Blacklist - Blacklist - Blacklist
aber sie hat Benjis Leben aufs Spiel gesetzt, als sie mit ihm flüchtete. Sie kann sich eine Auszeit von der Schule nehmen, um über ihr Leben nachzudenken; Benjis Mutter und Schwestern können nicht einmal nach Amerika kommen, um an seinem Grab zu trauern, und weiß der Himmel, wovon sie nun leben sollen.«
»Ja, das ist ganz und gar nicht richtig«, sagte Geraldine. »Sie in dieser Bedürftigkeit zu belassen. Ich werde mit Catherine sprechen, wenn sie bei Darraugh wohnt, und sie daran erinnern, dass sie sich um Benjis Familie kümmern muss.«
Sie erhob sich mithilfe ihres Stocks, um mich zur Tür zu bringen. »Ich hoffe, Sie statten mir wieder einmal einen Besuch ab, trotz Ihrer Vorbehalte gegenüber der Moral von New Solway.«
Ich ging langsam den gewundenen Weg entlang und versuchte, das bedrückende Gefühl abzuschütteln, das die Unterhaltung bei mir hinterlassen hatte. Die Reichen sind anders als du und ich: Sie haben mehr Geld, und sie haben mehr Macht.
Schließlich wanderte ich zu meinem Wagen, der nach totem Fisch stank. Ich erlaubte mir eine melodramatische Anwandlung und stellte mir vor, es sei der Gestank von New Solway, der mich nach Chicago begleite. Aber es war bloß Mitch, der seinen hündischen Gefühlen nachgegeben hatte. Ich machte alle Fenster auf und fuhr über die Mautstrecke, um so schnell wie möglich nach Hause zu kommen.
Dort zerrte ich Mitch die Hintertreppe hoch und band ihn am Verandageländer fest. Dann holte ich Eimer und Bürste aus der Küche. Er war völlig mit Schaum bedeckt, als das Telefon klingelte; ich überlegte, ob ich drangehen sollte, und im letzten Moment, bevor der Anrufbeantworter sich einschaltete, raste ich in die Küche und nahm den Anruf dort an.
Ein Mann mit italienischem Akzent meldete sich. Er suche Victoria Warshawski, ob ich das sei? Er sei Giulio Carrera von
Humane Medicine.
Mir blieb fast das Herz stehen. Die Bürste fiel polternd zu Boden.
»Morrell?«
»Ja. Morrell ist bei uns. Er wurde angeschossen, auf dem Land. Wir wissen noch nicht genau, was passiert ist, aber einheimische Frauen haben ihn gefunden und sich seiner angenommen. Durch Gerüchte haben wir ihn aufgespürt und heute Morgen nach Zürich geflogen.«
»Ist er am Leben?«
»Er ist am Leben. Die Frauen haben ihn gerettet. Er ist schwach, aber er hat uns Ihre Telefonnummer gegeben und gesagt, wir sollten Sie anrufen. Er sagte, wir sollten Ihnen ausrichten, dass er nicht am Khyberpass angeschossen wurde. Verstehen Sie das?«
Ich lachte zittrig; meine Angst, dass man ihn erschießen und am Khyberpass liegen lassen würde - er konnte sich daran erinnern, er erinnerte sich an meine Telefonnummer, sein Gehirn war unversehrt. Er erinnerte sich an mich. »Wo ist er?«
Carrera gab mir den Namen der Klinik durch. Ich ließ Morrell alles Mögliche ausrichten, redete Englisch und Italienisch wirr durcheinander. Lange nachdem Carrera aufgelegt hatte, stand ich immer noch da und drückte den Hörer an die Brust, das Gesicht tränennass. Manchmal hat das Leben ein Einsehen und gönnt uns, mitten in Elend und Leid, einen Lichtblick.
DANK
Von Dr. Sarah Neely habe ich wichtige medizinische Informationen bekommen. Jill Koniecsko hat mir geholfen, mit Lexis-Nexis zurechtzukommen. Judy Phillips wusste genau, wie ein »robber baron« 1903 einen Zierteich angelegt hätte. Jesus Mata war V.I. mit dem mexikanischen Restaurant in ihrem Viertel behilflich. Sandy Weiss erwies sich als Magier bei allen technischen Fragen, und Jolynn Parker's Fact Factory erbrachte wie immer verblüffende Ergebnisse. Eva Kuhn beriet mich bei Catherine Bayards Musikgeschmack. Der senior C-Dog lieferte in bewährter Manier geistreiche Improvisationen für die Kapitelüberschriften, die, wie immer, in liebevoller Erinnerung an Don Sandstrom gestaltet wurden, dem sie ganz besonders am Herzen lagen.
Michael Flug, Archivar der Vivian Harsh Collection, hat mir sehr geholfen, indem er mir Zugang zu Material über das Federal Negro Theater Project ermöglichte. Margaret Kinsman hat mich dieser wunderbaren Quelle in meinem eigenen Haus zugeführt.
Der große forensische Pathologe Dr. Robert Kirschner starb im Sommer 2002. Seine Präsenz in Gefängnissen und an Massengräbern von Nigeria bis Bosnien, von El Salvador bis zur South Side von Chicago, sorgte für ein Maß Gerechtigkeit gegenüber Opfern von Folter und Massenmord, und ihn zu verlieren ist schmerzhaft. Trotz der Gewichtigkeit seiner Tätigkeit fand Dr. Kirschner Freude an
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