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Bizarre Beziehungen - V 1.0

Bizarre Beziehungen - V 1.0

Titel: Bizarre Beziehungen - V 1.0 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Tür auf und drang in den Schankraum eines typischen Gasthauses in Devonshire. Der Kamin, die rohen Tische und die stabilen Bänke, die Theke, selbst der Wandschmuck waren perfekt ausgesucht und arrangiert. Aber Clive wurde klar, daß nicht die Chaffri selbst alles ausgesucht und arrangiert hatten, sondern daß er selbst den Raum mit dem eigenen Bewußtsein errichtet hatte, daß er unter dem geheimen Zwang der Chaffri funktionierte. Clive hatte Bilder aus der halberinnerten, halbidealisierten Welt heraufbeschworen, als er ein junger Kadett und Sohn eines Landbarons gewesen war.
    Ihn schauderte allein bei der Vorstellung, welche Wirklichkeit hinter der Illusion von rustikalem Holz und rohbehauenem Stein verborgen war.
    Clive hatte keine Zeit, herumzustehen und zu grübeln. Seiner Vermutung nach lag Sidi Bombay in einem anderen Raum dieses Gebäudes und befand sich in Lebensgefahr. Sein Bewußtsein stand vielleicht just in diesem Augenblick unter dem Einfluß eines Chaffri, der wie eine Gottesanbeterin aussah. Der Hindu mochte eine Szene aus den Tagen seiner Jugend erblicken, ir-gendwo in den Dschungeln von Punjab oder den Ebenen des Äquators. Oder er mochte ein vergangenes Ereignis durchleben, das ihn in die verwickelte Politik des indischen Subkontinents verstrickt hatte.
    Einen Augenblick lang blitzte Clive der erschreckende Gedanke durchs Bewußtsein, daß der hypnotisierte Zustand und die erschreckenden Antworten des ansonsten so robusten Horace Hamilton Smythe ein Produkt der gleichen finsteren Kräfte der Chaffri gewesen sein könnten, die er selbst einige wenige Stunden zuvor erlebt hatte.
    Philo B. Goode ... der selbsternannte Reverend Amos Ransome ... die verführerische Lorena Ransome mit dem schimmernden schwarzen Haar und den dunklen feuchten Augen und der gertenschlanken Gestalt, die unter der scheinbar sittsamen, jedoch untergründig provozierenden Kleidung verborgen war. War einer von ihnen das, was er zu sein schien? War überhaupt einer von ihnen menschlich? Oder waren diese drei nichts weiter als gräßliche chitinhäutige Ungeheuer, die sich in der menschlichen Gesellschaft eine Maske aufsetzten?
    Und falls Philo Goode und die Ransomes gräßliche Ungeheuer waren, die sich die wirkungsvollste aller Verkleidungen übergestreift hatten - die Verkleidung, die im Bewußtsein und der Erinnerungen ihrer Opfer bestand -: wer mochte dann sonst noch ein Ungeheuer sein? Clives Bruder Neville? Sein Vater, der Baron Tewkesbury? Sein nächster Freund, der kürzlich verschiedene George du Maurier? Annabella Leighton und ihr Nachkömmling Annabelle Leigh, die liebe und exzentrische »Benutzerin Annie« aus dem Jahre 1999?
    Clive schauderte es.
    Eine Stimme flüsterte ihm ins Bewußtsein. Halte dich fest, drängte sie ihn. Halte dich an der Realität fest, Clive Folliot!
    Clive sah sich um. »Bist du's, du Maurier?«
    Ich bin's.
    »Aber du bist tot!«
    Du weist erneut auf das Offensichtliche hin, Folliot. Laß dich von derlei Nebensächlichkeiten wie dem Tod nicht ablen -ken. Verfolge deinen Weg, mein Freund. Tu, was du tun mußt. Es ruht viel auf deinen Schultern, Clive Folliot. Bereite dich vor zum letzten Gefecht. Das Schicksal von Millionen. Ganze Welten, Clive! Laß dich nicht von Nebensächlichkeiten ablen -ken!
    Clive vernahm ein Knistern.
    Er sah sich im Gastraum um und erblickte Holzscheite, die noch immer in dem großen Herd glommen; Rauchfäden stiegen langsam aus einem riesigen glimmenden Scheit auf, das wohl niemals völlig kalt und dunkel werden würde.
    War es wirklich ein Scheit oder die Kopie eines Scheits?
    Er lief zu dem Durchgang hinüber, der zu den Privatzimmern des Gasthauses führte. Er riß die Tür des ersten Zimmers auf und fand darin nichts von Interesse. Mit dem zweiten Zimmer hatte er ebensowenig Erfolg.
    Das Geräusch schwerer Stiefel zog seine Aufmerksamkeit auf sich, und er sah Sergeant Smythe von der anderen Seite des Gasthauses auf sich zukommen, während er genau wie Clive jedes Zimmer untersuchte, verächtlich schnaubte und ungeduldig und enttäuscht die Türen zuwarf, als er jedes Zimmer leer vorfand.
    »Sergeant!«
    Sie hatten sich in der Mitte des Gangs getroffen. Zwei Türen mußten noch versucht werden, die sich im Korridor gegenüberlagen. Wortlos faßte jeder der beiden Männer nach der Tür rechts von sich.
    Clive hörte Sergeant Smythe überrascht grunzen, und das Geräusch eines Aufpralls folgte, als wäre ein stumpfes und schweres Objekt mit einem menschlichen

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