Bis dein Zorn sich legt
dazu. Alvar hat auch einen großen Bruder, aber niemand will sich mit Hjalmar prügeln, also mischt dieser große Bruder sich nicht ein. Und der Vater der beiden ist zwei Jahre zuvor ertrunken. Tore und sein Tross haben viel Spaß mit Alvar. In der letzten Stunde meldet sich zum Beispiel einer von ihnen und bittet, auf die Toilette gehen zu dürfen. Wenn es dann zum Schulschluss läutet, sind Alvars Schuhe mit Wasser gefüllt. Oder seine Jackenärmel mit feuchtem Papier ausgestopft. Nach dem Turnunterricht nehmen sie ihm manchmal die Hose weg, und er muss in der Unterhose nach Hause gehen. Alvar hat immer Angst. Er rennt aus der Schule. Er fleht die Lehrerin an, schon vor dem Klingeln nach Hause gehen zu dürfen. Sagt, dass er Bauchweh hat. Das stimmt sicher auch. Er kommt mit beschädigten Kleidungsstücken und Schulbüchern zu seiner Mutter nach Hause, traut sich aber nie, zu erzählen, wer das getan hat. Sein großer Bruder schweigt ebenfalls.
So ist der kleine Waldheld, Tore aus Piilijärvi. Aber das wissen die Leute vom Stockholmer Waldwanderverein natürlich nicht.
Jetzt hat Hjalmar jedenfalls genug Wasser und Holz für den abendlichen Saunagang geholt und kann quer durch das Dorf rennen und der Hockeypartie zusehen. Sie haben junge Birken als Torpfosten aufgestellt. Nicht alle haben Schlittschuhe, manche müssen in Schuhen über das Eis laufen. Die meisten Schläger sind selbst gemacht.
Tore freut sich, als er Hjalmar kommen sieht, auch wenn er so tut, als bemerke er nichts. Hjalmar spürt, dass hier etwas nicht stimmt, eine innere Stimme mahnt ihn, schnell nach Hause zu gehen, aber darauf gibt er nichts.
Jetzt zielt Hans Aho auf das Tor, aber Yngve Talo kann retten. Jemand will sich den Konter schnappen, alles drängt sich um das Tor zusammen.
Da springt Tore mit seinem Schläger und seinem Puck auf das Eis. Schießt auf das leere Tor auf der anderen Seite.
»Hömma, Kleiner, runter vom Eis«, ruft der Torwart, der sich dazwischengeworfen hat.
»Hör doch auf, Tore«, ruft eins von den Mädchen, die zusehen.
Aber Tore hört nicht auf. Der Torwart kommt angefegt und sagt es ihm noch einmal.
Tore verlässt grinsend das Eis, ist aber gleich wieder da und dribbelt den Puck vor sich her.
Jetzt wird das Spiel unterbrochen. Die Jungen sagen Tore, er solle sich nach Hause scheren. Tore fragt, ob der See neuerdings ihnen gehört. Davon hat er noch gar nichts gewusst.
»Hjalmar«, ruft er. »Gehört denen der See, oder was? Hast du davon was gehört?«
Wenn die großen Jungs spielen, sollen die kleinen Bengel sich fernhalten. Das ist ein ungeschriebenes Gesetz.
Die Hockeyspieler schauen zu Hjalmar hinüber. Einige wenige sind in seinem Alter, die meisten älter. Sie wollen sehen, ob er sich hier einmischen will. Alle wissen, dass die Brüder Krekula zusammenhalten. Nicht, dass Hjalmar gegen die ganze Hockeymannschaft eine Chance hätte, aber es schreckt ihn auch sonst nicht ab, wenn er unterlegen ist. Jetzt fragen alle sich, wie groß der Ärger werden wird.
Hjalmar ist wütend. Scheiß-Tore. Warum muss er immer solchen überflüssigen Streit anfangen? Aber diesmal soll er sehen, wie er zurechtkommt. Er dreht den Kopf weg und schaut auf den See hinaus.
Die Spieler haben verstanden. Hjalmar wird sich nicht einmischen.
Einer von ihnen, Torgny Ylipää, der sich schon lange über Tore ärgert, versetzt ihm einen Stoß vor die Brust.
»Hau ab zu deiner Mama«, sagt er.
Tore stößt zurück. Fest. Torgny schnappt nach Luft.
»Hau doch selbst ab«, sagt Tore.
Torgny ist schnell. Tore hebt den Schläger, aber einer der Jungs packt den und verhindert den Schlag. Torgny nutzt die Chance und trifft Tore an der Nasenwurzel.
»Hau ab nach Hause, hab ich gesagt.«
Tore fängt an zu weinen. Vielleicht blutet er aus der Nase. Niemand kann etwas sehen. Er rennt weg und hält sich die Hand vors Gesicht. Sein Schläger liegt noch auf dem Eis. Ein Spieler hebt ihn auf und legt ihn zur Seite.
»Spielen wir also?«
Schon geht es weiter.
Es dauert eine Viertelstunde. Dann ist Papa Isak da. Er geht geradewegs auf Hjalmar zu. Weiß vor Zorn. Wieder hört das Spiel auf, und alle auf dem Spielfeld und am Spielfeldrand sehen, wie Isak seinen älteren Sohn packt und ihn wortlos mitzerrt. Ihn mit festem Griff am Jackenkragen gepackt hält.
Kein Wort sagt er, als er Hjalmar durch den Ort schleift. Nur sein vor Wut keuchender Atem ist zu hören, als sie zu Hause den Hofplatz überqueren. Hjalmar bekommt es richtig mit der
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