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Bizarre Beziehungen - V 1.0

Bizarre Beziehungen - V 1.0

Titel: Bizarre Beziehungen - V 1.0 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Erdatmosphäre wurde auf das Wasser übertragen, und unmeßbare Tausende von Hektolitern Wasser dampften davon und erhitzten die Region innerhalb des Wagenrings, so daß das Eisboot, das Chang Guafe aus der arktischen Scholle geschnitzt hatte und das beim Treiben durch Tag und Nacht bereits gefährlich dünn und porös geworden war, hoffnungslos in winzige Eispartikel zerfiel, die rasch dahinschmolzen und verschwanden.
    Clive Folliot schwamm auf den nächsten Wagen des Zugs zu. Hinter sich vernahm er die unbeholfenen, wenngleich kräftigen Schwimmzüge des Ungeheuers, als es ihm nacheiferte.
    Aber Chang Guafe stieß nur einen einzigen kratzenden verzweifelten Schrei aus, dem ein hoffnungsloses Gurgeln folgte.
    Clive Folliot wandte sich um, um zu erkennen, was aus dem fremdartigen Cyborg geworden war, bekam jedoch nur ein letztes Aufblitzen von Metall zu Gesicht, als Chang Guafe unter die Oberfläche glitt. Das schwarze Wasser schloß sich still über dem Cyborg.
    Er kann nicht schwimmen, dachte Clive. Er besteht vor allem aus Metall. Er ist so schwer, daß er nicht schwimmen kann!
    Zu beiden Seiten der Wagen reihten sich die Fenster aneinander, und die Fenster erstrahlten im Licht aus dem Innern des Zugs. Während Clive durch die erneut auskühlenden Wasser schwamm, spähte er zu den Wagen des Zugs hinüber. In einem davon entdeckte er eine Reihe von Sofas und Stühlen, und die Reisenden inhalierten gemütlich Rauch aus langstieligen Pfeifen. Er war im Dungeon Rauchern begegnet, intelligenten Männern und Frauen -und nichtmenschlichen Wesen -, die Glück und Zufriedenheit in der Sphäre des Traums, den sie mit dem Rauch einsogen, gefunden hatten.
    Ihnen sagte eine derartige angenehme Lebensweise zu, nicht jedoch Clive. Er konnte sich nicht dem Müßiggang hingeben, mochte er auch angenehm sein. In England und auf entlegenen Militärposten hatte er Männer gekannt, die sich dem Trunk ergeben und die Tage und Nächte in der Gesellschaft von Müßiggängern verbracht und dabei wenig erreicht hatten. Die Raucher des Dungeon waren nicht besser als jene!
    Clive hatte seine lange Odyssee auf der Suche nach seinem Bruder angetreten. Er war vielen Wesen begegnet, und sein Sinn für Verantwortung war gewachsen. Er konnte Annabelle oder Horace, Sidi Bombay oder Finnbogg oder sogar Chang Guafe nicht im Stich lassen -denn er konnte auch nicht glauben, daß der Cyborg tot war. Clive spürte, daß Chang Guafe noch immer lebte, irgendwo begraben unter Tonnen eisigen Wassers. Von ihm würde man noch etwas hören!
    Und dann waren da noch die anderen Personen des Dungeon, bei denen er sich weniger sicher war. Zum Beispiel Tomäs, der portugiesische Seemann. Annie selbst hatte behauptet, Beweise für Tomäs' entfernte Verwandtschaft mit den Folliots gefunden zu haben. Dann der Amerikaner Philo B. Goode und Goodes zwei Verbündete, Amos Ransome und Lorena Ransome, die bei mehreren Gelegenheiten behauptet hatten, Bruder und Schwester oder Mann und Frau zu sein. Dann Baron Samedi.
    Und schließlich Clives Bruder Neville und ihr Vater, Baron Tewkesbury -oder die Kopien von Clives Bruder und Vater. Bis er nicht deren wahre Identitäten herausgefunden hätte, wüßte er niemals, ob er unter das Dungeon ein für allemal einen Schlußstrich ziehen könnte; falls sie Täuschungen waren, könnten sie, was Clive betraf, im Dungeon bleiben und dort vermodern. Aber wenn sie echt waren ... Wenn sie echt waren, konnte er sie nicht im Stich lassen. Nein, keinesfalls, gleichgültig, wie kalt und lieblos sich Baron Tewkesbury Clive gegenüber verhalten hatte, weil er ihm den Tod seiner geliebten Baronesse angelastet hatte, und gleichgültig, wie arrogant und flegelhaft sich sein hochmütiger Bruder Neville in ihrer gemeinsamen Kindheit verhalten haben mochte -und sich vielleicht noch immer verhielt. Clive konnte sie nicht in der endlosen Hölle des Dungeon zurücklassen!
    Er schwamm auf den nächsten Wagen zu. Das Wasser, das die energiegeladene Ankunft fast zum Kochen gebracht hatte, kühlte sich ebenso schnell ab, wie es sich aufgeheizt hatte, und eine tödliche Kälte kroch Clive allmählich in die Knochen. Er wußte, daß er nicht länger im Wasser verbleiben konnte. Es war im äußersten Fall eine Sache von Minuten, bis er in das nasse Grab hinabsinken würde. Und er wußte, daß er, anders als Chang Guafe, dort nicht überleben könnte.
    Er hörte noch immer das Ungeheuer, das sich hinter ihm durchs Wasser quälte. Das Wesen war alles andere als

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