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Black Box: Thriller (German Edition)

Black Box: Thriller (German Edition)

Titel: Black Box: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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wird wahrscheinlich noch etwas dauern. Wie gesagt, kommt es zuerst vor die Grand Jury, und dann wird sich die Sache erst einmal ziehen.«
    »Wie lange etwa?«
    »Also, zum einen wird wahrscheinlich Drummonds Gesundheitszustand für einige Verzögerungen sorgen, und dann wird sein Anwalt … in unserem Rechtssystem erhalten Schuldige zahlreiche Gelegenheiten, das Unvermeidliche hinauszuschieben. Es tut mir wirklich leid, Mr. Jespersen. Ich weiß, wie lange Sie gewartet haben. Aber ich werde Sie auf dem Laufenden halten, wie sich …«
    »Hätten Sie ihn doch erschossen. Besser, er wäre tot.«
    Bosch nickte.
    »Das kann ich gut verstehen.«
    »Er sollte tot sein. Genau wie die anderen.«
    Bosch dachte an die Chance, die er gehabt hatte, als ihn Mendenhall auf dem Hang hinter dem Château mit Drummond allein gelassen hatte.
    »Das kann ich gut verstehen«, sagte er noch einmal.
    Die einzige Antwort darauf war Schweigen.
    »Mr. Jespersen? Sind Sie noch dran?«
    »Entschuldigung. Warten Sie bitte kurz.«
    Die Verbindung wurde unterbrochen, und Bosch konnte nicht antworten. Wieder wünschte er sich, persönlich mit diesem Mann sprechen zu können, der so viel verloren hatte.
    O’Toole hatte Bosch erklärt, dass Anneke Jespersen zwanzig Jahre tot war. Er hatte vorgebracht, das Leben der Betroffenen gehe weiter und es bestehe kein Grund, die weite Reise nach Kopenhagen zu genehmigen, bloß um den nächsten Angehörigen die Nachricht von der Festnahme des Täters persönlich zu überbringen.
    Während Bosch wartete, dass Jespersen wieder ans Telefon kam, spähte er wie ein Soldat im Schützengraben über die Trennwand seines Abteils.
    O’Toole stand in der Tür seines Büros und blickte sich im Bereitschaftsraum um wie ein Feudalfürst in seinem Lehen. Der Lieutenant glaubte, es ginge um Zahlen und Statistiken. Er hatte keinen blassen Schimmer, was sie hier wirklich machten. Er hatte keine Ahnung von der Mission.
    Schließlich fiel O’Tooles Blick auf Bosch, und die beiden Männer starrten sich kurz an, bis der schwächere wegschaute. O’Toole ging in sein Büro zurück und schloss die Tür.
    Als Mendenhall und Bosch hinter dem Château auf das Eintreffen der Einsatzkräfte gewartet hatten, hatte sie ihn in aller Stille über die Hintergründe ihrer Ermittlungen aufgeklärt. Sie hatte ihm Dinge erzählt, die ihn überrascht und gekränkt hatten. O’Toole hatte sich zwar auf die Gelegenheit gestürzt, Bosch unter Druck setzen zu können, aber von ihm war die Beschwerde nicht gekommen. Es war Shawn Stone gewesen, der sie aus San Quentin eingereicht hatte; er hatte angeführt, Bosch habe ihn in Gefahr gebracht, als er ihn in ein Zimmer für polizeiliche Vernehmungen habe bringen lassen, da er deswegen für einen Spitzel gehalten werden könne. Mendenhall sagte, nach Einvernahme aller Beteiligten sei sie zu der Ansicht gelangt, hinter Stones Beschwerde habe weniger die Befürchtung gestanden, von seinen Mitgefangenen als Spitzel abgestempelt zu werden, als die Angst, die Zuwendung seiner Mutter an Bosch zu verlieren. Er hatte gehofft, mit seinen Anschuldigungen die Beziehung zwischen Hannah Stone und Bosch zerstören zu können.
    Darüber musste Bosch noch mit Hannah sprechen, aber er wusste nicht, wann er das tun sollte. Er fürchtete, auf lange Sicht könnte ihr Sohn mit seinem Vorhaben sogar Erfolg haben.
    Das Einzige, womit Mendenhall nicht herausrücken wollte, waren ihre persönlichen Motive für ihr Vorgehen. Sie weigerte sich, Bosch zu sagen, warum sie ihm über die Grenzen des Reviers hinaus gefolgt war.
    Er musste sich damit zufrieden geben, ihr dankbar zu sein, dass sie es getan hatte.
    »Detective Bosch?«
    »Ja, Mr. Jespersen.«
    Es kam erneut zu einem langen Moment der Stille, in dem Jespersen seine Gedanken sammelte.
    »Ich weiß nicht«, sagte er schließlich. »Irgendwie habe ich mir diesen Moment anders vorgestellt.«
    Seine Stimme war gepresst vor Emotionalität.
    »Inwiefern?«
    Eine weitere Pause.
    »Ich habe zwanzig Jahre auf diesen Anruf gewartet … und ich habe die ganze Zeit gedacht, danach würde es weggehen. Mir war zwar klar, dass ich wegen meiner Schwester immer traurig bleiben würde. Aber das andere, dachte ich, würde weggehen.«
    »Welches andere, Mr. Jespersen?«, fragte Bosch.
    Obwohl er die Antwort wusste.
    »Die Wut … ich bin immer noch wütend, Detective Bosch.«
    Bosch nickte. Er blickte auf seinen Schreibtisch, auf die Fotos der Opfer unter der Glasplatte. Fälle und

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