunden, nun aber sei Wilma Perssons Leichnam gefunden worden. Anna-Maria

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