Black Dagger 15 - Vampirseele
hätte, der sich darum sorgte, wie er abschneiden würde. Er wollte keine Schonung und auch keine Sonderbehandlung. Aber nun war er ganz auf sich allein gestellt, getrennt von allen um ihn herum, getrennt durch eine Linie, über die er blicken, die er aber nie überschreiten konnte.
Ein Leben ohne Familie war wie ein unsichtbares Gefängnis. Die Gitterstäbe der Einsamkeit und der Heimatlosigkeit rückten immer enger zusammen, während die Jahre vergingen und er Erfahrungen sammelte, die ihn dermaßen isolierten, dass nichts mehr ihn berührte und er ebenso nichts mehr berührte.
Darius blickte nicht zum Lager zurück, als er auf die vier zuging, die gekommen waren, um ihn abzuholen. Bloodletter wusste, dass er ins Feld zog, und scherte sich nicht darum, ob er zurückkehren würde oder nicht. Und die anderen Schüler waren genau wie er.
Als er näher kam, wünschte er sich, er hätte mehr Zeit, um sich auf die Prüfung seines Willens, seiner Stärke und seines Mutes vorzubereiten. Aber die Prüfung würde hier und jetzt stattfinden.
In der Tat verging die Zeit wie im Fluge, selbst wenn man wollte, dass sie im Schneckentempo verging.
Er trat vor die Brüder hin und sehnte sich nach einem freundlichen Wort, einem guten Wunsch oder einem Vertrauensschwur von jemandem. Als nichts davon kam, sandte er ein kurzes Stoßgebet an die heilige Mutter seines Volkes:
Gütige Jungfrau der Schrift, bitte lass mich nicht versagen.
1
Noch so ein verdammter Schmetterling!
Als sich R.I.P. ansah, wer da gerade sein Tätowierstudio betrat, war er sich sicher, dass er heute wieder einmal einen dieser verdammten Schmetterlinge stechen musste. Oder auch zwei.
Ja, die beiden langhaarigen Blondinen, die gerade albern kichernd auf seine Assistentin zukamen, würden sich definitiv keinen Totenschädel oder etwas Ähnliches in ihre Haut ritzen lassen.
Diese Paris Hiltons und ihr » Ach, was sind wir doch unartig«-Getue ließen ihn auf die Uhr blicken … und wünschen, dass er seinen Laden jetzt schon zugesperrt hätte, anstatt erst um ein Uhr morgens.
Mann … was für einen Scheiß er doch für Geld machte! Die meiste Zeit waren sie ihm ziemlich egal, die geistigen Fliegengewichte, die in sein Studio kamen, um sich tätowieren zu lassen. Aber heute Abend nervten ihn die zuckersüßen Sahneschnitten mit ihren tollen Ideen. Es war sehr schwer, Begeisterung für ein Hello Kitty -Set zu heucheln, wenn man gerade drei Stunden lang an einem Erinnerungsporträt für einen Biker gearbeitet hat, der seinen besten Freund auf der Straße verloren hatte.
Mar, seine Assistentin am Empfang, kam zu ihm herüber. » Hast du Zeit für einen Quickie?« Sie zog die gepiercten Augenbrauen nach oben und rollte die Augen. » Es sollte nicht allzu lange dauern.«
» Okay.« Er nickte in Richtung seines Polsterstuhls. » Dann bring die erste hier herüber.«
» Sie wollen es gemeinsam machen lassen.«
Aber klar doch. » Fein. Dann bring doch auch noch den Hocker aus dem Hinterzimmer her.«
Als Mar hinter einem Vorhang verschwand und er mit den Vorbereitungen begann, hielten sich die beiden Tussis am Empfang an den Händen und schnatterten aufgeregt über die Einverständniserklärung, die sie unterschreiben sollten. Von Zeit zu Zeit warfen ihm beide mit weit aufgerissenen Augen Blicke zu, als ob er mit all seinen Tattoos und Piercings ein exotischer Tiger sei, den sie im Zoo bewunderten … und offensichtlich gefiel er ihnen.
Ah ja. Lieber würde er sich selbst die Eier abschneiden, als die beiden flachzulegen – und sei es nur aus Mitleid.
Nachdem Mar das Geld kassiert hatte, brachte sie die beiden zu ihm herüber und stellte sie als Keri und Sarah vor. Das war mehr, als er erwartet hatte. Er hatte sich schon auf Tiffany und Brittney gefasst gemacht.
» Ich hätte gerne einen Regenbogenfisch«, meinte Keri und ließ sich mit einem aufreizenden Hüftschwung auf den Polsterstuhl gleiten. » Genau hier.«
Sie zog ihre kurze, enge Bluse hoch, öffnete den Reißverschluss ihrer Jeans und schob den oberen Rand ihres rosa Tangas nach unten. Ihr Bauchnabel war mit einem Ring gepierct, an dem ein Herz aus rosarotem Strass hing, und es war offensichtlich, dass sie sich ihre Körperbehaarung entfernen ließ.
» Fein«, meinte R.I.P. » Wie groß?«
Keri, die Verführerin, schien ein wenig ernüchtert – als ob ihre zweifelsohne hundertprozentige Erfolgsquote bei College-Footballspielern sie hatte glauben lassen, dass er angesichts des Stückchens
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