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Bizarre Beziehungen - V 1.0

Bizarre Beziehungen - V 1.0

Titel: Bizarre Beziehungen - V 1.0 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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ist für mich viel zu hoch, als daß ich mich an kleinliche Regeln halten könnte. Aber für den Augenblick wenigstens - fahr fort.«
    Neville Folliot neigte den Kopf. »Langsam, Bruder Clive. Vater ist tot.«
    »Tot?«
    »Ich habe mich deutlich genug ausgedrückt, glaube ich.«
    »Wie ist er gestorben? Und wann?«
    »Er war ein alter Mann, als wir zuletzt auf Tewkesbury zusammen waren. Das Ende kam kurz nach deiner Abreise. Es war ein friedliches Ende, Clive. Eingebettet in unser ländliches Familiendasein ging Vater in Ruhe und Frieden von uns. Er hielt ein Nickerchen, und als man ihn wecken wollte, hatte der alte Mann einfach aufgehört zu leben.«
    »Zusammen auf Tewkesbury? Ich erinnere mich nicht an ein derartiges Treffen - es sei denn, du beziehst dich auf eine Gelegenheit im Jahre 1868 oder früher, Neville.«
    »Ich beziehe mich auf das Treffen vor weniger als vierundzwanzig Stunden, kleiner Bruder. Unser Treffen in der Bibliothek des Hauses Folliot.«
    »Warst du das wirklich, Neville? Ich hielt es für eine Kopie von dir.«
    »Nein, Clive. Wie kommst du denn auf die Idee?«
    Wie kam er auf die Idee, in der Tat? Seine Unterhaltung mit Horace Smythe und Sidi Bombay. Hatten sie, seine beiden getreuesten Gefährten, ihn belogen? Oder waren sie in die Irre geführt worden? Oder war Neville der Lügner? Log sein Bruder gerade jetzt ?
    Esmond Folliot wisperte Clive ins Bewußtsein. Vertraue ihm, Bruder. Jetzt ist der Augenblick. Du mußt ihm vertrauen.
    »Schon gut, Neville«, zwang sich Clive zu sagen. »Schon gut. Dann warst das also du auf Tewkesbury. Ich vertraue dir.«
    Clive ließ den Kopf in die Hände sinken. Wenngleich er und sein Vater einander sich alles andere als nahe gestanden hatten, wenngleich der alte Baron Neville stets vor Clive bevorzugt und Clive das ganze Leben hindurch die Schuld am Tod der Mutter gegeben hatte - eine Tragödie, für die Clive überhaupt nichts konnte -, war er dennoch durch die engsten Blutsbande an den Baron gebunden gewesen: die der Vaterschaft und des Nachfahren. Der Verlust des Vaters berührte ihn stärker, als er es je erwartet hätte.
    »Ich werde ihn dann also niemals wiedersehen, Neville.«
    »Oh - vielleicht doch!«
    Clive hob den Blick. »Was meinst du damit?« Vielleicht hatte Neville ja gleichfalls mit ihrem niemals geborenen Bruder Esmond in Verbindung gestanden. Cli-ves eigene Kontakte mit Esmond waren nicht eben häufig und nur schwach gewesen, eher quälend als erquik-kend. Und dennoch ... und dennoch ... was für eine Ironie, falls die entkörperlichte Seele ihres nie geborenen Bruders sich als die große Verbindung erwiese, die die entzweiten Brüder Folliot wieder miteinander versöhnte!
    Dann waren da auch noch Clives Kontakte mit George du Maurier. Jene entkörperlichten Dialoge hatten vor du Mauriers Tod stattgefunden. Vielleicht war es die mühsam errungene mentale Verbindung mit du Maurier, die den fast vollständigen Gedankenaustausch mit jener Sphäre ermöglichte, die hinter dem Schleier lag ...
    »Ich meine«, sagte Neville Folliot, »daß für jene, die durch das Netz von Zeit und Raum reisen, alle Menschen sowohl tot als auch lebendig sind. Jawohl, tot und lebendig. Vater und Mutter, du und ich, deine diversen Herzensdamen ...«
    Clive legte Protest ein bei Nevilles leichtfertigem Gebrauch des Wortes Herzensdamen.
    Neville lächelte. »Clive, du hast mit Miß Leighton ein Kind gezeugt und sie dann verlassen, um hinter der ... wer war noch jenes seltsame Geschöpf mit der totenbleichen Haut und dem laubgrünen Haar?«
    »Lady 'Nrrc'kth«, flüsterte Clive. »Sie sagte mir, daß sie dich kannte, Neville.«
    Ein wehmütiges Lächeln huschte Neville übers Gesicht und verschwand wieder. »Das stimmt, Bruder Clive. Lady 'Nrrc'kth und ich waren miteinander bekannt, und das Vergnügen lag durchaus auf meiner Seite.«
    Clive preßte Fäuste und Zähne zusammen und mußte an sich halten. Als er wieder imstande war zu sprechen, sagte er: »Lady 'Nrrc'kth war eine so edle Dame, daß du's nicht mal wert warst, mit ihr zu sprechen, Neville. Sie war gegen ihren Willen in diese ganze Sache verstrickt, sie diente edel und sie starb tapfer im Kampf gegen die Chaffri und die Ren.«
    »Nun ja, das mag schon sein.«
    »Und wenn ich ins Dungeon zurückkehren und sie im Augenblick des Todes retten könnte, sie an einen sicheren Ort bringen könnte - würde sie dann wirklich leben, Neville?«
    »Ach was, Bruder, natürlich nicht. Das ist das eine unveränderliche

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