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Das dreizehnte Opfer: Thriller (German Edition)

Das dreizehnte Opfer: Thriller (German Edition)

Titel: Das dreizehnte Opfer: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stuart MacBride
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1
    Ein greller Blitz, wie eine Explosion in ihrem Kopf. Messerstiche in ihren Augen, Glassplitter im Gehirn. Und dann Dunkelheit. Sie wirft sich auf dem Stuhl nach hinten; das Holz knarrt unter ihr.
    Sie blinzelt. Einmal, zweimal. Ein heißes, orangeblaues Glühen an der Innenseite ihrer Augenlider. Tränen rollen ihr über die schmutzigen Wangen.
    Bitte …
    Zitternd zieht sie Luft und Rotz durch die Nase ein. Es riecht nach Erde und Staub, dazu der bittere Zwiebelgestank von Schweiß und ein Hauch von Pisse – wie damals, als die Maus sich hinter den Herd verirrt hatte und dort gestorben war. Ein kleiner pelziger Körper, versteckt im Dunkeln, wo er langsam vor sich hin schimmelte und gammelte, stinkend wie eine verdorbene Wurst, die jedes Mal, wenn sie den Herd einschalteten, aufs Neue gegrillt wurde.
    Bitte … Ihr Mund formt das Wort hinter dem Knebel aus Klebeband, aber es kommt nur ein gedämpftes Stöhnen heraus. Ihre Schultern tun weh – die Arme sind hinter dem Rücken verdreht, und ihre Hand- und Fußgelenke brennen von den Kabelbindern, die sie an den harten Holzstuhl fesseln.
    Sie wirft den Kopf in den Nacken und blickt blinzelnd zur Decke hinauf. Langsam bekommt der Raum wieder Kontu ren: nackte Holzbalken, fast schwarz verfärbt; Spinnwe ben; eine Neonröhre, die summt wie eine Wespe unter einem Wassserglas. Die Wände mit hässlichen Flecken verschmiert. Eine riesige Kamera auf einem Stativ.
    Dann die Stimme. Er singt »Happy birthday to you«, aber ganz stockend und unsicher, als ob er Angst hätte, sich zu verhaspeln.
    Das ist doch verrückt. Total bescheuert ist das. Sie hat ja noch gar nicht Geburtstag; erst in vier Tagen …
    Wieder ein flatternder Atemzug.
    Das passiert doch nicht wirklich. Das muss ein Irrtum sein.
    Sie blinzelt die Tränen weg und starrt in die Ecke. Er kommt jetzt zum großen Finale, hält den Kopf gesenkt, während er den Text murmelt. Nur dass es gar nicht ihr Name ist, den er singt, sondern ein ganz anderer: Andrea.
    Oh, Gott sei Dank.
    Er wird es doch irgendwann merken, oder? Dass es ein Irrtum ist. Sie sollte gar nicht hier sein: Andrea sollte hier sein. Andrea ist diejenige, die an diesen Stuhl gefesselt sein sollte, hier in diesem versifften kleinen Zimmer voller Dreck und Spinnen und dem Gestank nach sterbenden Mäusen. Er wird es verstehen.
    Sie versucht es ihm zu sagen, aber der Knebel verwandelt alles in ein unverständliches Gebrummel.
    Sie ist nicht Andrea.
    Sie sollte nicht hier sein.
    Er stellt sich wieder hinter die Kamera, räuspert sich ein paarmal, holt tief Luft und leckt sich die Lippen. Er klingt wie ein Moderator vom Kinderfernsehen: »Sag ›Cheese‹!« Wieder ein Blitz, der ihre Augen mit glühenden weißen Pünktchen füllt.
    Es ist ein Irrtum. Das muss er doch sehen – er hat das falsche Mädchen erwischt, er muss sie gehen lassen.
    Sie blinzelt. Bitte. Das ist nicht fair.
    Er tritt hinter der Kamera hervor und reibt sich die Augen. Starrt eine Weile auf seine Schuhe hinunter. Wieder ein tiefer Atemzug. »Geschenke für das Geburtstagskind!« Er knallt einen ramponierten alten Werkzeugkasten auf den wackligen Holztisch neben ihrem Stuhl. Der Tisch ist mit braunen Spritzern übersät. Als ob jemand vor Jahren Johannisbeersaft verschüttet hätte.
    Es ist aber kein Johannisbeersaft.
    Sie presst die Lippen hinter dem Knebel zusammen, ein Tränenschleier lässt das Zimmer verschwimmen. Der Atem stockt ihr in der Kehle, verwandelt alles in kurze, abgehackte, zittrige Schluchzer.
    Sie ist nicht Andrea. Es ist alles ein Irrtum.
    »Ich habe …« Eine Pause; er tritt von einem Fuß auf den anderen. »Ich habe etwas ganz Besonderes … nur für dich, Andrea.« Er öffnet den Werkzeugkasten und nimmt eine Zange heraus. Die rostigen Backen glänzen im schwachen Licht.
    Er sieht sie nicht an. Zieht die Schultern hoch, bläht die Wangen auf, als ob er kotzen müsste, reibt sich mit dem Handrücken über den Mund. Setzt noch einmal dieses angedeutete Lächeln auf. »Bist du bereit?«

Manchmal ist es besser,
etwas nicht zu wissen

Montag, 14. November

2
    Oldcastle FM plärrte aus dem Radio, das auf der Arbeitsplatte in der Küche stand.
    »… wow, das ging so richtig ab, was? Es ist acht Uhr fünfundzwanzig, und Sie hören Sensational Steves fetziges Frühstücks-Quiz! « Ein schrilles Trööööt , wie von einer altmodischen Autohupe.
    Ich zählte fünfunddreißig Pfund in Zehnern und Fünfern ab und legte die Scheine auf das Erinnerungsschreiben der Post,

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