Bissige Spiele (German Edition)
Mädchen hatte dieselbe Angewohnheit wie ich.
Sie drehte sich nicht um, aber mein totes Herz tat es.
Gerade hatte ich mich noch darüber gefreut, ein junges Mädchen in die Flucht geschlagen zu haben, und nun jammerte mein unruhiger Geist, weil ich das gleiche noch einmal getan hatte. Aber sie war nicht aus Angst gegangen, sondern, weil sie kein Interesse an mir hatte und alleine sein wollte. Ich stand von der Bank auf und sah ihr fassungslos hinterher. Fassungslos und mit erneuter Stille in meiner Brust.
Eine Gruppe lachender weiblicher Wesen drängte sich an mir vorbei und ich konnte ihre verlockenden Blutgeschmäcker riechen. Es war alles vorhanden: Rosenduft, Vanille, Steak, Gänseblümchen, herb oder sanft, pikant oder säuerlich. Die Auswahl war groß. Dennoch, mein Hunger war nicht so groß wie meine Wut über mich selbst, so dass ich sie an mir vorüberziehen ließ, während sie mir die abenteuerlichsten Andeutungen entgegen riefen.
Solche Düfte hatten mich nur früher auf eine Art geschwächt, die mir meine Sinne raubten und damals musste ich schnell das Weite suche. Doch jetzt in diesem Augenblick hatte ich das Gefühl als wäre es noch schlimmer als es in den fürchterlichsten und hungrigsten Momenten war, und ich erkannte keinen Grund für diese mächtige Gier. Es war einfach unerträglich und widerlich.
Jetzt war ich meinem Vampirdasein so nahe, dass ich mich verfluchte, was ich ohnehin tagtäglich tat, aber dies hier war absolut kein Vergleich! Das Blut nahm in meiner Vorstellung Gestalt an, die Frauen sahen plötzlich aus wie wandelnde Gefäße angefüllt mit der köstlichsten Speise, die ich je zwischen meinen Zähnen geschmeckt hatte. Warmes, noch pulsierendes frisches Blut!
Der Druck in meinen Augen stieg und ich konnte spüren, dass sich meine Augen zu wilden, bösen seelenlosen Fenstern verwandelten.
Die plötzliche Veränderung in meinem Drang nach Durst war mir befremdlich und unerklärlich.
Ich wollte so schnell wie möglich nach Hause, ich wollte hier keine Dummheiten veranstalten und die anderen Mädchen in Verlegenheit bringen, wenn sie bei der Polizei angaben, es gäbe Vampire! Sicher würde man sie in die Irrenanstalt bringen.
Vielleicht müssten wir Vampire dann auch noch eine Epidemie vortäuschen und diese Stadt komplett aussaugen.
Geschwächt von diesem Ereignis, konnte ich mich kaum noch auf den Beinen halten und wunderte mich über die Schwere meiner körperlichen Reaktion, während ich beschloss so schnell wie möglich von hier weg zu eilen.
„David?“
Eine bekannte Stimme holte mich wieder zurück in die Normalität meines unnormalen Daseins. Mein Arbeitskollege Ian stand vor mir. Ein Mensch. Ich mochte ihn nicht, aber wir kamen gut miteinander aus, auch wenn er wesentlich weniger von meinem Nichtleben wusste, als ich von seinem Leben.
„Hab doch richtig gesehen! Von weitem dachte ich, du könntest es sein. Wollte gerade umkehren, aber dann….was machst du hier? Auch auf Brautschau?“
Ian war ein absoluter Mädchenjäger! Außerdem sah er wirklich gut aus, für einen Menschen jedenfalls! Eines konnte er jedoch nicht verstehen und das war die Tatsache, dass, obwohl er so gut aussah, dennoch die Frauen immer mehr von mir angetan waren als von ihm, und während ich sie ignorierte, schmachtete er ihnen buchstäblich hinterher! Hätte er gewusst, dass es an meinem Geruch lag, hätte er wahrscheinlich ein anderes After – Shave benutzt, denn das, was er für so angenehm hielt, ließ mich zumindest immer die Nase rümpfen.
Das war auch ein Grund dafür, dass ich niemals sein Blut getrunken hätte, das sicherlich bereits von diesem Geruch vollkommen durchtränkt war.
„Ian, du kennst mich doch! Ich war nicht auf Brautschau. Schließlich ist nicht jeder so gierig wie du!“, antwortete ich und machte mich damit erneut unbeliebt.
„Du bist schon ein seltsamer Vogel. Die Mädchen laufen dir reihenweise nach, und du interessierst dich für keine einzige! Was ist nur mit dir los? Bist du vielleicht doch schwul? Du kannst es mir ruhig sagen!“
„Wer ist hier ein komischer Vogel? Kann man denn nicht einfach auf die Richtige warten ohne gleich schwul zu sein?“
Ich versuchte meinen Kollegen anzulächeln, aber es wirkte nicht sehr überzeugend, was ich an seinem Blick trotz der Dunkelheit und des zunehmenden Nebels erkennen konnte. Und auch ich war nicht wirklich überzeugt, und ich wusste, woran es lag. Schließlich würde ich nie die Richtige finden und wieder
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