Bleib bei mir, Greg
McTavish freudig hinter der Tür hin-und herlaufen sehen, aber es gab kein Anzeichen dafür, dass noch jemand ihm Haus war.
Er klopfte an die Tür und wartete. Schließlich sah er, wie Fiona langsam die Treppe hinunterkam und McTavish beruhigte.
Dann öffnete sie die Tür und starrte ihn an, als wäre ihr ein Geist erschienen.
Jetzt, da er sie vor sich sah, war Greg so überwältigt, dass er kein Wort herausbrachte. Am liebsten hätte er sie einfach in die Arme gezogen und sie angefleht, nie mehr von ihm zu gehen.
„Greg?“ stieß sie schließlich atemlos hervor.
Er nickte nur, da er seiner Stimme nicht traute.
McTavish bahnte sich seinen Weg an Fiona vorbei und begrüßte Greg auf seine eigene Weise. Greg wandte sich ihm erleichtert zu. Er war froh, einen Moment abgelenkt zu sein. Das gab ihm die Möglichkeit, seine Gefühle wieder in den Griff zu bekommen. „Es ist schön, dich wiederzusehen, mein Junge“, murmelte er und streichelte den großen Kopf der Bulldogge.
Fiona schien sich plötzlich wieder an ihre gute Erziehung zu erinnern. „Komm doch bitte herein“, forderte sie ihn auf. „Es ist kalt draußen.“ Sie trat zur Seite und ließ McTavish und Greg herein.
„Was für ein wunderschönes Haus du hast“, sagte er, während er sich im Flur umschaute.
Sie lächelte. „Danke. Aber es ist viel zu groß für eine Person. Ich versuche zu überlegen, was ich damit machen soll.“
„Du willst es verkaufen?“ fragte er überrascht.
„Ich weiß es noch nicht. Meine Eltern haben hier gelebt, und mein Vater hatte hier auch seine Praxis. Vielleicht gehe ich wieder auf die Universität und schließe mein Medizinstudium ab. Dann könnte ich die Praxisräume in Gebrauch nehmen.“
Er warf einen Blick in einen der vorderen Räume, der wie ein komfortabler Warteraum aussah. „Könnte ich irgendwo mit dir sprechen?“
Ohne ein Wort zu sagen, drehte sie sich um und führte ihn in den hinteren Teil des Hauses. Sie öffnete eine Tür und ging mit ihm in das Wohnzimmer, in dem viele der Dinge standen, die er bereits vom Cottage her kannte.
„Warum bist du von Glen Cairn weggegangen?“ fragte er, während er sich neugierig umsah.
„Es war an der Zeit“, erwiderte sie. Als er nicht antwortete, fuhr sie fort: „Ich hatte nicht erwartet, dich wiederzusehen. Warum bist du hier?“
Er drehte sich um und sah, dass sie immer noch im Türrahmen stand. Irgendwie wurde er das Gefühl nicht los, dass sie sich den Fluchtweg offen halten wollte.
Sie sah sehr blass aus, und dunkle Schatten lagen unter ihren Augen. Gern hätte er sie gefragt, ob sie krank gewesen war, aber er zögerte.
Fiona ging zu einem der Sessel hinüber, setzte sich und bedeutete ihm mit einer Handbewegung, ebenfalls Platz zu nehmen. Er ließ sich in den Sessel neben ihr nieder und lehnte sich vor.
„Geht es dir nicht gut?“ fragte er, weil es ihm doch nicht gelang, seine Sorge zu verbergen.
Sie errötete. „Ich bin ein wenig müde“, gab sie zu. „So ein Umzug macht viel Arbeit.“
Er nahm ihre Hand, da er sich nicht noch länger zurückhalten konnte.
„Entschuldige, dass ich abgereist bin, ohne Abschied zu nehmen. Noch nie im Leben ist mir etwas so schwer gefallen, wie dich zu verlassen.“
Ihr Gesicht hellte sich auf. „Ich wusste doch, dass du deinen Flug erreichen musstest.“
Er holte tief Luft und begann, das zu erzählen, was er ihr schon längst hätte sagen sollen.
„Ich heiße Gregory Alan Dumas. Ich habe mein ganzes Leben in New York gelebt.
Meine Mutter starb, als ich noch ein Kind war, und ich musste bei meinem alkoholkranken Vater leben, bis ich alt genug war, für mich allein zu sorgen.“
Er räusperte sich. Von seinem Leben zu berichten war viel schwerer, als er gedacht hatte. „Ich entschied, dass es besser sei, auf der Seite des Gesetzes zu stehen, und wurde Polizist.“
Er legte eine Pause ein und atmete noch mal tief durch. „Vor acht Jahren traf ich Julian Noreen Santini. Wir heirateten und bekamen eine Tochter. Vor drei Jahren wurde sie bei einem Überfall auf einen Supermarkt erschossen. Ich hatte zwar gerade keinen Dienst, aber ich war dennoch Polizist, also blieb ich, um die Gangster zu überwältigen, und Jill starb dabei.“
Greg hörte seine eigenen Worte, die objektive Erklärung, warum Jill gestorben war, ohne dieses Mal den tiefen Schmerz des Verlustes dabei zu empfinden. Zum ersten Mal gestand er sich ein, dass ihr Tod ein tragischer Unfall war, den er nicht hätte verhindern können.
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