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0280 - Wir und der Mörder ohne Namen

0280 - Wir und der Mörder ohne Namen

Titel: 0280 - Wir und der Mörder ohne Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wir und der Mörder ohne Namen
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»Seine Herkunft liegt im dunkeln. In Salida, einer kleinen Stadt in Colorado, tauchte Saminale vor rund zwei Jahren zum erstenmal auf. Er ist ein etwa 30jähriger Mann von riesigem Wuchs, mit brutalen, wie aus Holz geschnittenen Gesichtszügen. Über seine Eltern hat er sich bislang ausgeschwiegen. Aber es steht fest, daß Saminale Mestize ist.«
    »Wodurch ist er aufgefallen?« fragte ich.
    »Er ermordete einen Bankbeamten, wurde gefaßt, angeklagt und dem Schwurgericht übergeben. Zu einem Schuldspruch kam es nicht. Der von Saminales unbekannten Auftraggebern bestellte Strafverteidiger konstruierte im letzten Augenblick Alibis, die von der Anklage nicht entkräftet werden konnten.« Mr. High blätterte in einer Akte, die vor ihm auf dem Schreibtisch lag und fuhr dann fort: »Ähnliches spielte sich in Chicago ab, wo der Mestize fortan wohnte. Wieder ein Mord, wieder stand Saminale vor dem Richter, wieder Alibis im letzten Augenblick.«
    »Und den Entlastungszeugen war kein Meineid nachzuweisen?« wollte Phil wissen.
    Mr. High zuckte die Schultern. »Man versuchte natürlich alles. Ohne Erfolg. Saminale kam ungeschoren davon. Er wurde von nun an unter Polizeiaufsicht gestellt. Man registrierte alle seine Gewohnheiten. Aber der Mestize verhielt sich unverdächtig, arbeitete als Artist, als Messerwerfer in einem Nightclub und wurde bald zur zugkräftigsten Attraktion des Unternehmens.«
    »Und warum soll ich sein Zimmernachbar werden?«
    »Vor drei Tagen löste Saminale eine Fahrkarte nach New York. Als er Chicago verließ, wurde er durch zwei Kollegen überwacht. Aber hier auf dem Grand Central verloren sie ihn aus den Augen. Seit zwei Tagen haben wir wie besessen nach ihm gesucht. Vor einer Stunde hat ihn ein V-Mann auf gespürt. Der Mestize wohnt in einem Mietshaus in der Franklin Street und rührt sich nicht aus seinem Zimmer. Daß er nicht zu seinem Vergnügen hier ist, können wir uns an den zehn Fingern abzählen. Deshalb werden Sie, Jerry, heute nachmittag das Zimmer neben Saminale beziehen.«
    »Hoffentlich ist es noch frei«, wandte ich ein.
    »Wir haben Glück gehabt, Jerry. Der V-Mann hat sich bei der Vermieterin nach Zimmern erkundigt. Dabei erfuhr er, daß sämtliche Zimmer im 4. Stock noch zu haben seien. Bis auf das, in dem Saminale wohnt.«
    »Das heißt also, ich werde in dem Apartmenthaus aufkreuzen und mich um ein Zimmer bemühen. Ich entscheide mich für eines im 4. Stock und beschatte den Mestizen.«
    Mr. High nickte. »Viel Glück dabei, Jerry.«
    ***
    Die schlampige Besitzerin des vierstöckigen Apartmenthauses bestand auf einer Mietvorauszahlung und gab sich mit einer 20-Dollar-Note zufrieden, die ich ihr in die Hand steckte. Ich hatte Glück gehabt und tatsächlich ein Zimmer neben Saminales Behausung erwischt.
    »In zwei Wochen ist der nächste Schein fällig. Ich lege Wert auf pünktliche Bezahlung der Miete«, knurrte die Alte, ließ den Geldschein in der Schürzentasche verschwinden und trollte sich.
    Außer dem Feldbett bestand die Einrichtung der weißgekalkten Bude aus einem wackligen Tisch, zwei zerschlissenen Sesseln, einem Kleiderschrank, dessen Türen sich nicht schlossen, und einem Waschbecken, über dem ein verrosteter Wasserhahn tropfte.
    Das einzige Fenster der trostlosen Unterkunft wies auf einen düsteren, mit Mülltonnen bestandenen Hinterhof.
    Ich war nachlässig gekleidet und hatte nur einen kleinen Pappkoffer bei mir, um in dieser Umgebung nicht aufzufallen.
    Meine Uhr zeigte 7.05, als ich nebenan eine Tür ins Schloß fallen hörte.
    Ein Schlüssel wurde mit kratzendem Geräusch herumgedreht. Gleich darauf entfernten sich dumpfe Schritte in Richtung Treppe.
    Ich wartete einige Sekunden. Dann verließ ich mein Zimmer. Als ich die Haustür erreichte, ging der Mestize in Richtung Innenstadt davon.
    Er bewegte seine hünenhafte Gestalt mit großer Leichtigkeit. Auf dem blauschwarzen Haar, das ihm bis in den Nacken wuchs, saß ein heller Sommerhut.
    Mit meinem letzten Zündholz steckte ich mir eine Zigarette an und folgte langsam dem Mestizen.
    Während der nächsten halben Stunde gewann ich den Eindruck, Saminale wandere ziellos durch die Stadt. Dabei blickte er sich nicht ein einziges Mal um.
    Dann aber war es soweit. Kurz vor acht Uhr nahm er am Fulton Market ein Yellow Cab. In gebührender Entfernung stieg ich schnell in ein anderes Taxi.
    Der Driver war ein kleiner, sommersprossiger Bursche mit wieselflinken Augen. Mißtrauisch ließ er seine Blicke über mich gleiten,

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