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Bizarre Beziehungen - V 1.0

Bizarre Beziehungen - V 1.0

Titel: Bizarre Beziehungen - V 1.0 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Eisenbahnstrecke. Die lange Nacht endete; Clive entdeckte hinter dem Wagen, der in westlicher Richtung über die Gleise jagte, die rosige Färbung der anbrechenden Dämmerung im Osten.
    Als der Wagen an einem früh aufgestandenen Bauern vorüberfuhr, der mit seinem heubeladenen Wagen auf einem schmutzigen Weg neben dem Bahndamm entlangfuhr, faßte Annie nach Clives Handegelenk. »Er kann uns nicht sehen, Clive. Wir können aus diesem Wagen hinaussehen, aber wir sind davor geschützt, gesehen zu werden.«
    »Was ist das für ein Wagen?« wollte Clive wissen. »Hast du dich verbündet mit - wer auch immer hinter allem steht? Mit Philo Goode und seinen Genossen?«
    Sie lächelte zu ihm herauf. »Alles zur rechten Zeit, Clive. Du erzähltest gerade, was mit Nevilles Tagebuch geschah.«
    »Die Botschaften, die wir erhielten, waren selten dienlich. Ich bezweifle sowohl Nevilles Motivation, sie niederzuschreiben, als auch die Echtheit zumindest einer Anzahl dieser Botschaften.«
    »Du hast Neville im Dungeon getroffen.«
    »Ja. Neville - oder eine Kopie.«
    »Hat er zugegeben, daß er wirklich alle diese Botschaften ins Tagebuch geschrieben hat?«
    »Er hat alles bestritten.«
    Sie war wie betäubt und sprachlos.
    Clive fuhr fort: »Aber jetzt - hat wirklich Neville die Eintragungen im Tagebuch geschrieben? Und selbst wenn er's war: Können wir ihm glauben?«
    Annie runzelte die Stirn. »Vielleicht sind wir in der Lage, das irgendwie herauszufinden. Aber wo ist das Tagebuch jetzt, Clive?«
    »Wie ich dir gerade erklärte - als ich den Raum-Zug betrat, war ich zerlumpt, unrasiert, halbverhungert, halbertrunken und halberfroren. Als ich mich in London wiederfand - im Schlafzimmer meines alten Freundes du Maurier -, war ich wohlgenährt, rasiert, glänzend ausstaffiert und knochentrocken. Und ich verstehe nicht, was geschehen ist. Ich kann es nur, wie so viele andere Rätsel, dem Dungeon zuschreiben.«
    »Und Nevilles Tagebuch?«
    »Ich habe keine Ahnung.«
    »Hattest du's auf der Eisscholle, Clive?«
    »Ich weiß es nicht. Ich kann mich nicht daran erinnern, es dort bei mir gehabt zu haben, aber ich mußte mich ja auch mit anderen, wichtigeren Dingen auseinandersetzen als mit dem Notizbuch meines Bruders.«
    »Dann mag es noch immer auf der Eisscholle liegen. Oder im Zug. Oder in George du Mauriers Wohnung, schätz ich mal.«
    »Oder immer noch auf der achten Ebene.«
    »Macht nichts. Macht nichts. Wir müssen die Lage meistern, wie wir sie vorfinden.«
    Das Licht im Osten war stärker geworden, und angesichts der grünen Felder und der knospenden Bäume, die den Bahndamm säumten, sagte sich Clive, daß es ein Frühlingsmorgen im ländlichen England war. Eine der schönsten Schöpfungen der Natur - ein englischer Frühling auf dem Land.
    »Wohin fahren wir?« fragte Clive.
    Annie lächelte. »Erkennst du die Gegend nicht wieder?«
    Clive musterte die Vegetation und die Lage der Dinge. »Sieht aus wie Gloucestershire.«
    »Gleich beim erstenmal getroffen!«
    »Wir fahren nach Tewkesbury!«
    »Stimmt.«
    »Wer ist dort, und welche Verbindung besteht da bezüglich dir, Annie?«
    »Nun, es ist dein Familiensitz, Clive. Das Haus der Tewkesbury s.«
    »Das weiß ich. Ich fragte nicht, was ist da. Ich fragte, wer ist da.«
    »Wir werden Zugriff zu diesen Daten erhalten, wenn der Cursor die angesprochene Adresse erreicht.«
    O mein Gott, dachte Clive, sie fällt schon wieder in diesen seltsamen futuristischen Jargon. »Annie, bitte - kannst du nicht in der Alltagssprache reden? Ist das königliche Englisch für deine Ansprüche nicht ausreichend?«
    »Entschuldigung, Benutzer. Öh, Clive. Ich hab mich selbst vergessen. Wir werden's rausfinden, wenn wir dort sind, okay?«
    »Sehr schön. Aber Annie - so vieles ist geschehen! Wo sind die übrigen? Finnbogg und Shriek, Tomäs und Sidi Bombay...«
    »Du erwähnst Horace nicht, Clive.«
    »Ich habe Horace gesehen.«
    »Am Nordpol?«
    »Nein. In London. Ich war mit ihm zusammen, jedoch nur kurz, und zwar vor nicht mehr als einer Stunde.«
    Annie wurde so ernst, wie sie's seit ihrem Wiedersehen in dem durchsichtigen Wagen bisher nicht gewesen war. »Du mußt mir genau sagen, wo du ihm begegnet bist. Wie er aussah. Was er tat.«
    »Nun ...« Clive wußte kaum, wo er beginnen sollte.
    Während er sich bemühte, seine Gedanken zu sammeln, spähte er zur Glaswand des Wagens hinaus. Der Morgen war gekommen, der englische Himmel war ein einziges leuchtendes Blau, gesprenkelt mit winzigen

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