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Black CATS - Parrish, L: Black CATS

Black CATS - Parrish, L: Black CATS

Titel: Black CATS - Parrish, L: Black CATS Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leslie Parrish
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Etablissements wie diesem, die an abgeschiedenen Seitenstraßen lagen und ihre Zimmer stundenweise an Pärchen vermieteten, die dort ihre heimlichen Affären auslebten – oder monateweise an frisch entlassene Häftlinge, die keinen anderen Platz zum Schlafen fanden. Wahrscheinlich hatte der Täter in einiger Entfernung geparkt, sich dann durch eines der vielen Wäldchen in der Umgebung genähert und auf seine Beute gewartet. Um sein Opfer tiefer in das Zimmer hineinzulocken, hatte er sicher einen Gegenstand in Sichtweite platziert – ein Spielzeug, oder eine Puppe? – und hinter der Tür abgewartet, bis Fuller ganz hereingetreten war und der Axt seinen ungeschützten Rücken darbot.
    Das alles sah Wyatt vor seinem geistigen Auge: ein Szenario, mit dem er in den vergangenen Wochen vertraut geworden war, seit er zum ersten Mal von dem Fall in New Jersey gelesen hatte und hingefahren war, um mit den Ermittlern zu sprechen. Das Cyber Action Team , das er beim FBI leitete, hatte den Auftrag, Morde mit Internetbezug aufzuklären. Daher war es ganz normal, dass dieser Fall auf seinem Schreibtisch gelandet war. Schließlich war das Opfer übers Internet von einem Täter geködert worden, den es in einem anonymen Chatroom auf einer Kinderporno-Site kennengelernt hatte.
    Doch eine Sache an dem Fall hatte Wyatt irritiert, seit er die Akte das erste Mal gelesen hatte. Und das hatte ihn dazu veranlasst, die ganze Angelegenheit für sich zu behalten, nach New Jersey zu fahren und sich auf eigene Faust ein bisschen umzusehen.
    Er war über den Namen des Kindes gestolpert, mit dem das Opfer sich hatte treffen sollen: Zach. Mit dem süßen, kleinen siebenjährigen Zach, wie er in den E-Mails beschrieben worden war, die das Opfer mit seinem Mörder ausgetauscht hatte. Eigentlich war Zach ein weitverbreiteter Name, und dennoch erregte er Wyatts Misstrauen. Sein siebter Sinn oder etwas Ähnliches sagte ihm, dass er sich persönlich um diese Sache kümmern musste.
    Dann tauchte der zweite Fall auf, in Virginia. Und mit ihm ein zweiter Name, der nur allzu vertraut klang.
    Laura.
    Ganz normale Namen. Überhaupt nicht ungewöhnlich; an sich sollten sie für die Morde keine große Rolle spielen. Denn in keinem dieser Hotelzimmer hatte sich je ein Kind befunden, weder Mädchen noch Junge. Das waren lediglich Hirngespinste, mit denen die Triebtäter zu ihrer eigenen Hinrichtung gelockt wurden.
    Aber für Wyatt hatten diese Namen eine Bedeutung.
    Zach und Laura.
    Dieser Zufall hatte ihn hellhörig werden lassen. Genau wie die Blumen, die Lilien. Zuerst eine Callalilie, dann die Osterlilie. Aber diese hier, die Tigerlilie, war noch bedeutsamer. Noch vielsagender.
    Ausgerechnet eine Tigerlilie. Nachdem sie bei diesem letzten Fall, bevor alles so furchtbar schiefging, unter dem Namen Tiger Lily aufgetreten ist.
    Verdammt. Jetzt wurde es wirklich verzwickt. Und er musste dringend etwas unternehmen. Als Allererstes musste er Brandon Cole erzählen, was hier passiert war. Wenn jemandem die Sinnhaftigkeit der Lilie, die der Täter dieses Mal hinterlassen hatte, die Sprache verschlagen würde, dann war es Brandon. Du warst derjenige, der ihr den Spitznamen Tiger Lily gegeben hat, nicht wahr?
    »Ich hätte dich da raushalten sollen«, brummte Wyatt, ohne auf den neugierigen Blick zu achten, den der Kriminaltechniker ihm zuwarf. Wyatt bereute es, Brandon noch tiefer in die Sache hineingezogen zu haben. Die ganze Angelegenheit konnte ihnen jederzeit um die Ohren fliegen – und das Ende ihrer beider Karrieren bedeuten – , und Wyatt hoffte inständig, dass er, wenn er unterging, den jungen Mann nicht noch mit sich riss.
    Er hatte einfach nur eine zweite Meinung einholen wollen, hatte wissen wollen, ob er den Verstand verloren hatte, weil er so viel in die Blumensorte und in die Namen der Kinder hineininterpretierte. Brandon hatte eingeräumt, dass das alles vielleicht wirklich etwas zu bedeuten hatte. Aber jetzt gab es kein Vielleicht mehr. Nicht für Wyatt. Die Namen, die Blumen, die Opfer, der Beweggrund, der Zorn – das alles war zu eindeutig.
    Außer ihm und Brandon wusste niemand von dieser Ermittlung. Keiner der Agenten oder IT -Spezialisten, die in Wyatts Abteilung arbeiteten. So viel zu Teamgeist, Loyalität und Kameradschaftlichkeit! Ihre Fähigkeit, sich aufeinander abzustimmen, einander völlig zu vertrauen, hatte ihnen bei ihren bisherigen Fällen einen enormen Vorteil verschafft. Und nun war er derjenige, der von diesem Kurs abwich –

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