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Wie kommt Loriot auf den Hund?
Das Magazin, Zürich, 1973
Das Magazin Wann wären Sie wirklich auf den Hund gekommen?
Loriot Wenn in meinem Leben keine Ordnung herrschen würde. Ich bin nämlich ein Ordnungsmensch. Ich kann zum Beispiel nicht arbeiten, wenn mein Schreibtisch nicht aufgeräumt ist. Ich glaube, um etwas aus einer totalen Unordnung heraus produzieren zu können, bedarf es einer gewissen genialen Note, die mir fehlt. Vielleicht brauche ich auch ein bisschen Zwang, weil ich aufgrund meiner Trägheit sonst gar nichts täte.
Das Magazin Könnten Sie sich zum Beispiel vorstellen, nicht verheiratet zu sein?
Loriot Ich möchte immer verheiratet sein, aber ich könnte mir das schon vorstellen. Dann wäre es aber eine andere Art Ordnung, in der ich lebte. Ich bin jemand, der die Vorzüge der Konvention zu schätzen weiß. Ich sehe in ihr keine unnatürliche Fessel, sondern für mich ist sie die einzige Möglichkeit, mit einer Unmasse von Mensehen, mit denen mich gar nichts verbindet, erträglich auszukommen.
Das Magazin Welche menschlichen Eigenschaften können Sie am wenigsten ausstehen?
Loriot Die Dummheit. Sie ist für mich absolut unerträglich. Ich finde, man kann mit Menschen auskommen, die extrem andere Meinungen haben als man selber - mit denen kann man jedenfalls reden. Menschliche Dummheit hingegen, gegen die ja bekanntlich selbst Götter vergebens kämpfen, macht uns allen das Leben schwer.
Das Magazin Sind Sie lieber mit Männern oder Frauen zusammen?
Loriot Wenn es sympathische Menschen sind, würde ich Frauen vorziehen, bei durchschnittlichen - Männer. Für mein Gefühl ist der Mann innerhalb des Durchschnitts leichter zu ertragen als die Frau. Dagegen tritt vom Durchschnitt an aufwärts zum normalen Miteinander natürlich das Ingrediens Sex hinzu. Und wenn dieses kleine Gewürz dabei ist, ziehe ich Frauen selbstverständlich vor.
Das Magazin Können Sie sich eine Freundschaft zwischen Mann und Frau vorstellen?
Loriot Ja, da kenne ich sogar eine ganze Menge Beispiele. Es gibt verschiedene Ausgangspunkte, wie man zu so einer Freundschaft kommt.
Entweder war es einmal mehr und mündet dann eines Tages in die zunächst mit bitterem Lächeln apostrophierte »gute Freundschaft«, oder aber es war von Anfang an nicht mehr.
Das Magazin Hat man im letzten Fall nicht meist einen kleinen Hintergedanken dabei?
Loriot Doch, sicher. Der ist ja auch sehr reizvoll und sollte immer mitschwingen. Wozu gibt es sonst zwei Geschlechter? Es gibt natürlich auch die absolut reine Freundschaft, aber ich glaube, dass ich dann eine Männerfreundschaft vorziehen würde.
Das Magazin Können solche Freundschaften parallel zu einer Ehe laufen?
Loriot Aber ja, das muss drin sein. Ich halte es für unglaublich stumpfsinnig und für eine beinah unmoralische Forderung, in einer Ehe, in der beide Partner ein halbes Jahrhundert zusammenleben, die Augen nur starr aufeinander zu richten und nicht wahrzunehmen, dass es ringsumher eine Menge Menschen gibt, mit denen man sich fabelhaft verstehen kann und die einem sehr viel geben können. Dass das nicht immer zu Seitensprüngen führen muss, ist selbstverständlich.
Das Magazin Wodurch könnten Ihre Töchter Sie enttäuschen?
Loriot Meine Töchter würden mich zum Beispiel sehr enttäuschen, wenn sie einen falschen Lebensgefährten wählen würden. Einen Mann, von dem ich meine, dass er sie unglücklich machen wird.
Das Magazin Wie können Sie das vorher wissen?
Loriot Ich meine nur extreme Fälle. Über Geschmack lässt sich nicht streiten, um Himmels willen. Sie sollen den heiraten, den sie haben wollen. Ich habe meinen Töchtern noch nie befohlen, wie sie sich verhalten sollen. Ich habe nur versucht, ihnen mitzuteilen, was Menschlichkeit bedeutet, nämlich zu handeln, als habe man einen guten Charakter; Erfahrungen kann man sowieso nicht weitergeben. Man kann nur sagen: Glaubt mir, es ist so. Dann machen sie genau das, was sie eigentlich nicht tun sollten, fallen dann genauso rein, wie man es ihnen prophezeit hat, und sagen sich dann, verdammt noch mal, der hatte ja recht. So entsteht im Laufe der Jahre ein Vertrauensverhältnis, das mehr ist als noch so gut gemeinte Bevormundung.
Das Magazin Wann halten Sie jemanden für charakterlos, wann hört der Spaß für Sie auf?
Loriot Wenn jemand auf Kosten anderer Menschen lebt und nur an seinen eigenen Vorteil denkt. Es gibt einfach unangenehme Zeitgenossen, die nicht begreifen, was es heißt, in einer
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