Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Black Box BER: Vom Flughafen Berlin Brandenburg und anderen Großbaustellen. Wie Deutschland seine Zukunft verbaut (German Edition)

Black Box BER: Vom Flughafen Berlin Brandenburg und anderen Großbaustellen. Wie Deutschland seine Zukunft verbaut (German Edition)

Titel: Black Box BER: Vom Flughafen Berlin Brandenburg und anderen Großbaustellen. Wie Deutschland seine Zukunft verbaut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meinhard von Gerkan
Vom Netzwerk:
verwandelt sich die Architektur, auch bei vielen öffentlichen Bauvorhaben, in einen Bestellservice des Bauherrn, dessen Vorgaben exakt zu erfüllen sind. Experimente, außergewöhnliche Entwürfe oder konträre Vorstellungen haben dabei in der Regel keine Chance auf Realisierung. Wenn man erst drei Referenzbauten braucht, um zum Wettbewerb überhaupt zugelassen zu werden, ohne Gewinn eines Wettbewerbs aber nicht bauen kann, wie soll man dann je ans Bauen kommen? Wir hatten damals beim Flughafen Tegel eine Vision, Mut und Glück, heute würde uns dies alles nichts mehr nützen!
    Doch Wirtschaftskraft ist nur ein Faktor. Mit Architektur verknüpfen sich die unterschiedlichsten kulturellen, wirtschaftlichen, finanziellen und politischen Erwartungen. Dasist nicht per se schlecht, jedoch verliert der architektonische Entwurf selbst in dem Gefüge zunehmend an Boden und Aussagekraft. Manch faires Ansinnen geht im Angesicht von Profit und Geltung zugrunde. Auch die Begrifflichkeit von Offenheit, Transparenz und Fairness unterliegt dem Wandel und wird von Ort zu Ort, von Land zu Land, von Kontinent zu Kontinent häufig unterschiedlich interpretiert. Da kann es passieren, dass die vermeintlich gerechte Leistungsschau der zu einem Wettbewerb eingeladenen internationalen Architekturbüros lediglich eine Legitimationsveranstaltung für den gesetzten Sieger ist. Ich habe dies als Jurymitglied in einem asiatischen Land erlebt   –   und leider erst begriffen, als es zu spät war. Dass es nicht immer so läuft, ist selbstverständlich, aber wie soll, bitte schön, ein begabter, aber unerfahrener Architekt diese Prozedur erfolgreich durchstehen?
    Noch fachfremder und abstrakter wird es in Wettbewerben, die als PPP-Verfahren (Public Private Partnership) ausgeschrieben werden. Diese Form der Vergabe in Europa rührt daher, dass die öffentlichen Auftraggeber, also die Länder, Städte und Kommunen, Investitionen in öffentliche Bauvorhaben der Infrastruktur (z.

B. Straßen, Brücken, Tunnels) und öffentliche Bauten (z.

B. Schulen, Krankenhäuser, Sportstätten, Kulturbauten, Gefängnisse) nicht mehr finanzieren können. Dass das Staatssäckel leer ist, ist keine prinzipielle Neuigkeit. Wie aber bekommt ein Architekturbüro den Zuschlag für ein PPP-Projekt, bei dem die bürokratischen Hürden noch diffiziler sind als bei regulären, also offenen Wettbewerben? Da hilft dann vielleicht nur der Instinkt. Beobachtet man das Geschehen der Ausschreibungen, Vergaben und Beauftragungen, so nimmt man gewisse Gesetzmäßigkeiten wahr. Diese unterliegen zyklisch wechselnden Anforderungen und Themen. In den 1990er-Jahren schwappte eine Welle von Infrastrukturprojekten durch das vereinte Deutschland. Vorausgegangen waren in der alten Bundesrepublik die Gesamtschul-, die Schwimmbad- und die Massenwohnungsbauwelle   –   allesamt politisch induziert.
    Universiade Shenzhen, China, Sportkomplex bestehend aus drei Stadienbauten, 2011
    Noch vertrackter wird es auf der internationalen Bühne, wo einem die ausländische Konkurrenz im Nacken sitzt. Auf dieser Ebene ist Architektur, sind alle damit verbundenen planerischen Leistungen vollends zu einem globalen Prozess geworden. »Typologische Globalisierung« mag man solche Entwicklungen nennen, wenn in Wellen, je nach Weltregion, Kulturbauten (Museen, Konzert- und Opernhäuser) florieren oder ein Bahnhof oder Flughafen nach dem anderen ausgelobt wird. Besonders deutlich sind die in der Architektur und im Bauwesen zu verzeichnenden Wellenbewegungen im Vorfeld von regelmäßig stattfindenden großen Sportveranstaltungen, wie zum Beispiel den Olympischen Spielen oder den Fußballeuropa- und -weltmeisterschaften.
    Dann gilt es für die siegreichen Büros, innerhalb von nur wenigen Jahren jedes Mal Höchstleistungen in Bezug aufTempo, Kosten und Sonderanforderungen in einem fremden Land zu erbringen. Seit der Fußballweltmeisterschaft 2006 in Deutschland ist gmp in den Kreis der internationalen Büros aufgestiegen, die bei der Vergabe dieser Bauaufgaben sehr gut bedacht werden. Innerhalb von weniger als einem Jahrzehnt gelang es uns, 28 Sportstätten mit jeweils einer Kapazität von über 20

000 Zuschauern fertigzustellen. Unsere Erlebnisse und Erfahrungen damit sind mehrheitlich positiv. Wir öffneten bewusst unseren planerischen Horizont und stellten regelrechte Teams zusammen, die, je nach Sektor, das entsprechende Baugeschehen weltweit im Blick haben. Doch noch einmal: Wie sollen junge,

Weitere Kostenlose Bücher