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Blaine McCracken 6: Der Tag Delphi

Titel: Blaine McCracken 6: Der Tag Delphi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
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war alles, abgesehen vom Badezimmer. Ach Gott, wie dringend wollte er duschen. Was von seinem Hemd übrig war, war völlig verschwitzt. Seine langen Haare waren feucht und verfilzt.
    Aber die Dusche mußte warten. Das Telefon stand auf dem Tisch, und er knipste die kleine Lampe darüber an, bevor er Kristens Nummer wählte. Die Augen auf die heruntergelassene Jalousie gerichtet, immer in Erwartung von durchschimmernden Scheinwerfern, wartete er sehnsüchtig darauf, daß seine Schwester den Hörer abnahm. Er ließ die verletzte Hand hinabhängen, und das Blut tropfte ungehindert auf den Teppich.
    Ein Freizeichen. Noch eines.
    »Komm schon«, drängte er. »Komm schon.«
    Das dritte Freizeichen. Dann ein Klicken.
    Gott sei Dank!
    »Kristen«, begann David.
    »Hallo, hier spricht Kristen Kurcell. Ich bin jetzt nicht zu Hause, aber nach dem Signalton können Sie eine Nachricht …«
    »Verdammt!«
    Fünf Uhr an diesem verfluchten Morgen, und sie war nicht zu Hause. Oder vielleicht war sie zu Hause und hatte nur den Anrufbeantworter angestellt, damit das Telefon sie nicht wecken konnte. Die Ansage war zu Ende. Der Pfeifton kam.
    »Kristen, bist du da? Kristen, hier ist David. Wenn du da bist, nimm bitte ab. Nimm ab!«
    Am Ende schrie er fast. Er begriff, daß sie entweder nicht zu Hause war oder ihn nicht hören konnte.
    »Na schön«, fuhr er fort, wieder etwas gefaßter. »Ich habe Probleme, Kris, große Probleme. Du wirst es nicht glauben, aber vor einer Stunde habe ich gesehen …«
    Die Tür des Motelzimmers wurde eingeschlagen. Die Kette rasselte. Splitter und Holzbruchstücke flogen in alle Richtungen.
    »Nein«, murmelte David, und dann schrie er: »Nein!«
    Der große Mann in Schwarz mit dem unpassenden strohfarbenen Haar auf dem Stützpunkt tauchte zwischen den Überresten der Tür auf. David hatte den Mund aufgerissen, um zu schreien, als das Gewehr in der Hand des Mannes zweimal dröhnte. Er spürte die Kugeln wie Tritte gegen seine Brust, seine Schultern wurden gegen die Wand geworfen. Das Telefon entglitt ihm. Seine Füße gehorchten ihm nicht mehr. Er fühlte, wie er zu Boden stürzte. Seine Augen sahen zuletzt nur noch den Telefonhörer, der über der Blutlache baumelte, die seine verletzte Hand verursacht hatte.
    Dann stand der große Mann bedrohlich über ihm, und etwas Glänzendes senkte sich auf Davids Kopf. Bevor es in ihn eindrang, verdrängte die Dunkelheit alles andere.

ERSTER TEIL
COCOWALK 

    DAS CIA-HAUPTQUARTIER:
Donnerstag, 14. April 1994, 22 Uhr
     

Erstes Kapitel
    Clifton Jardine, Direktor der Central Intelligence Agency, sah von der letzten Seite des vor ihm liegenden Berichts hoch.
    »Wie viele Kopien gibt es davon, Mr. Daniels?«
    »Nur das Original, das sie lesen«, gab Tom Daniels mit hoher und etwas angespannter Stimme zurück. »Ich habe es selbst getippt.«
    »Auf Diskette?«
    »Mit einer Olivetti. Tut mir leid wegen der Tippfehler.«
    Daniels war vierzig Jahre alt und vom College zur Company gegangen. Seit damals hatte er in einer ganzen Reihe von ausländischen Niederlassungen zufriedenstellende Arbeit geleistet, bevor er zurückgerufen worden war, um die bescheidene Stellung des Assistenten eines stellvertretenden Direktors des Geheimdienstes zu übernehmen. Es war eine nominelle Beförderung jener Art, die der Firma es ermöglichte, ihn in der Bürokratie zu begraben, für die er am besten geeignet schien. Er war groß und schlaksig, seine einfachen Anzüge saßen alle gleichermaßen schlecht. Er hatte das Haar gegen die natürlichen Wellen gestriegelt; er trug eine Brille mit Gläsern, deren Tönung sich je nach Helligkeit veränderte, doch sie schienen sich auch in geschlossenen Räumen nie aufzuhellen, verbargen jeden Ausdruck, den seine Augen hätten mitteilen können. Seine Stimme war hoch und piepsig. Clifton Jardine konnte sich nicht erinnern, jemals einem Mann mit weniger Charisma begegnet zu sein. Daniels ließ nicht das geringste Maß an Vertrauen aufkommen, doch der Bericht, den der Direktor nun wieder durchblätterte, sprach für sich selbst.
    »Sie werden bemerken, daß der Anhang die genauen Reiserouten der Subjekte enthält, Sir.«
    Jardine sah von den Seiten hoch. »Subjekte oder Verdächtige, Mr. Daniels?«
    »Ich gehe von letzterem aus.«
    Jardine fand die entsprechende Seite des Anhangs und antwortete, während er noch las. »Für solche Männer sind ausgedehnte Reisen nicht ungewöhnlich.«
    »Dabei sollte Ihnen auffallen, Sir, daß ein jeder von ihnen im

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